Schwelm. Emotionen und ein Sensationstor prägen das Topspiel. Eine Aktion wie einst Neven Subotic gegenüber Robben trübt am Ende die Stimmung.
Als Ararat Gevelsbergs Khalid Amiar nach einer Ecke zum 2:2 (0:0)-Endstand köpfte, kannten seine Emotionen keine Grenzen. Erst rammte er bei seinem Jubellauf seine eigenen Mitspieler beiseite, dann zog es ihn nach einem Zwischenstopp bei der eigenen Bank zur gegnerischen weiter. Dort plusterte er sich auf und jubelte lautstark und provokant in Richtung der SpVg. Linderhausen. Es war der entscheidende und letzte Treffer im Topspiel, mit dem Torschütze Amiar den Gevelsbergern einen wichtigen Punkt sicherte und weiter im Meisterschaftskampf der Fußball-Kreisliga A2 hielt.
Sein Jubel erinnerte an ikonische Szenen wie zum Beispiel als Arjen Robben gegen den BVB 2012 den Elfmeter verschoss, beschämt zu Boden schaute und den Spott von Neven Subotic ertragen musste. Die Linderhausener empfanden die Ararat-Jubelszene wie die Bayern damals als respektlos. Genauso wie Amiar zuvor einmal wütend den Schiedsrichter anschrie und später nach einem Zweikampf Linderhausens A-Jugendlichen Jan Kuczera anbrüllte, während dieser auf dem Boden saß. „Das waren Emotionen. Einmal hat er sich über den Schiedsrichter beschwert und einmal eine Geste Richtung Bank. Das war nichts Beleidigendes“, sagt Ararats Trainer Ishak Aykoc.
Oktay hat den Sieg für Ararat auf dem Fuß
Unzufrieden waren mit dem Ergebnis am Ende jedenfalls beide Seiten. Für beide Teams wäre ein Sieg drin gewesen. So schoss Ararats Top-Torjäger Atik Oktay mit dem Schlusspfiff aus spitzem Winkel nur wenige Zentimeter am Tor vorbei: „Ich habe den schon drinnen gesehen und bin schon fast auf den Platz gelaufen“, sagt Aykoc. Doch die beiden Tabellenführer trennten sich Unentschieden. Auch, weil Linderhausen wie so oft eine Führung nicht über die Zeit bringen konnte.
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Zum ersten Mal ließ Linderhausens Abwehrspieler Niklas Röse mit seinem neunten Saisontor zum 1:0 (54.) das Netz zappeln. Nach einer Ecke gewann er das Luftduell gegen den Gevelsberger Keeper Mehmet Sengül, der in der Szene nicht gut aussah.
Viele Fotos! Die Szenen vom Topspiel Ararat – Linderhausen
Doch kurz darauf stürmte Ararats Atik Oktay in den Strafraum und wurde dort von Linderhausens Schlussmann Noah Tschierse gelegt. Den fälligen Straßstoß verwandelte Oktay selber sicher in die untere linke Ecke (59.).
Awaga trifft aus 40 Metern für Linderhausen
Die Linderhausener gingen darauf mit einem sensationellen Treffer von Spencer Awaga zum zweiten Mal in Führung (70.). Aus gut 40 Meter nahm sich der bis dahin unauffällige Offensivspieler ein Herz und hämmerte das Spielgerät in den Winkel. Torhüter Sengül hechtete vergebens hinterher. Für Ararat ein herber Rückschlag, weil sie bei einer Niederlage sechs Punkte Rückstand auf ihren Gegner und die damit verbundene Tabellenführung gehabt hätten.
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Doch wie zuvor gelang es Linderhausen nicht, das Ergebnis über die Ziellinie zu bringen. Eine Ecke klärten sie nicht richtig, sodass Ararats Erkan Erdem den Ball von der Torauslinie zurück in die Mitte köpfte, wo er Amiar fand. „Es ist immer wieder das gleiche. Wir sind vorne bei den Standards bockstark. Aber hinten sind wir mit den selben starken Kopfballspielern anfällig. Wir denken, der Ball geht ins Aus und gucken zu“, kritisierte Linderhausens Trainer Marc Dülm.
Dülm ärgert sich über vergebene Chancen
Es war der zweite Ausgleich der Partie. Eine Schwäche der Linderhausener, die sich in der Partie erneut bestätigte. Bei allen nicht gewonnen Partien diese Saison (fünf Remis, eine Pleite) lagen sie zwischenzeitlich vorne und verspielten die gute Ausgangslage. „Wir haben heute viel Chancen liegen gelassen. Am Ende müssen wir das dreckige 2:2 mitnehmen, es ist besser als eine Niederlage“, sagte Dülm. Auf der anderen Seite meinte Aykoc zum verpassten elften Sieg in Serie: „Wir sind nicht zufrieden und hätten die drei Punkte gerne mitgenommen. Aber es ist noch alles offen und das ist das Positive.“
Das Meisterschaftsrennen wird durch das Remis der beiden bisherigen Tabellenführer noch ein Stück spannender. Sollten Rüggeberg und Sprockhövel II das eine Spiel, das sie weniger absolviert haben, gewinnen, dann würden die ersten Vier aktuell nur drei Punkte trennen. Der SC Wengern ist mit fünf Punkten Rückstand ebenfalls in Schlagdistanz.