Gevelsberg/Schwelm. Mila Ayuhara kennen sicherlich noch viele – aber wer sind die neuen Comic-Helden, die wieder Jungs in die Volleyballabteilungen bringen?

Der flinke Shoyo Hinata läuft zum Netz und reagiert reflexartig auf einen heranfliegenden Ball. Mit gekonnter Technik schmettert er diesen aus dem Sprung heraus ins gegnerische Spielfeld – Punkt. Begeistert jubelt er mit seinen Teamkollegen und erarbeitet sich Respekt bei den Kontrahenten.

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Es ist eine Szene aus der aktuell auf Netflix gezeigten Serie „Haikyu!!“. Eigentlich kam sie im Fernsehen bereits 2014 heraus, eine Serie mit mehreren Staffeln ist aber seit einiger Zeit durch den Streaminganbieter angesagt. Dabei geht es um die Begeisterung für Volleyball – und ums Heranführen von Interessierten an die Ballsportart. Der japanische Serientitel heißt auf Deutsch übersetzt übrigens direkt Volleyball. Der junge Hauptdarsteller spielt zunächst nur mit Mädchen und baut nach und nach ein Schulteam aus Jungen auf, was an kleinen Meisterschaften teilnimmt. Die Sportart Volleyball erstrahlt so in einem ganz anderen Licht.

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Dass Jugendliche und darunter vor allem Jungen Interesse an der Sportart gewonnen haben, merken heimische Vereine. Es ist zwar kein totaler Aufschwung spürbar, doch zuletzt gab es vermehrt neue Sportler, die sich ans Pritschen, Baggern oder Schmettern heranwagen. Beispiele gibt‘s beim TV Eintracht Vogelsang oder bei der RE Schwelm.

Kaum noch Jungs aktiv

In Schwelm gibt es derzeit allerdings keine männliche Mannschaft. Die wurde 2016 wegen mangelndem Nachwuchs aufgelöst. In der hiesigen Szene ist Gereon Duwe bekannt, der früher für das Herrenteam aufschlug. Und genau er ist im Verein weiterhin mit Eifer dabei, trainiert die erste Damenmannschaft in der Verbandsliga und etwa die U14, die kürzlich Meister in der Oberliga geworden ist. Duwe erzählt von Anfragen junger Haikyu-Serienzuschauer, die sich selbst mal in der Halle ausprobieren möchten.

Riesig: Eine Figur der Comicfigur Shoyo Hinata auf einer Messe.
Riesig: Eine Figur der Comicfigur Shoyo Hinata auf einer Messe. © PantherMedia | CAZOTTES CLEMENT

„Es ist für mich wirklich ein Phänomen, dass eine Serie in der heutigen Zeit junge Leute zum Volleyball bewegen kann“, freut sich Duwe. Er war früher auf mehreren Positionen vor dem Netz am Ball, spielte für Schwelm in der Regionalliga, als Spielertrainer. Nun führt er den oft überschaubaren Nachwuchs an die Sportart heran. Beim TV Eintracht Vogelsang leitet er eine AG, in der sich Einsteiger ausprobieren dürfen. Ebenso am Märkischen Gymnasium in Schwelm. Und er ist von den motivierten Anfängern begeistert: „Sie bringen durch Haikyu bereits einige Kenntnisse mit, dort werden die Techniken vermittelt.“

Nicht der erste Hype durch eine Fernsehserie

Ähnlich war es übrigens Anfang der 2000er-Jahre, als damals mit der Anime-Serie „Mila Superstar“ ein Volleyball-Hype ausgelöst wurde – zu der Zeit vor allem bei Mädchen und jungen Frauen. Die Serie wurde von der Manga-Reihe von Chikako Urano aus dem Jahre 1969 auf den Bildschirm übertragen. Die Hauptrolle spielte eine Zwölfjährige, genannt Mila Ayuhara. Daher gab dies dem Volleyball einen Schub mit Blick auf die Jugend und neue Talente entwickelten sich.

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Der weibliche Anteil ist gerade im Volleyball sehr groß, vor allem in Amateurligen oder im Hobbybereich. Bei den Hobby-Mixed-Teams gibt es neben dem offiziellen Ligasystem auch mehrere Stufen, in denen sich die Mannschaften je nach Stärke messen. In den Kreisligen, in denen es um Punkte geht, tauchen fast ausschließlich Frauenteams auf. Herren beginnen oft erst auf der Bezirksebene, mit wenigen Mannschaften in einer Gruppe, die häufig eine weite Region umfasst.

Deshalb betrachten gerade die kleinen Vereine den Nachwuchs als sehr wichtig, um die Sportart in Zukunft am Leben zu halten. „Daher ist es positiv, was man gerade beobachten kann. Ich hätte nicht gedacht, dass plötzlich vermehrt Jungs beim Volleyball auftauchen und sich auch schon mit den Techniken auskennen“, gesteht Duwe. Beim TVE gibt es mehrere Jungen-Teams, die aktiv sehr erfolgreich am Spielbetrieb teilnehmen bis in die höchste Spielklasse. Gernot Jost, zweiter Vorsitzender des Klubs, spricht von wenigen Jugendlichen, die durch die Serie hinzugekommen sind und in Teams integriert werden.

Wieso Mädchen und Jungs nicht zusammen spielen

„Ich hätte auch nicht gedacht, dass eine Serie sich auf den Sport auswirkt“, sagt Jost. Gleichzeitig möchte er die aktuelle Erscheinung jedoch nicht überbewerten, selbst wenn er sich ebenfalls an die Serie „Mila Superstar“ und das damals gestiegene Interesse am Volleyball erinnert. Generell sei im Jugendalter ein gemischtes Team realisierbar. Denn Jost weiß als Vater seiner Tochter Luisa und seines Sohnes Felix: „Mädchen sind als junge Jugendliche oft erst noch größer als Jungs. Danach muss man schauen, wie sie sich jeweils körperlich weiter entwickeln.“

Es ist nach den Statuten des Westdeutschen Volleyballverbandes übrigens erlaubt, dass männliche Jugendliche in Frauenteams der untersten Spielklasse mitspielen (siehe Infobox). „Selbst Herren dürfen dies als Einsteiger, weil es eben kaum Teams gibt“, erzählt Duwe. Den leidenschaftlichen Volleyballer freut dies und er hofft, dass es wieder mehr männliche Spieler gibt – zumindest solange der Aufschwung durch Shoyo Hinata anhält.