Gevelsberg. Der mächtigste Mann im Weltfußball bleibt an der Macht – was bei DFB-Kapitänin Alexandra Popp nicht unbedingt für Begeisterung sorgt.

Eine Runde Applaus hat ausgereicht, um Gianni Infantino als FIFA-Präsidenten zu bestätigen. Ich muss gestehen, wenn ich dort beim FIFA-Kongress gesessen hätte, dann hätte ich nicht applaudiert. Was in der Vergangenheit alles abgelaufen ist, trägt nicht unbedingt dazu bei, dass ich als Fußballerin ihn besonders mag. Aber ich bin gespannt, was sich künftig verändert. Infantino hat einige Ankündigungen in Sachen Frauenfußball gemacht, die in die richtige Richtung gehen, wenn sie denn auch so umgesetzt werden. Versprechen kann man schließlich viel.

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Laut Infantino soll es künftig deutlich höhere Gelder für die Verbände geben, mit denen sie den Frauenfußball vor Ort fördern können. Das ist ein guter Weg und wir fordern schon länger, dass die Professionalisierung vorangetrieben wird. Uns geht es dabei aber gar nicht darum, auf Teufel komm raus mehr Geld in den Frauenfußball zu pumpen und uns Spielerinnen die gleichen Gehälter zukommen zu lassen wie den Männern.

Gut, dass dieser Deal nicht zustande gekommen ist

Ich halte nichts davon, dass immer mehr und mehr Umsatz generiert wird und dafür auch Partner gesucht werden, mit denen wir uns als Frauen nicht identifizieren können. Ein Beispiel war die Nachricht, dass die Tourismusbehörde von Saudi-Arabien als Sponsor der Frauen-WM auftreten wollte. Das können wir natürlich nicht gutheißen, wenn ein Land, in dem Frauen praktisch keine Rechte haben, sich auf diese Weise in einem guten Licht präsentieren will. Wir haben lautstark unseren Unmut kundgetan und ich persönlich bin froh darüber, dass dieser Deal nicht zustande gekommen ist.

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Infantino sprach in diesem Zusammenhang von „Doppelmoral“, weil niemand sich beschwere, wenn Unternehmen Handel mit solchen Staaten treiben. Aber hinter dem Sport steckt eben mehr. Ich finde es teilweise abartig, wie im Fußball mit Geld um sich geschmissen wird und ich glaube, man hat in den vergangenen Jahren gemerkt, dass viele Fans dadurch verprellt werden. Am Ende sollte der Fußball im Mittelpunkt stehen und nicht ständig geguckt werden, wie man damit noch mehr verdienen kann.

Vorfreude ob mit oder ohne Funktionäre

Ich freue mich jetzt erst einmal auf die WM 2023 und reise dafür gerne ans andere Ende der Welt. Beim Turnier in Australien und Neuseeland soll es die gleichen Bedingungen für die Spielerinnen geben wie für die Männer bei der WM 2022. Ich bin sehr gespannt darauf. Salopp gesagt: Ob dann am Ende fünf Delegierte mehr auf der Tribüne sitzen, ist mir auf dem Platz eigentlich egal. Aber es zeigt auf jeden Fall eine gestiegene Wertschätzung. Ich habe den Eindruck, es wird nicht mehr nur geredet, sondern es bewegt sich wirklich etwas im Frauenfußball. Bleibt zu hoffen, dass Infantino seine Versprechungen auch umsetzt.

Aufgezeichnet von Tim Müller