Gevelsberg. Landesliga-Fußball in Gevelsberg? Das ist schon einige Jahre her. Anlässlich des Topspiels des FSV am Sonntag werfen wir einen Blick zurück.
Schon lange träumt der FSV Gevelsberg von der Landesliga. In dieser Saison ist das Team um Trainer Lars Möske so nah dran wie noch nie in der jetzt 18-jährigen Geschichte des aus der Fußballabteilung der SE Gevelsberg und dem VfL Gevelsberg Fußball Ende 2004 entstandenen Vereins, der seit 2007 in der Bezirksliga beheimatet ist. Dass ein Gevelsberger Verein in der aktuell siebthöchsten Spielklasse unterwegs war, daran können sich nur die Älteren noch erinnern. Wir müssen zurückblicken ins vergangene Jahrhundert, in die Saison 1996/97 – eine Zeit, als Borussia Dortmund deutscher Fußballmeister, Helmut Kohl Bundeskanzler, Damon Hill Formel 1-Weltmeister war und der Liter Super um die 1,50 DM kostete.
Nach dem Höhenflug des damaligen Oberligisten VfL Gevelsberg, der nach 1981 auch 1994 an der Tür zur Profiliga gekratzt und sich beim zweiten Versuch finanziell übernommen hatte, war der als Nachfolger gegründete VfL Gevelsberg Fußball 1995 in der Landesliga gestartet. Doch die Voraussetzungen für höherklassigen Fußball waren im Stefansbachtal nicht mehr vorhanden, die Finanzmittel begrenzt. Oder, wie es der damalige 1. Kassierer Rolf Westermann formulierte: „Wir haben kein Geld, um Spieler zu bezahlen, die weit mehr als den eigentlich messbaren Aufwand bezahlt haben wollen – und selbst wenn wir es hätten: Ein bisschen aus der Vergangenheit haben wir auch gelernt ...“
Saisonziel damals: Ein Platz unter den ersten Vier
Werner Benkert und Frank Hintzke waren die Trainer, die den Versuch unternahmen, den VfL, in der Landesliga zu etablieren. Chefcoach Benkert propagierte als Ziel sogar einen Platz unter den besten vier Teams, der damalige Vorsitzende Stefan Biederbick machte es eine Nummer kleiner und forderte einen einstelligen Tabellenplatz. „Vorstand stapelt tief – Trainer will hoch hinaus“, titelte damals die Westfälische Rundschau. Co-Trainer Hintzke sagt rückblickend: „Die Mannschaft war mit wenig Geld neu zusammengebaut worden, da war eigentlich nur der Klassenerhalt das Ziel. Die Qualität der Mannschaft war einfach nicht ausreichend.“
Der Landesliga-Kader des VfL Gevelsberg 96/97
Die Spieler: Marc Külpmann, Kai Saborowski, Macij Szczerkowski, Wojciech Sobczak, Patrick Mahler, Oliver Schmidt, Mirko Plümer, Oliver Böttcher, Torsten Syha, Andrzej Kozaczuk, Marc Möller, Marke Zielinski, Lars Müller, Frank Adams, Fatih Fidan, Carmine Farraioli, Heinrich Pordzik, Alexander Kaul, Udo Hildebrand, Gildo Frances und Sven Hartmann.Die Trainer: Werner Benkert, Co-Trainer: Frank Hintzke.
Der damalige Betreuer Andreas Linke erinnert sich nach fast 30 Jahren anders: „Wir hatten gedacht, oben mitspielen zu können. Der Sieg beim Allianz-Cup des VfB Schwelm vor Saisonbeginn hatte für eine Anfangseuphorie gesorgt, aber die Realität in der Liga sah dann ganz anders aus, die Mannschaft erwies sich für de Landesliga als nicht tauglich.“
Am Ende stieg das Team nicht nur ab, sondern wurde zum Neustart in die Kreisliga A zurückgezogen. Nach einem weiteren Abstieg 1997/98 in die Kreisliga B gelang 2003 die Rückkehr in die Kreisliga A. Der Weg zurück in überkreisliche Spielklassen war durchaus steinig und gelang letztlich nur gemeinsam mit den Fußballern der SEG. Der neue FSV Gevelsberg entwickelte sich langsam aber stetig und schaffte 2007 den Aufstieg in die Bezirksliga. Nach Höhen und Tiefen gehörten die Stefansbachtaler in den letzten Jahren kontinuierlich zu den Top 5 der Liga.
Heute hat Gevelsberg alles selbst in der Hand
Jetzt klopfen sie also wieder an in der Landesliga, eine Entwicklung, die Roberto Buchholz, bis 2022 erster Vorsitzender, vor Saisonbeginn selbstbewusst als Ziel formuliert hatte. Größter Pluspunkt des FSV Gevelsberg im Dreikampf mit VfB Westhofen und VfL Schwerte ist sicher, dass beide direkte Konkurrenten, aber auch die Verfolger SF Hüingsen und BW Voerde noch im Stefansbachtal antreten müssen. Allerdings sind die Möske-Schützlinge vor allem in diesen Partien auch zum Erfolg verdammt, dürfen sich aber auch keine Blöße gegen vermeintlich „leichte“ Gegner geben, wie zuletzt gegen TuS Ennepe. Das die Meisterschaft anpeilende Trio hat jeweils noch vier Heim- und drei Auswärtsspiele zu absolvieren – und muss jeweils noch einmal pausieren – die Gevelsberger ungünstigerweise am letzten Spieltag.