Gevelsberg. Der Fußball-Bezirksligist hat vor allem aus dem Jugendbereich der TSG Sprockhövel neue Spieler geholt – und das verändert die Ziele des FSV.
Für jeden Verein ist es irgendwann eine große, aber unaufschiebbare Aufgabe, seine Mannschaften zu verjüngen. Der FSV Gevelsberg hat das Projekt „behutsame Verjüngung“ in der vergangenen Saison gestartet und führt es jetzt fort. Wie 2022 haben die Bachtaler auch 2023 wieder fünf Spieler geholt, die soeben ihre Juniorenzeit hinter sich gebracht haben und in den Seniorenbereich starten. Kam das Quintett vor Jahresfrist vom SC Obersprockhövel und TuS Ennepetal, so stoßen diesmal gleich fünf Nachwuchskräfte von der TSG Sprockhövel zum FSV.
Lars Möske, der Cheftrainer der Gevelsberger und selbst einst bei der TSG aktiv, ist sicher, dass die „Abwerbung“ beim Nachbarn nicht auf Verstimmung gestoßen ist. „Zum einen habe ich ja zu Fußball-Abteilungsleiter André Meister und Patrick Rohde, dem sportlichen Leiter der Jugendabteilung, noch einen sehr, sehr guten Draht. Zum anderen ist ja der Sprung von der A-Jugend, auch aus der Westfalenliga, in die Oberliga gewaltig – und der TSG-Kader ist mit vielen guten Fußballern bestückt“, stellt Möske fest. Auch, wenn er zum Beispiel Leon Salvatore, Fynn Külpmann und auch Anton Drüppel den Sprung zutraue, müsse man ja bedenken, dass Christian Kalina auch in der von ihm trainierten zweiten Mannschaft seinen festen Kader habe. Möske nennt da exemplarisch Raoul Meister und Philipp Schulz. „Da ist es für so junge Burschen nicht so einfach hineinzukommen.“
Fast alle wohnen gleich nebenan
Die „alten Hasen“ beim FSV Gevelsberg
Von den insgesamt 26 Spielern, die in der neuen Spielzeit zum Bezirksliga-Kader des FSV Gevelsberg zählen, sind oder werden in diesem Jahr sieben 30 Jahre oder älter.
Das ist die „Gevelsberger Oldieparade“: Dmytro Martyshov, Daniel Hamann, Silvio Buchholz, Patrick Penzold, Timo Guidi, Nasir Bartu und Mergim Bozhdaraj.
Noch eins spielte dem FSV in die Karten: Die für die TSG spielenden Jugendkicker kommen alle aus dem Dunstkreis des Gevelsberger Stadions, wohnen quasi „nebenan“. Fynn Külpmann gehört gar einer Gevelsberger Fußball-Dynastie an. Schon Großvater Ernst spielte für den FSV-Vorgänger VfL Gevelsberg, feierte 1965 den Aufstieg in die Landesliga, der ältere Bruder ist Stammspieler der Bezirksliga-Mannschaft. „Und wenn dann so einer den Weg geht, dann zieht er auch andere mit“, sagt Möske.
Was das gute Verhältnis zur TSG unterstreicht: Lars Möske hatte die offizielle Genehmigung von Patrick Rohde, sich die wechselwilligen Spieler im Training intensiv anzuschauen. „Dabei haben alle einen hervorragenden Eindruck auf mich gemacht“, berichtet der FSV-Trainer. „Und das nicht nur fußballerisch, sondern auch menschlich.“
Möske nimmt Mittelfeld-Platz gerne in Kauf
Wichtig sei, dass sich die Jungs selber Zeit geben zu reifen. „Sie haben gesagt, es spiele keine Rolle, ob sie direkt den Sprung in die erste Mannschaft schaffen, sondern würden sich auch Spielpraxis in der Zweiten holen“, so Möske. „Dass sie keine Forderungen stellen und sich primär weiterentwickeln wollen, rechne ich den Jungs ganz hoch an.“ Damit sieht der Coach den Ansatz dafür gelegt, dass in dieser Saison der Umbruch zu schaffen ist.
Ein Umbruch, der ganz im Sinne des Vorstands um Christian Bauermeister und Robert Jost ist. „Sie wollen den Weg zusammen mit mir, Sebastian Mariniak und Wolfgang Hamann gehen. Klar ist, dass wir dann Abstriche machen und die Ziele etwas herunterschrauben müssen, und eben nicht Platz eins, zwei oder drei ins Visier nehmen und mal ein oder zwei Jahre sagen, dass wir um Platz sieben oder acht spielen und die jungen Spieler heranführen“, sagt Möske. Er sieht zwar seine „alten“ Spieler noch „in einem guten Fußballalter“, aber der Schnitt müsse jetzt gemacht werden. „Deshalb haben wir gesagt, wir bauen uns das in aller Ruhe jetzt auf. Und da sind wir, da bin ich überzeugt, mit den neuen jungen Spielern auf dem richtigen Weg.“
Nur Püls konnte sich bisher in Gevelsberg durchsetzen
In der vergangenen Saison hatte dies nicht ganz so gut geklappt. Von den fünf verpflichteten Jugendspielern hat sich bisher nur Jannik Püls durchgesetzt. Erik Voutta hatte als erster aufgegeben, Konstantin Ruhrmann und Lukas Bunetta wollen in der zweiten Mannschaft Spielpraxis sammeln. Alpay Zararoglu ist in der gesamten Spielzeit nur zu sechs Kurzeinsätzen gekommen und hat sich zum Ligakonkurrenten Blau-Weiß Haspe orientiert.
„Jannik Püls hat sich riesig entwickelt“, freut sich Lars Möske. „Wenn der Junge so weitermacht, ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann er immer von Anfang an spielt. Bei Ruhrmann und Bunetta müssen wir abwarten, wie die Entwicklung weitergeht.“
Großes Torwart-Talent ab jetzt in Linderhausen
Dass aus dem eigenen Nachwuchs niemand in die erste Mannschaft nachrückt, liegt daran, dass der FSV in den letzten Jahren keine U19 melden konnte. Trotzdem hat Möske in der eigenen Jugendabteilung ein ganz großes Torwarttalent ausgemacht: Niklas Tugend. Der spielt in der neuen Saison sein erstes A-Jugend-Jahr und wechselt dafür zur Spvg. Linderhausen. „Wenn der FSV da keinen Fehler macht, holen sie ihn direkt nach der A-Jugend zurück – als Ersatz für Daniel Hamann.“ Der Torwart ist nach dem Ukrainer Dmytro Martyshov der älteste Spieler in Möskes Aufgebot.