Wolfsburg/Gevelsberg. Die Fußball-WM der Männer hat Alex Popp nur am Rande verfolgt. Das sagt sie über das umstrittene Turnier, die DFB-Auswahl und Expertinnen im TV.

Die Weltmeisterschaft der Männer ist gerade zu Ende gegangen und ich kann sagen, dass ich diesmal definitiv weniger Spiele geschaut habe als bei vergangenen Turnieren. Das hat verschiedene Gründe.

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Zum einen kam aufgrund des Termins im Winter und der ganzen Begleitumstände des Turniers keine richtige WM-Stimmung bei mir auf. Zum anderen war ich mit meinem Verein VfL Wolfsburg selbst gefordert und hatte Trainingseinheiten und Spiele, die parallel zur Männer-WM stattfanden. Ich habe immerhin zwei von drei Spielen der deutschen Elf geschaut, nur die Partie gegen Japan habe ich verpasst, weil wir abends ein Champions-League-Spiel hatten und ich deshalb Mittagsschlaf gemacht habe.

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Grundsätzlich kann ich über dieses Turnier rückblickend sagen, dass es aus meiner Sicht schlichtweg nicht in Katar hätte stattfinden dürfen. Diese Vergabe ist schon vor vielen Jahren falsch gelaufen und am Ende waren die Spieler die Leidtragenden, weil sie sich mit vielen Themen auseinandersetzen mussten, die nichts mit ihrem Job als Fußballer zu tun hatten. Ich bin froh, dass wir mit den Frauen bisher nicht in so einer Situation waren. Hoffentlich wird es auch nicht so kommen, denn im Optimalfall zieht der Verband seine Lehren aus diesem Turnier und der großen Kritik daran. Aber wenn man die Aussagen von FIFA-Präsident Gianni Infantino hört, für den es die beste WM aller Zeit war, dann sehe ich da eher schwarz.

Eine Binde kann keine Ausrede sein

Ich finde es schwer, mich in die Jungs hineinzuversetzen, die entscheiden mussten, wie sie mit dem Thema der „One-Love“-Armbinde umgehen. Ich kann das ja nur als Außenstehende beurteilen, auch wenn ich selbst große Turniere gespielt habe. Trotzdem würde ich schon sagen: Wenn man sich vorher so klar positioniert hat, dann ist es schade, wenn man das Ding am Ende nicht auch gegen Widerstände durchzieht. Das Thema hat die Spieler sicherlich in gewissem Maße abgelenkt, ist aber keine Entschuldigung dafür, nach der Vorrunde auszuscheiden.

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Wen ich im Anschluss an dieses Turnier ohne Einschränkung loben kann, sind meine beiden ehemaligen Mitspielerinnen Almuth Schult und Tabea Kemme, welche als TV-Expertinnen eine absolut hervorragende Arbeit gemacht haben. Beide galten bei uns schon immer als meinungsstark. Tabea war eine mega Type auf dem Platz, Almuth sowieso, sie vermisse ich auch in dieser Saison beim VfL. In der Nationalelf ist sie unser Sprachrohr, sie weiß sich extrem gut auszudrücken und hat eine klare Haltung. Es braucht mehr Frauen wie sie vor der Kamera! Je mehr Aufmerksamkeit wir durch diese Präsenz bekommen, desto besser wird sich auch unser Sport entwickeln.

Aufgezeichnet von Tim Müller