Gelsenkirchen. Ludwik Harelik hat als Trainer aufgehört, er beendet seine Fußball-Laufbahn. Wie er zurückblickt – und wie er die heutige Spielergeneration sieht.
So abzutreten wie im Februar beim FC Horst 59, das hatte ich mir nicht gewünscht.“ Mit diesen Worten begründete Ludwik Harelik in diesem Sommer seinen Entschluss, beim SC Hassel II, dem Aufsteiger in die Fußball-Kreisliga A, anzufangen. Und er fügte seinerzeit hinzu: „Ich möchte irgendwann mal selbst bestimmen, wann Schluss für mich als Trainer ist.“
Jetzt hat der mittlerweile 69-Jährige von sich aus die Reißlinie gezogen. Er ist seit zwei Wochen nicht mehr Trainer des SC Hassel II. Nach nicht einmal vier Monate hat er sein Amt am Lüttinghof wieder zur Verfügung gestellt. Ein paar Tage danach legte er nach. Er verkündete: „Ich habe für mich entschieden, nicht mehr als Trainer an der Linie zu stehen. Schwer für mich, aber es geht nicht mehr.“
Ludwik Heralik: Keine Krönung der langen Laufbahn beim SC Hassel II
Ludwik Harelik hat zwar von sich aus den Schlussstrich gezogen, aber besonders glücklich ist er nicht über die Entwicklung in seinen letzten Monaten als Trainer. „Mein Ziel mit der zweiten Mannschaft des SC Hassel war es, die Qualifikation für die eingleisige Kreisliga A und damit für mich persönlich einen vernünftigen Abschluss zu schaffen. Das wäre die Krönung meiner langen Laufbahn gewesen.“
Diese Krönung blieb ihm verwehrt. Im Fußball ist zwar vieles möglich, aber der SC Hassel II wird nach zwei Aufstiegen hintereinander wohl wieder zurück in die Kreisliga B müssen. Der Rückstand auf die einstelligen Tabellenplätze ist bereits beträchtlich. Für die Mannschaft geht es in den nächsten Monaten vor allem darum, sich vernünftig aus dem Kreis-Oberhaus zu verabschieden. Ohne Ludwik Harelik.
61 Jahre im Fußball als Spieler und als Trainer
Wenn man mit Ludwik Harelik über seine letzten Trainer-Stationen spricht, kommt eine gewisse Enttäuschung zum Vorschein. „Fußball ist für mich Respekt, Leidenschaft und Ehrgeiz“, sagt er und berichtet über seine Erfahrungen, die er zuletzt gemacht hat: „Die Respektlosigkeit bei der jüngeren Spielergeneration, das ist ein No-Go. Es gibt Spieler, die schauen während des Gesprächs auf ihr Smartphone, aber nicht in dein Gesicht. Und hinter dem Rücken wird eine Opposition hergestellt, viele sind unzufrieden. In Hassel sind mir letztlich der große Kader und der fehlende Erfolg auf die Füße gefallen.“
Obwohl der Schluss nicht nach Wunsch verlief, darf Ludwik Harelik mit Stolz auf insgesamt 61 Jahre als Spieler und als Trainer zurückblicken. Angefangen hat alles im Alter von acht Jahren im Trikot des SC Schaffrath. „Mein erstes Spiel war gegen den SV Hessler 06. Das genaue Ergebnis weiß ich nicht mehr, aber wir haben zweistellig verloren“, erinnert er sich. „Danach bin ich erst einmal drei, vier Monate nicht mehr zum Fußball gegangen.“
1997 Fußballer des Jahres in Gelsenkirchen
Eine wohl schöpferische Pause, denn anschließend verbrachte er sehr erfolgreiche Jahre als Fußballer, hauptsächlich im überkreislichen Bereich. Er war bei der Spvgg Herten, bei Westfalia Buer, beim Erler SV 08 und beim FC Horst 59, wo er seine aktive Karriere im Alter von 43 Jahren aufgrund von Kniebeschwerden beendete. Im Jahre 1997 wurde der Mittelfeldmotor zum Fußballer des Jahres in Gelsenkirchen gewählt.
„Ich hatte Angebote vom VfL Bochum aus der Bundesliga, von der Spvgg Erkenschwick aus der Zweiten Liga und vom VfB Hüls aus der Oberliga“, erzählt Ludwik Harelik. „Aber ich bin da nicht hingegangen. Die Zeit für die Familie war mir immer wichtiger.“ Unvergessen bleiben für ihn vor allem die Jahre beim SV Hessler 06, wo Freundschaften fürs Leben entstanden sind. Oder der Aufstieg mit den Hertenern in die Landesliga. „Über 700 Fans haben uns damals zum entscheidenden Auswärtsspiel begleitet“, sagt er.
„Ich gehe mit Wehmut. Die jungen Leute ticken anders als ich“
Seine Trainer-Karriere begann er bei der SSV Buer. Es folgten weitere Stationen bei der Spvgg Erle 19, bei den Sportfreunden 07/12, beim SV Vestia Disteln, bei Eintracht Erle, beim SuS Bertlich, bei Beckhausen 05, bei Viktoria Resse II sowie zuletzt halt beim FC Horst 59 und beim SC Hassel II.
„Ich blicke auf eine schöne Zeit zurück“, sagt Ludwik Harelik. „Die Leidenschaft, die ich immer für den Fußball hatte, werde ich mit ins Grab nehmen. Aber die Kraft, mich darüber zu ärgern, wie Spieler untereinander, mit den Trainern und auch mit den Schiedsrichtern umgehen, habe ich nicht mehr. Ich gehe mit Wehmut. Die jungen Leute ticken anders als ich.“
Einen Rücktritt vom Rücktritt schließt er aus. Und wenn im Winter oder nach dieser Saison doch ein Verein anfragen sollte? „Das wird nicht passieren“, sagt Ludwik Harelik. „Ich werde künftig eine andere Leidenschaft von mir genießen und mit dem Rennrad fahren.“