Schwelm. Sven Cikara: zu viel Risiko oder gehöriges Selbstvertrauen? Manchmal wird der junge Point Guard der EN Baskets es selbst nicht wissen.
Sven Cikara geht gerne Risiken ein. Auf dem Court vielleicht das ein oder andere Mal zu viel. Die Fans treibt er damit hin und wieder zur Weißglut. Mit seinen gerade einmal 22 Jahren beweist er oft Mut – aber auch, dass er noch viel lernen muss. Der Point Guard der ProB-Basketballer der EN Baskets Schwelm mit kroatischen und niederländischen Wurzeln spricht über Basketball in seinem Heimatland, seine vielen Turnover und die Opfer, die er für den Sport aufbringen muss.
Cikara wird als Sohn zweier kroatischer Eltern in Amsterdam geboren. Auch wenn sich der Basketball in Kroatien einer riesigen Beliebtheit erfreut, waren es nicht seine Eltern, die ihn auf eine entsprechende Karriere trimmten. „Es ist lustig, aber sie haben nichts damit zu tun. Die Basketball-Halle war einfach sehr nah an unserer Wohnung und eine serbische Freundin meiner Eltern war dort Trainerin“, erzählt Cikara. Trotzdem wurde ihm sein Talent in gewisser Weise vererbt. Der Onkel seines Vaters spielte einst auf höchstem Niveau im damaligen Jugoslawien. Schnell lernte der heute 22-Jährige den Sport lieben und spielte bis er 17 war für den BC Apollo Amsterdam. Vor seinem Wechsel nach Deutschland probierte er sich noch für ein Jahr beim BC Triple Threat in Haarlem.
Niederlande für Cikara im Basketball sehr talentiert
Rostock stieg per Wildcard auf
Die EN Baskets Schwelm treffen am Samstagabend auf die Zweitvertretung der Rostock Seawolves.
Die Rostocker sind aufgrund einer Wildcard direkt aus der 2. Regionalliga in die ProB aufgestiegen.
Zuletzt gewann das junge Team rund um Topspieler Branden Maughmer zweimal zuhause.
Die Partie steigt Samstag um 19.30 Uhr in der Schwelm ArENa.
Laut Cikara sei das Niveau auf professionellem Level in Deutschland definitiv höher als in den Niederlanden. Die deutsche zweite Liga sei besser als die erste in seiner Heimat. „In der Jugend sind wir allerdings ein sehr talentiertes Land. Deswegen war ich überrascht, dass das Niveau hier in der Jugend nicht unbedingt höher war“, meint Cikara. Den Traum, Profi zu werden, hatte er schon im frühen Alter. Seine Freunde sah er in allen Richtungen der Welt ziehen, um vom Basketball zu leben. Als ihm das Angebot kam, ebenfalls die Heimat in Richtung Braunschweig zu verlassen, zögerte er nicht lange. „Mit 18 auszuziehen, war eines der besten Dinge, die ich in meinem Leben getan habe“, sagt er selbst. Seine Eltern besuchen ihn seitdem jedoch regelmäßig bei Heimspielen.
Nach einem Jahr bei den Junior Löwen Braunschweig, wo er bei einer Gastfamilie wohnte und in dem er bereits die Luft des Profi-Teams schnuppern durfte, lag sein schneller Aufstieg zunächst durch Corona auf Eis. Es folgte der Wechsel zum SV Hagen-Haspe in die Regionalliga. In Zusammenarbeit mit dem ProA-Team von Phoenix Hagen genau der richtige Schritt für den Jungspund. Jetzt soll seine Entwicklung bei den EN Baskets in der ProB weitergehen. „Er hat die Qualität, sich als Point Guard zu entwickeln. Er ist jung, er muss auch noch lernen, aber gerade beim letzten Spiel gegen Stahnsdorf hat man gesehen, was er kann“, meint Coach Falk Möller über seinen Spieler. Mit 17 Punkten und sechs Assists zeigte der Aufbauspieler sein bestes Spiel der laufenden ProB-Saison.
Das Risiko gehört für Cikara einfach dazu
Eine Woche zuvor beim Topspiel gegen Köln zeigte sich hingegen, woran er noch arbeiten muss. „Das war definitiv nicht mein bestes Spiel“, weiß Cikara selbst. Fünf fatale Turnover, die allesamt zu Punkten der Gegner führten, leistete er sich an diesem Abend. Seine Spielweise ging vor heimischer Kulisse nicht ganz auf. „Ich gehe oft Risiken ein. Ich arbeite daran, dass ich auf dem hohen Niveau ab und zu sicherer spiele. Oft will ich einfach alles tun, um zu gewinnen“, so Cikara. Ein Trainer mit der Erfahrung wie die von Falk Möller weiß solch eine Art Spieler einzuschätzen: „Point Guard zu spielen, ist einfach eine Erfahrungssache. Da muss man ihm die Zeit geben, dass er sich da entwickelt und die kriegt er von uns.“
Die Position des Aufbauspielers und damit Spielgestalters bedeutet oft, der verlängerte Arm des Trainers und Sprachrohr im Team zu sein. Kann ein junger Spieler in einem fremden Land diese Rolle erfüllen? „Er macht es mehr und mehr. Manchmal glaube ich, dass er zu viel nachdenkt, aber charakterlich ist er ein super Typ“, so Möller. Cikara selbst beschreibt sich als introvertiert, Schwierigkeiten, in der Mannschaft Anschluss zu finden, hatte er jedoch keineswegs. Und auch auf die Bedürfnisse eines 22-Jährigen kann er verzichten. „Ich kann vielleicht nicht so oft feiern gehen wie Studenten, aber das Opfer bringe ich gerne auf“, sagt Cikara und schmunzelt. Lieber bereitet er sich intensiv auf die Spiele seines Teams vor, wie auch diese Woche, wenn es am Samstagabend in eigener Halle gegen die Rostock Seawolves II geht. Dann wahrscheinlich wieder mit einem Cikara zwischen Genie und Wahnsinn.