Dortmund. Es wird nicht ruhiger um Fußball-Oberligist TuS Bövinghausen: Mehrere Hunderttausend Euro muss der Klub zahlen. Strafen für Funktionäre
Wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und des Vorenthaltens von Arbeitsentgelt in insgesamt 121 Fällen musste sich die Chef-Etage des TuS Bövinghausen, Vorsitzender Ajhan Dzaferoski und sein Bruder, Geschäftsführer Safet Dzaferoski, vor Gericht verantworten. Wie die Ruhr Nachrichten berichten, ist an diesem Dienstag das Urteil gefällt worden. Demnach hat das Schöffengericht des Dortmunder Amtsgerichts Ajhan Dzaferoski mit einer Freiheitsstrafe von 15 Monaten und einer Geldstrafe von 2700 Euro belegt. Safet Dzaferoski erhielt neben einer Freiheitsstrafe von zwölf Monaten eine Geldstrafe von 900 Euro. Beide Freiheitsstrafen sind auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Ob die Dzaferoskis das Urteil akzeptieren oder Einspruch einlegen, war zunächst nicht bekannt.
TuS Bövinghausen muss mehrere Hunderttausend Euro nachzahlen
In der Anklage ging es um eine Schadenssumme von 403.192,08 Euro. Zu Verhandlungsbeginn hatte Dr. Karsten Kuhlmann, Anwalt von Ajhan Dzaferoski, mitgeteilt, dass man sich mit den Steuerbehörden auf einen Abschlag geeinigt hatte. 300.000 Euro muss der TuS Bövinghausen demnach insgesamt nachzahlen. Etwa 110.000 Euro davon habe der Klub bereits übermittelt.
Er wolle damit nicht seine Unschuld beteuern, sagte Ajhan Dzaferoski, aber die aufgerufenen Summen seien zu hoch. Zum Teil hätten sich die Zahlen durch Schätzungen der Finanzbehörden ergeben. Auch wegen möglicher Unwägbarkeiten wurde die Steuerschuld auf 300.000 Euro gemindert.
Einigkeit über Fehler beim Umgang mit Finanzen des TuS Bövinghausen
Amtsrichter Grashoff stellte klar, dass es keine unterschiedlichen Auffassungen darüber gebe, dass es in der Vergangenheit Fehler gegeben habe. Den Ausführungen Ajhan Dzaferoskis, dass niemand gewusst habe, welche steuerlichen Pflichten bei dem schnell gewachsenen TuS Bövinghausen anfielen, hatte Grashoff wenig Glauben geschenkt - auch mit Blick auf den privaten Hintergrund des TuS-Vorsitzenden. Eigenen Angaben zufolge führte Dzaferoski Hotels, eine Fluggesellschaft und ein Reisebüro.
Auch Safet Dzaferoskis Aussage, dass man ihm nur vorwerfen könne, seinen Job nicht richtig gemacht zu haben, hatte der Richter gekontert. Er halte es für sehr unwahrscheinlich, dass der Geschäftsführer nichts von dem Konstrukt des Vereins gewusst habe.
Gründe für Milderung und Verschärfung des Strafrahmens
Positiv ausgewirkt haben sich hingegen die Bereitschaft zur Verständigung, der damit verkürzte Prozess und die bereits verstrichene Zeit, seitdem die Taten begangen wurden. Zudem sollen sich die Dzaferoski-Brüder keine privatwirtschaftlichen Vorteile verschafft haben.
Die Strafe verschärft haben die hohe Schadenssumme sowie die Dauer der Taten in einem Zeitraum von 2016 bis 2022. Bei Ajhan Dzaferoski kamen zudem drei vorherige Eintragungen wegen schweren Betrugs, Unterschlagung und Steuerhinterziehung - im Jahr 2012 auch beim TuS Bövinghausen - hinzu. Eine vorherige Bewährungsstrafe war 2018 ausgelaufen.
Auch abseits des Gerichtssaals ist die Lage beim Tabellen-Zehnten der Fußball-Oberliga turbulent. Das ursprüngliche Saisonziel des TuS Bövinghausen, der Aufstieg in die Regionalliga, wurde abgeblasen, ein großer Kaderumbruch eingeläutet.