Gelsenkirchen. Die Gelsenkirchener Kampfsportlerin Mandy Böhm widmet sich einer neuen Herausforderung. Am Samstag steht schon ihr erster Profi-Kampf an.
An eine Sache muss sich Mandy Böhm in Zukunft gewöhnen: das deutsche Wetter. Während sich ihr Ehemann Khurshed Kakhorov gerade in Las Vegas bei angenehmen 20 Grad auf seinen nächsten Kampf vorbereitet, ist die 34-Jährige damit beschäftigt, die neue gemeinsame Wohnung in Gelsenkirchen herzurichten. Das Wetter ist aber das einzige, worüber die Kampfsportlerin gerade gerne und offen meckert. Über den Rest, die Veränderungen, die nun anstehen und die sie schon hinter sich gebracht hat, verliert sie kein böses Wort. Wie ein Mantra trägt sie seit einigen Wochen schon einen Satz vor sich her: „Es ist Zeit, nach Hause zu kommen.“
Jahrelang war Mandy Böhm in der Welt als Mixed-Martial-Arts-Kämpferin unterwegs. Zu Hause, das war die Trainingshalle, das Oktagon, in dem ihre Kämpfe stattfanden. Unter dieses Nomadenleben hat sie nun einen Schlussstrich gezogen. Einen selbstgewählten. „Ich liebe neue Herausforderungen“, sagt sie mit Euphorie in der Stimme. Und diese neue Herausforderung ist das Boxen. „Ich habe die MMA-Gloves gegen Boxhandschuhe eingetauscht.“
Mandy Böhm: Wechsel zum klassischen Boxen ist ein durchdachter Schritt
Der Wechsel von MMA zum klassischen Boxen kam nicht aus einer Laune heraus. Es war ein wohl durchdachter Schritt. Zwar hatte die UFC ihr einen Vertrag für vier weitere Kämpfe vorgelegt, den lehnte sie aber zugunsten des Boxens ab. Nach ihrem ersten UFC-Sieg im dritten Kampf gegen die Südkoreanerin Ji Yeon Kim hatte sie Hass-Nachrichten erhalten. Das sorgte für Belastung. Einen großen Einfluss auf ihre Entscheidung hätten die „widerlichen Nachrichten“ aber nicht. „Ich bin der Meinung, dass ich niemandem etwas schuldig bin“, sagt sie. „Ich mache es nur für mich selbst.“ Ihre Chance im Boxen wolle sie jetzt nutzen. Von dem Oberhausener UGRO-Profiboxstall habe sie ein „sehr, sehr gutes Angebot“ erhalten.
Das Finanzielle ist aber nur eine Seite der Medaille. Da ist zum einen natürlich die neue Herausforderung, die Böhm so liebt. Andererseits „kann ich mich endlich vor heimischem Publikum präsentieren“. Das war im MMA bislang kaum oder nur eingeschränkt möglich. Der Markt in Deutschland dafür ist zwar vorhanden, mit dem im Boxen aber nicht zu vergleichen.
So findet Mandy Böhms erster Kampf nun nicht etwa in Peking, Paris oder an einem beliebigen anderen Ort auf der Welt statt, sondern in Düsseldorf. Beim Classic Boxing in der Classic Remise am 18. November wird sie ihr Debüt geben. Gegen wen sie kämpft, weiß sie noch nicht, es ist ihr auch egal. „Ich will mich auf mich selbst konzentrieren“, sagt sie.
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In ihren eigenen Augen ist sie zwar eine „blutige Anfängerin“ im Boxen, aber mit den Grundzügen kennt sie sich nach Jahren in MMA und UFC aus. „MMA ist wie Tanzen, in dem ganz viele unterschiedliche Stile zusammenkommen. Boxen ist wahrscheinlich der Rock’n’Roll. Es ist ein anderes Tempo, ein anderes Volumen an Schlägen. Es bleibt zwar Tanzen, aber es ist ein komplett anderer Stil.“ Obwohl sie die Grundtechniken beherrscht, hat sie in den letzten Monaten noch einmal an ihrer Technik gefeilt. „Ich habe jetzt einen neuen Trainer, ein neues Umfeld. Das ist schon eine schwierige Umstellung.“
Umso wichtiger ist es für die gebürtige Gelsenkirchenerin, dass sie nun eine feste Basis hat: ihre Heimatstadt. „Die UFC ist wirklich super, aber ich will zu Hause sein. Ich genieße es in Gelsenkirchen zu sein, hier habe ich meine Leute, die auch stolz auf mich sind. Diese guten Leute machen Gelsenkirchen aus.“ Damit im Rücken lässt sich wohl auch das schlechte Wetter in Deutschland ein wenig besser aushalten.