Gevelsberg. Vor 15 Jahren stiegen die Handballer der HSG Gevelsberg/Silschede in die Verbandsliga auf. Doch was macht der Meistertrainer eigentlich heute?
Seit fast zwei Jahrzehnten verweilen die Handballer der HSG Gevelsberg/Silschede inzwischen in der Verbands- und Oberliga. In dieser Zeit hat das Publikum in der Gevelsberger Halle West viele Spieler kommen und gehen gesehen, Auf- und Abstiege miterlebt und so manch denkwürdige Partie bestaunen dürfen. Viele der alteingesessenen Handballfans werden sich auch an eine Zeit vor der Verbandsliga erinnern, an eine Mannschaft bestehend aus Eigengewächsen und ihren Trainer. Philipp Kersthold stand von 2005 bis 2011 an der Seitenlinie der HSG und war für das Team verantwortlich, welches 2008 die Meisterschaft in der Landesliga errang.
Noch heute erinnert sich der 52-jährige Familienvater gerne an seine Zeit bei der HSG zurück. „Damals hat es menschlich einfach sehr gut gepasst“, blickt er vor allem auf die persönlichen Verbindungen zu seinen Spielern und den Verantwortlichen zurück. Nach seiner Zeit als spielender Co-Trainer bei der HSG Wetter/Grundschöttel war der Posten in Gevelsberg seine erste Aufgabe als hauptverantwortlicher Trainer. „Ich habe mich mit dem Vorstand und dem Team getroffen und die Chemie hat sofort gepasst.“
Kersthold trainiert in Gevelsberg fast nur Eigengewächse
Die damalige HSG bestand nahezu ausschließlich aus Eigengewächsen, die schon einen langen Weg mit dem Verein gegangen waren. Entsprechend eingeschworen war die Truppe auf und neben dem Feld. „Das waren tolle Charaktere, die mir meine erste Trainerstation sehr leicht gemacht haben“, ist Kersthold voll des Lobes über seine ehemaligen Schützlinge. Der Wille, über das normale Maß hinaus zu arbeiten, habe sich in der Saison dadurch bezahlt gemacht, dass die Gevelsberger zum Ende der Spiele häufig mehr Körner übrighatten als ihre Gegner. „Diese Einstellung haben sie in der Vorbereitung, in den Spielen und in jedem Training gelebt.“
Wie gut diese Mannschaft auch in der Region ankam merkte man nicht zuletzt an den regelmäßig hohen Zuschauerzahlen. Heimspiel für Heimspiel fanden rund 500 Zuschauerinnen und Zuschauer den Weg in die Halle West, zu besonderen Ereignisse schoss diese Zahl nochmals in die Höhe. Im Jahr 2008 empfing die HSG den Konkurrenten TV Schwitten zum entscheidenden Spiel um den Aufstieg. Die Verantwortlichen um Norbert Engstfeld organisierten zwei Zusatztribünen, durch die insgesamt 1.000 Leute in der Halle Platz fanden.
Als „Potti“ die Gevelsberger Halle explodieren ließ
Am Ende einer packenden Partie setzte sich die HSG mit 22:21 durch und stieg wenig später in die Verbandsliga auf. „Als das erste Tor durch Potti (Christian Pottkämper, Anm. der Redaktion) gefallen ist, hat man das glaube ich bis nach Schwelm gehört“, erinnert sich Kersthold an die Stimmung vor Ort. Nach dem Ende der Saison folgten weitere Highlights für den Coach und seine Mannschaft. Im Zuge der Aufstiegseuphorie nahmen sie zwei Jahre in Folge am Gevelsberger Kirmesumzug teil. „Das waren natürlich tolle Momente, die wir ordentlich gefeiert haben.“
Wie speziell die damalige Zusammenstellung war, zeigten auch andere Erlebnisse, welche die Einheit noch weiter gestärkt haben. Nach einem Verkehrsunfall organisierte die HSG ein Benefizspiel für den verletzten Sohn des damaligen Torwarttrainer „Lollo“ Lorkowski gegen die erste Mannschaft des VfL Eintracht Hagen. Auch zu diesem Anlass waren um die 1.000 Menschen in der Halle, die für eine fünfstellige Spendensumme sorgten. „Dieser Zusammenhalt war etwas Besonderes und hat den Charakter der Mannschaft, des Vereins und des gesamten Umfelds gezeigt.“ In diesem Jahr fand sich die alte Truppe für eine Spendenaktion zugunsten der Familie des viel zu früh verstorbenen Thomas Eisenberg zusammen. „Das zeigt, dass es auch nach der langen Zeit noch eine gewisse Verbundenheit gibt.“
Nach Gevelsberg trainiert Kersthold weiter
Kerstholds Zeit bei der HSG ging 2011 zu Ende. Im Anschluss legte er eine Pause ein, ehe er zwei Jahre lang die TG Voerde in der Kreisliga übernahm. Es folgte eine zweijährige Station beim TV Hasperbach sowie ein Engagement bei den SGSH Dragons III in Schalksmühle. Seit dem Sommer 2022 ist er in der Kreisliga als Coach des TuS Linscheid-Heedfeld aktiv. „Ich bin hier sehr glücklich und fühle mich bereit für weitere spannende Aufgaben im Handball“, erklärt er seine ungebrochene Leidenschaft für seinen Sport.
Besonders stolz ist Kersthold neben den sportlichen Erfolgen und den vielen persönlichen Verbindungen auf die Entwicklung seiner ehemaligen Spieler. „Natürlich habe ich ihre Wege verfolgt. Wenn ich dann sehe, wie ein Tobias Fleischhauer oder ein Dominic Luciano, die ich damals bei der HSG ausbilden durfte, ihren Weg in die oberen Ligen gefunden haben, macht mich das als Trainer stolz.“ Und auch wenn die letzten Protagonisten der damaligen Gevelsberger Mannschaft ihre Handballschuhe irgendwann an den Nagel hängen, werden sich die Handballfans in und um die Halle West weiterhin an ihre Handballhelden von 2008 und ihren Coach erinnern.