Gelsenkirchen. Der Erler SV 08 gewinnt das Derby bei SSV Buer II mit 4:2. Marvin Scholz trifft dreifach, Buer-Trainer Malkoc beklagt 45 Minuten „Ballett-Tanz“.
Das 20. Jahrhundert setzte sich im Fußball-Bezirksliga-Derby an der Löchterheide gegen das 21. Jahrhundert durch. Auf diese Kurzformel könnte man den 4:2-Erfolg des Erler SV 08 bei der SSV Buer II reduzieren. Die Erfahrung der Gäste besiegte die noch fehlende Reife des Gastgebers.
Der 28 Jahre alte Gianluca D’Acquisto war der einzige Spieler in der Startformation der Bueraner, der zur Jahrtausendwende schon das Licht der Welt erblickt hatte. Im Gegensatz dazu die Erler: In ihrer ersten Elf stand kein einziger Akteur, der erst nach 1999 geboren wurde. Mit seinen 26 Jahren war Marvin Scholz der jüngste Spieler in Reihen des ESV 08.
SSV Buer II - Erler EV 08: Drei Treffer von Marvin Scholz
Ausgerechnet er, der Sohn des ehemaligen Erler Trainers Hartmut Scholz, avancierte am Nordring zum Matchwinner. Er erzielte drei der vier Gäste-Treffer. „Marvin ist einfach brutal mit seinem Körper und mit seiner Dynamik“, schwärmt sein aktueller Coach Michael Czerwinski.
Das erste Mal war Marvin Scholz nach einer Viertelstunde zur Stelle. Nach einem klugen Zuspiel von Bünyamin Karagülmez umkurvte er Buers Torhüter Tobi Hebing, der kurzfristig für den am Oberschenkel verletzten Justin Wrobel einspringen musste, und schob zum 1:0 ein. Elf Minuten danach erhöhte er nach einem Freistoß von Francesco Schmidt mit einem Kopfball auf 2:0.
Seldin Malkoc klagt über „Ballett-Tanz“
So stand es auch zur Pause. Buers Trainer Seldin Malkoc war bis dahin extrem unzufrieden mit seiner Mannschaft. „Wir haben uns die Eier doch selbst reingelegt“, schimpfte er. „Mit einer Einstellung wie in der ersten Halbzeit kann man einfach kein Derby spielen. Das war Ballett-Tanz.“ Er hatte schon am Freitag schlechte Laune. Weil sich die meisten seiner Spieler die Schalker Zweitliga-Partie gegen Elversberg anschauen wollten, musste das Abschlusstraining ausfallen.
Mit der Einwechselung von Steffen Dörpinghaus und von Matteo Guidone wurde das Spiel des Gastgebers zur zweiten Hälfte besser. Zwei Minuten nach Wiederbeginn gelang Luca Kolaczek, eine Leihgabe aus der ersten Mannschaft, nach einer Hereingabe von Matteo Guidone das Anschlusstor. Und nur sieben Minuten später verwandelte Steffen Dörpinghaus einen von Torwart Niko Wollny an Matteo Guidone verursachten Foulelfmeter zum 2:2.
Spätestens in diesem Moment hatte Michael Czerwinski ein Déjà-vu. Schon eine Woche zuvor bei der 2:3-Heimniederlage gegen den FC 96 Recklinghausen hatte sein Team eine Pausenführung verspielt. Aber diesmal ging es aus der Sicht der Erler noch einmal gut. Dank der Unerfahrenheit der Bueraner und deren Leichtsinnigkeiten in der Defensive konnten sie die Partie doch noch für sich entscheiden.
Fußball in Gelsenkirchen: Weitere Berichte
- Warum es im Herbst zu den meisten Spielabbrüchen kommt
- Amateurfußball: Zahl der Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle steigt
- Nach 61 Jahren im Fußball: Ludwik Harelik geht mit Wehmut
- Kreispokal GE: So lange wehrt sich Middelich-Resse gegen YEG
Der dritte Erler Treffer durch Bünyamin Karagülmez zog den Bueranern den Stecker. Ihr Elan, mit dem sie nach der Pause aus der Kabine gekommen waren, war auf einmal verpufft. Marvin Scholz hatte keine Mühe, vier Minuten vor Schluss mit einem weiteren Kopfballtreffer nach einer Flanke von Jan Gendreizig den 4:2-Endstand zu erzielen. Die Entwicklung, die der ehemalige Spieler von Westfalia 04 in den vergangenen Jahren gemacht hat, ist enorm. Die jungen Bueraner dürfen also die Hoffnung haben, in einigen Jahren ähnlich gut zu sein.
Tore: 0:1, 0:2, 2:4 Marvin Scholz (15., 26., 86.), 1:2 Luca Kolaczek (47.), 2:2 Steffen Dörpinghaus (54., Foulelfmeter), 2:3 Bünyamin Karagülmez (64.).
SSV Buer II: Hebing, Mieberg, Wyzgolik, Nies (74. Miyanyedi), Kanke, H. Jozek, Yilmaz (46. Guidone), Kolaczek, Feldmann, D’Acquisto, Djatlev (46. Dörpinghaus).
Erler SV 08: Wollny, Auth, Bakir, Scholz, Schmidt (86. Sandmann), Karagülmez (90. Durdevic), Dziabel (54. Van), Jürgensen, Reydt, Vorholt (68. Moreno Krehl), Gendreizig (89. Barde).