Schwelm. Wenn es in den vergangenen 20 Jahren um den VfB Schwelm ging, ging es auch immer um Helmut Hahne. Nun hört er als Vorstand am Brunnen auf.

Mit Helmut Hahne hat ein langjähriges Vorstandsmitglied die Kommandobrücke beim VfB Schwelm verlassen. Runde 20 Jahre lang führte der jetzt 80-Jährige mit einer Unterbrechung von vier Jahren die Geschäfte bei dem aus den drei Vorgängervereinen FC Schwelm 06, Grün-Weiß Schwelm und Sportfreunde Schwelm hervorgegangenen Fusionsklub am Brunnen. In dieser Zeit hat der pensionierte Bundesbeamte viel erlebt: Aufstiege, Abstiege, Relegationen und eine „Palastrevolution“.

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Aber der Reihe nach. Als Fußballer war Hahne bei den Sportfreunden aktiv, spielte dort in der zweiten Mannschaft. „Ich war kein guter Spieler, habe aber immer Spaß daran gehabt“, bekennt Hahne rückblickend. Seit 1962 gehörte er den Sportfreunden an, war neben und nach seiner aktiven Laufbahn als A-Jugendtrainer, Jugendleiter und Geschäftsführer für den Verein tätig, der 1994 mit der 1986 aus den Vereinen FC Schwelm 06 und Grün-Weiß Schwelm fusionierten SG Schwelm 06/95 den heutigen VfB Schwelm gebildet hatte.

Wollenburg und Grüner halfen bei der Einführung

Nach seiner (Früh-)Pensionierung bei der Bundesbahn fragte ihn der im Jahr 2021 verstorbene Jürgen Wollenburg, seinerzeit Vorsitzender des VfB, ob er den Geschäftsführerposten übernehmen wolle. Das war vor 19 Jahren, 2003, und Hahne erinnert sich an seine Reaktion auf die Frage Wollenburgs: „Da habe ich gesagt, dass ich davon keine Ahnung habe.“ Doch Wollenburg ließ nicht locker und bot an, ihm das Notwendige beizubringen. Dies übernahm das im Schwelmer Sport und darüber hinaus bestens bekannte VfB-Vorstandsmitglied Hanns Grüner.

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„Mit der Zeit habe ich mir dann auch einen Computer angeschafft und die Aufgabe selbstständig erledigen können“, erzählt Hahne. In seiner neuen Funktion erlebte er dann 2006 den Aufstieg der ersten Mannschaft in die Landesliga mit den Trainern Marc Dülm und Michael Roschke ebenso mit wie den sofortigen Abstieg ein Jahr später. Den weiteren Abstieg in die Kreisliga A wollte er unbedingt verhindern, doch das gelang ihm nicht. 2013 musste der VfB den bitteren Gang antreten. Bis zuletzt hatte Hahne immer wieder erklärt: „Absteigen? Das will ich auf gar keinen Fall.“ Doch die von Bastian Zarnekow trainierte Mannschaft kam nur auf 28 Punkte – es fehlten satte 16 Zähler zum rettenden Ufer.

Auf und ab mit dem VfB Schwelm

Nach fünf Jahren dann durfte Helmut Hahne wieder über einen Aufstieg jubeln. Mit Marco Menge als Spielertrainer, der nach wie vor ein gutes Verhältnis zu ihm pflegt. Wie auch Markus Dönninghaus, dem Hahne 2006 die Bezirksliga-Mannschaft als Trainerneuling anvertraute, der es anschließend mit dem Cronenberger SC bis in die Oberliga schaffte.

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Das "Nestoren-Quartett" des VfB Schwelm. Von links: Gerd Speckenbach, Heinz Müller, Helmut Hahne und Achim Glöde. © Ulrich Mittag

Bis 2018 endlich der ersehnte Wiederaufstieg in die Bezirksliga gelang, hatte der VfB Schwelm mehrere Anläufe benötigt. Zweimal war die Brunnen-Elf in Entscheidungsspielen gescheitert. Schon im zweiten Jahr nach dem Abstieg an BW Voerde, ein Jahr später an CVJM Türkiyemspor Hagen. Hahne erinnert sich an das auf dem Harkortberg in Wetter ausgetragene Duell gegen Voerde: „Da mussten wir ins Elfmeterschießen, wo André Owenier und Marcello d’Aquino ihre Strafstöße verschossen haben.“

2016 stand ein Relegationsspiel gegen den Meister der Hagener A-Ligagruppe vor dem Wiederaufstieg. Duplizität der Ereignisse: Wieder ging es ins Elfmeterschießen – wieder zogen die Schwelmer den Kürzeren. „Dominik Reinhoff musste den letzten Elfer verwandeln, dann wären wir aufgestiegen“, erinnert sich Hahne. Aber der schoss ihn haushoch übers Tor des Ischelandstadions ins benachbarte Freibad – und das Elfmeterschießen ging weiter, bei dem Marcel Hellmeister mit einem Fehlschuss ein weiteres Jahr für den VfB in der Kreisliga besiegelte.

Eine Szene ist präsent geblieben

Die Szene, die seinerzeit zum 2:2-Ausgleich und damit ins Elfmeterschießen geführt hatte, hat Hahne noch deutlich vor Augen: „Es stand ganz kurz vor dem Abpfiff 2:1 für uns, nachdem Nermin Jonuzi das 2:1 mit einem Strich erzielt hatte, den ich heute noch vor Augen habe, als Marcel Hellmeister gefoult wurde, der Schiedsrichter aber auf Freistoß für Kurdistan entschied. Und der führte zum 2:2-Ausgleich.“ Nach dem Spiel auf diese Szene angesprochen, habe Schiedsrichter Ramazan Sahin geantwortet: „Ich hatte da keine Übersicht, deshalb habe ich für Kurdistan entschieden.“

Erst 2018 gelang dem VfB nach einem 4:1-Hinspielerfolg mit einem 4:2-Sieg im Ischelandstadion gegen den FC Kurdistan aus Hagen die Rückkehr in den überkreislichen Fußball. Und Helmut Hahne wünscht sich natürlich, dass sich die Mannschaft dort zumindest halten wird. Eine kritische Phase in der vergangenen Saison hatte er mit der Verpflichtung von Trainer Sacha Odina noch gemeistert. „Jetzt wollen wir mal sehen, wie die nächsten das machen“, sagt Helmut Hahne und fügt hinzu: „Ich denke, mit 80 Jahren muss man auch mal loslassen.“ Doch die Spiele am Brunnen (oder der Rennbahn) will Hahne natürlich weiter besuchen. So viel Loslassen muss dann auch nicht sein …