Bremerhaven. ProA-Ligist Phoenix Hagen ist in Bremerhaven lange ebenbürtig, aber die Eisbären haben stets eine Antwort parat. Zwei Hagener spielen stark auf.
Selten hat sich ein Basketballer von Phoenix Hagen mit so viel Hingabe eingesetzt wie Jermaine Bishop in der 34. Minute des Auswärtsspiels bei den Eisbären Bremerhaven. Als der US-Guard nach vorne sprang, um einen Pass abzufangen, landete er unsanft auf dem Anschreibetisch. Laptop, Mikrofon und ein Notizbuch fegten zu Boden, eine Plexiglasscheibe zerbrach, doch Bishop blieb unversehrt. Der Ball landete in den Händen von Joel Aminu, der einen Dreier versenkte – 72:66, eigentlich noch alles drin für die Gäste am späten Mittwochabend.
Aber Bremerhaven, der Tabellenvierte der 2. Bundesliga ProA, konterte jedes Aufbäumen der Hagener erbarmungslos; auch nach der durch Bishops Sturzflug veranlassten Spielpause. Erst traf Marvin Heckel einen Dreipunktewurf, Will Daniels tat es ihm kurz danach gleich, und die eiskalten Eisbären waren wieder auf 78:66 enteilt (36.). Phoenix kam eine Minute vor Schluss durch einen Dunking von Jannik Lodders noch mal auf 84:80 heran, aber Bremerhaven ließ sich den Heimsieg nicht mehr nehmen. Mit 86:80 (38:41) gewannen die Norddeutschen die Nachholpartie des 10. Spieltags.
Das sagt Hagens Trainer Chris Harris
Eine reelle Siegchance gehabt, gut gekämpft, erhobenen Hauptes die Heimreise angetreten: Dieses Fazit konnte man nach den bislang zwölf Auswärtsspielen von Phoenix Hagen oft ziehen, aber die nackten Zahlen bleiben enttäuschend. Nur eine Begegnung in fremder Halle entschied die Mannschaft von Trainer Chris Harris für sich, und zwar die jüngste Partie vom Wochenende in Paderborn, alle anderen Male gingen die Hagener als Verlierer vom Feld.
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„Wir hatten hier heute eine gute Chance und können erhobenen Hauptes Bremerhaven verlassen. Wir haben bis zum Schluss alles gegeben“, sprach Harris seinem Team ein Lob aus. „Die Eisbären haben verdammt gut getroffen. Man merkte sie sind ein Topteam, das einen super Lauf hat.“
Zu viele Ausfälle bei Phoenix Hagen
Bei Phoenix war mal wieder Karrington Ward der beste Basketballer. 22 Punkte, drei Dreier, vier Rebounds und ein paar schöne Flugeinlagen: Der US-Flügel, der erst im Februar ins Hagener Team wechselte, spielt konstant wie kein anderer im Team der Volmestädter. Auch Bishop zeigte sich wieder von seiner guten Seite (17 Punkte, 5 Rebounds, 5 Assists). Um aber beim Spitzenteam Bremerhaven zu gewinnen, hätten noch einige andere Athleten im blau-gelben Dress überzeugen müssen.
Kyron Cartwright und Rückkehrer Marcel Keßen fanden nicht ins Spiel, und Joel Aminu fiel mit vier Ballverlusten zu ungünstigen Zeitpunkten mehr negativ als positiv auf. „Aber wir sind ein Team, und andere haben dafür heute viel gepunktet“, wollte Harris niemandem einen Vorwurf machen.
Guter Start der Hagener
In der ersten Hälfte sah es aus Hagener Sicht noch verheißungsvoll aus. Baumann per Korbleger, Ward von der Dreierlinie und wieder Baumann aus der Nahdistanz brachten Phoenix mit 10:19 (9.) in Front. Auch wenn sich die Gäste den Strapazen von vier Spielen in nur zwölf Tagen aussetzen mussten: Sie wirkten frischer. Aber Bremerhaven ließ sich in eigener Halle nicht einfach so überrumpeln. Mit einem 10:0-Lauf in nur zwei Minuten holten sich die Norddeutschen die Führung zurück (20:19/11.). Im Phoenix-Spiel häuften sich die Fehler: Fuß im Aus, Offensivfoul, Pass in die Arme der Gegner.
Beim 35:30 (18.) für die Eisbären bat Harris seine Basketballer zum Gespräch an der Seitenlinie. Die Auszeit hatte Wirkung. Ward stopfte das Alley-Oop-Anspiel durch den Korb, ehe der andere Mann der ersten Hälfte, Jermaine Bishop, drei Dreipunktewürfe in Folge zum 38:41-Halbzeitstand durchs Netz schickte.
Davis’ Dreier tut Phoenix richtig weh
Nach der Pause machte Bishop munter weiter und erhöhte mit vier Punkten in Folge auf 40:45 (23.), aber wieder schwächelte Hagen, wieder nutzten die Eisbären das konsequent zu einer 10:0-Serie (50:45/25.). Bremerhavens zermürbende Verteidigung machte Phoenix das Leben schwer, und in der Offense wurden die Gastgeber immer treffsicherer.
Einen spektakulären Dreier im Rückwärtsfallen und über die ausgestreckten Arme von Lodders versenkte Trey Davis zum 63:54 (30.) – ein bitterer Treffer aus Sicht der Hagener. Daraus, dass der Eisbären-Topwerfer schon in der ersten Halbzeit vier Fouls beging, schlug Phoenix kein Kapital.
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Bremerhaven schwächelte nur noch selten und ließ sich den Heimsieg nicht mehr nehmen, auch wenn der Einsatz der Gäste zum Ende hin noch so hingebungsvoll war.
+++ Statistik +++
Bremerhaven: Pölking (2), Daniels (13, 5 Rebounds), Kruhl, Kindzeka (12, 4/7 Dreier), Heiken, Hoppe (6), Ugrai (12), Heckel (10, 7 Rebounds), Moore (17, 2/7 Dreier, 8 Reb., 3 Steals), Yebo (2), Davis (14, 5 Reb., 4 Assists).
Phoenix: Bishop (17, 3/8 Dreier, 5 Rebounds, 5 Assists), Cartwright (3), Giese, Keßen (6), Loch, Zdravevski (3), Lodders (11, 3/5 Dreier, 4 Steals), Aminu (8), Ward (22, 3/7 Dreier) Baumann (10, 7 Reb.).
Team-Statistiken: Feldwurfquote 50:44 Prozent, Dreier 50:38 Prozent, Freiwürfe 88:79 Prozent, Rebounds 33:33 (offensiv 9:12), Assists 21:19, Fouls 19:18, Blocks 4:2, Steals 6:9, Ballverluste 14:15.