Gevelsberg. Das sagt Alex Popp zum Outing eines Fußballers, zu Vorurteilen gegenüber Frauen im Fußball und was der Gesellschaft ihrer Meinung nach fehlt.

In der vergangenen Woche habe ich eine Meldung gesehen, über die ich mich sehr gefreut habe: Der tschechische Nationalspieler Jakub Jankto hat sich als homosexuell geoutet. Ich bin Teil der Aktion „Ihr könnt auf uns zählen“. Im Rahmen dieser haben im März 2021 insgesamt über 800 Fußballerinnen und Fußballer ihre Solidarität mit homosexuellen Kollegen erklärt. Und es ist schön zu sehen, dass sich inzwischen immer wieder Profis, auch aus großen europäischen Ligen, trauen, sich zu outen.

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Natürlich muss jeder für sich entscheiden, ob er öffentlich machen will, wen er liebt, schließlich ist das grundsätzlich ein ziemlich privates Thema und niemand muss das preisgeben, wenn er es nicht möchte. Ich glaube aber, je mehr aktive Fußballer es gibt, die sich vor allem auch öffentlich dazu bekennen, einen Mann zu lieben, desto mehr wird auch die Akzeptanz wachsen. Leider habe ich noch immer das Gefühl, dass es leider ein riesiges Tabuthema unter den männlichen Fußballspielern ist.

Andere Erziehung könnte vieles ändern

Die Erziehung spielt eine ganz entscheidende Rolle dafür, wie wir mit dem Thema Homosexualität umgehen. An vielen Orten herrscht immer noch das alte Weltbild, die Männer müssten immer die Starken sein, die auf ihre Familien aufpassen und bloß keine Schwäche zeigen. Wobei es natürlich völliger Quatsch ist, anzunehmen, dass Homosexualität dem entgegensteht. Es ist egal, wen du liebst, du kannst auch als schwuler Mann stark sein, oder als heterosexueller Mann schwach. Und was genau „stark“ und „schwach“ in diesem Zusammenhang heißt, sieht auch wieder jeder anders.

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Wie lange es noch dauern wird, bis sich auch in Deutschland ein aktiver Fußballer outet, ist schwer zu sagen. Wenn ich manchmal als Zuschauerin im Stadion bin und dort so manchen äußerst dummen Kommentar auf den Tribünen höre, dann habe ich das Gefühl, wir sind hier noch ein ganzes Stück davon entfernt.

Sexualität spielt im Frauenfußball keine Rolle

Über den Frauenfußball gibt es ebenso nach wie vor viele Klischees, zum Beispiel, wir sind alle Mannweibern und sowieso fast alle lesbisch. Auch das ist alles Quatsch! Viel eher kann man es so formulieren: Im Frauenfußball spielt es überhaupt keine Rolle, wer wen liebt. Wir können durchaus als Vorbild dienen, dass es kein Problem ist und kein Thema sein muss, weder in der Kabine noch auf den Tribünen. Vielleicht können sich die Männer daran ein Beispiel nehmen.

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Grundsätzlich glaube ich schon, dass wir in einer Zeit leben, in der sich gesellschaftlich etwas bewegt und alle Menschen die Möglichkeit haben, sich sehr viel freier zu entfalten. Dennoch muss sich das Bild in den Köpfen vieler ändern, was als „normal“ gilt und was nicht. Erst dann kommen wir als Gesellschaft voran.

Aufgezeichnet von Tim Müller