Gevelsberg. Der Fußball der Frauen erlebt seit dem EM-Sommer einen großen Hype. Doch vor der WM im Sommer könnte es schwarze Bildschirme in Deutschland geben
Eine lange Saison liegt hinter den Frauenfußballerinnen Lena Oberdorf und Alexandra Popp. Sie endete mit einer Enttäuschung auf dem Spielfeld, als die beiden Nationalspielerinnen aus Gevelsberg sich im Finale der Champions League in Eindhoven mit 2:3 gegen den FC Barcelona geschlagen geben mussten. Nur einen von drei möglichen Titeln gab es deswegen für die Spielerinnen des VfL Wolfsburg – und doch können Oberdorf und Popp auf eine höchst erfolgreiche Saison zurückblicken. Denn nach dem teilweise berauschenden EM-Sommer im vergangenen Jahr steigt die öffentliche Wahrnehmung des Frauenfußballs in bisher nie bekannte Höhen. Das könnte sich nun auch finanziell für die Spielerinnen auswirken.
Nach dem Rausch bei der Europameisterschaft in England im vergangenen Sommer könnte in diesem Jahr der nächste große Hype rund um den Fußball der Frauen entstehen. Die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland steht vor der Haustür, bei der auch Lena Oberdorf und Alex Popp wieder im Aufgebot der deutschen Auswahl stehen dürften. Es müsste schon eine Verletzung dazwischen kommen, damit die beiden Leistungsträgerinnen nicht beim Turnier am anderen Ende der Welt mitwirken. Vom 20. Juli bis zum 20. August findet die bisher größte WM aller Zeiten auf den Inseln im pazifischen Ozean statt – erstmals in der Geschichte nehmen 32 Mannschaften am Turnier teil.
Blackout im deutschen TV?
Das sorgt für den Weltverband FIFA natürlich für größere Einnahmen aus der Vermarktung des Turniers. Ausgerechnet in Deutschland aber droht der Super-GAU, schließlich konnte sich die FIFA bis heute mit den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF nicht auf einen Vertrag bezüglich der Übertragungsrechte einigen. „Wenn man das jetzt alles so miterlebt, was gerade im Frauenfußball passiert, wäre das einfach kein guter, kein cleverer Weg, eine - ich betone das gerne noch mal - Weltmeisterschaft nicht zu zeigen“, hatte Alex Popp ihren Unmut über die bisher fehlende Einigung in einer Medienrunde des DFB Ende Mai ausgedrückt.
Egal ob oder wie das Turnier in Deutschland übertragen werden wird, dürfen sich die Nationalspielerinnen über eine Angleichung der WM-Prämien seitens des Weltverbandes freuen. 103 Millionen Euro werden nach Informationen des SID durch die FIFA ausgeschüttet – bei der bisher letzten WM vor vier Jahren in Frankreich waren es lediglich 28 Millionen Euro. Zum Vergleich: Bei der WM der Männer in Katar im vergangenen Winter wurden insgesamt rund 410 Millionen Euro an die teilnehmenden Verbände ausgeschüttet.
So viel Geld könnten Popp und Oberdorf bekommen
Zwei deutsche Titel bei acht Austragungen
Die WM in Australien und Neuseeland ist die neunte WM der Frauen, mit 32 Teams ist sie so groß wie nie.
Rekordweltmeisterinnen sind die USA mit vier Titeln, Deutschland gewann bisher zwei Mal (2003, 2007).
Die 732 für die WM nominierten Spielerinnen dürfen sich alleine für die Teilnahme über 28.000 Euro seitens des Weltverbandes freuen. Doch nicht nur das: Auch die Landesverbände wie der DFB schütten je nach Abschneiden weitere Gelder aus. Wie viel der DFB im Falle des WM-Titels an die Spielerinnen ausgeben wird, ist bisher nicht bekannt. Für einen EM-Titel im vergangenen Jahr hätte es rund 60.000 Euro pro Spielerin gegeben. Angesichts der Forderungen nach gleicher Bezahlung dürfte diese Summe nun wieder steigen – schließlich hätten die männlichen Kollegen rund 400.000 Euro für den WM-Titel in Katar bekommen.
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Und sportlich? Da gehört die DFB-Auswahl spätestens nach dem Erreichen des EM-Finals wieder zur erweiterten Weltspitze. Eine große Rolle dabei spielten auch Lena Oberdorf und Alex Popp, die beim Turnier in die Elf des Turniers gewählt wurden, Oberdorf bekam zudem die Auszeichnung als „beste junge Spielerin“ des Turniers – so wie jetzt auch für ihre starke Saison in der Champions League. Auch dort zählte die beim FC SW Silschede große gewordene Popp zu besten Elf des Wettbewerbs.
Im Achtelfinale könnte es zum ersten Knaller kommen
Das Überstehen der Vorrunde dürfte dabei, entgegen der männlichen Kollegen in Katar, kein Problem sein. In Melbourne, Sydney und Brisbane treffen Oberdorf, Popp und ihre Mitspielerinnen auf die Teams aus Marokko, Kolumbien und Südkorea. Allerdings droht bei einem Gruppensieg gleich der erste dicke Brocken auf dem Weg zum WM-Titel: Frankreich oder Brasilien, die sich in der Gruppe F vermutlich locker gegen Panama und Jamaika durchsetzen sollten. Für die beiden Gevelsbergerinnen aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Sie werden sich jedem Gegner stellen.