Ennepetal. Der TuS Ennepetal lässt wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg liegen – und darf am Ende sogar noch glücklich über das Remis sein.
Einen kurzen Augenblick musste Sebastian Westerhoff über die richtigen Worte nachdenken, um das, was wenige Momente zuvor passierte, einzuordnen. „Das hätten wir gewinnen müssen“, waren die folgenden Worte, die genau das beschreiben, was wohl viele der Zuschauer im Bremenstadion gedacht haben. Mit 2:2 (1:0) trennte sich der TuS Ennepetal von Victoria Clarholz und verpasste damit, sich ein kleines Polster auf die Abstiegsplätze der Fußball-Oberliga zu verschaffen – denn das war, wie Trainer Westerhoff wohl überlegt bilanzierte, eigentlich ein Muss. Dabei drohte kurz vor dem Ende sogar noch eine Niederlage.
Mit dem zweiten Schuss aufs Ennepetaler Tor hatte Oliver Cylkowski die Gäste aus Clarholz in der 90. Spielminute aus dem Nichts in Führung gebracht. Torwart Marvin Weusthoff, der aus kürzester Distanz nach einem Freistoß aus dem Mittelfeld das Nachsehen hatte, beschwerte sich noch beim Schiedsrichter über ein vermeintliches Handspiel vor dem späten Gegentreffer (90.), als seine Mitspieler das Spielgerät bereits aus dem Netz geholt und in Richtung Anstoßpunkt gebracht hatten. Umstimmen ließ sich Schiedsrichter Yannick Rupert ohnehin nicht mehr.
Lötters trifft erstmals für den TuS
Das Tor hatte den Spielverlauf komplett auf den Kopf gestellt, denn der TuS hatte das Geschehen eigentlich komplett im Griff. „Ich finde, dass wir vor allem im ersten Durchgang ein richtig gutes Spiel gemacht haben“, befand Sebastian Westerhoff. Clarholz kam nicht ein einziges Mal gefährlich vor das Tor der Ennepetaler, die nach einer Ecke von Marius Müller durch einen Abpraller von Sebastian Lötters (32.) verdient in Führung gegangen waren. Der TuS verpasste es aber, sich einen höheren Vorsprung zu sichern, was sich noch rächen sollte.
TuS Ennepetal – Victoria Clarholz 2-2 (1-0)
TuS Ennepetal: Weusthoff – Grgic, Lötters, Brauer, Yasar, Pearson (79. Hupka), Gallus, Marius Müller, Binyamin (72. Enzmann), Shabani (61. El Youbari), Reyes-Mellado (86. Moritz Müller).
Tore: 1:0 Lötters (32.), 1:1 Muja (57.), 1:2 Cylkowski (90.), 2:2 Brauer (90.+2).
So geht es weiter: Am kommenden Mittwoch trifft der TuS Ennepetal im Halbfinale des Kreispokals auf den Landesligisten SpVg. Hagen 11. Anstoß an der Haßleyer Straße ist um 20 Uhr. Der Sieger dieses Spiels trifft auf den Sieger der Partie zwischen dem Bezirksligisten FSV Gevelsberg und dem Oberligisten TSG Sprockhövel.
Denn die Ennepetaler blieben zwar auch im zweiten Durchgang das tonangebende Team, traten dabei aber bei weitem nicht mehr so strukturiert und dominant wie vor dem Seitenwechsel auf. Die Gäste wirkten deutlich präsenter, was Sebastian Westerhoff alleine auch an der gehobenen Lautstärke des Gegners festmachte. Seine Mannschaft hingegen erspielte sich kaum noch klare Gelegenheiten, leistete sich zu viele technische Unsauberkeiten und war dadurch maßgeblich daran beteiligt, dass sich ein Großteil der zweiten Halbzeit im Mittelfeld abspielte – bis Clarholz das erste Mal überhaupt gefährlich vor das Ennepetaler Tor kam. Gentrit Muja traf in der 57. Minute zum Ausgleich, als sich Weusthoff aus zentraler Position keine Abwehrgelegenheit geschlagen geben musste.
Viel Ballbesitz, keine Tore
Der Treffer passte so gar nicht zum Auftritt der im Mittelfeld rangierenden Ostwestfalen, die in der Folge mit deutlich breiterer Brust auftraten, ohne dabei allerdings gefährlich zu werden. Stattdessen bemühten sich die Ennepetaler, aus ihrem vielen Ballbesitz etwas nach vorne zu kreieren. Oftmals blieb es aber beim unvollendeten Versuch.
Lesen Sie auch: Thammi und der Wester: Zwei Freunde als Glücksfall für Ennepetal
Und so kam es, wie es eigentlich kommen musste. Clarholz ging spät in Führung. Die Ennepetaler aber ließen, anders als noch in der Hinrunde bei vergleichbaren Ereignissen, nicht die Köpfe hängen und kamen in der Nachspielzeit tatsächlich noch zum Ausgleich. Nach einem langen Ball auf die rechte Seite hatte Abdulah El Youbari auf den aufgerückten Rechtsverteidiger Daniel Grgic zurückgelegt, der butterweich an den Fünfmeterraum flankte und Hendrik Brauer fand. Der machte seinen Fauxpas vor dem 1:2 wenige Augenblicke mit einem anspruchsvollen Kopfball wieder wett und sicherte seinem Team zumindest noch einen Punkt.
Angespannte Situation im Keller
Wie wichtig dieser Punkt ist, zeigt der aktuelle Blick auf die Situation im Tabellenkeller. Dort ist der Delbrücker SC mit 15 Punkten abgeschlagener Letzter, die Teams davor aus Siegen, Sprockhövel und Gievenbeck punkteten an diesem Wochenende allesamt und sitzen den Ennepetalern im Nacken. Entsprechend wichtig wäre ein Sieg gegen Clarholz gewesen. „Ich will nicht despektierlich sein, aber das war heute ein Gegner, den man schlagen muss“, sagte Sebastian Westerhoff nach dem Spiel. Natürlich wohl überlegt.