Ennepetal/Hagen. Vertrauensvoll statt profitorientiert wollen sie sein, die vier Gründer der Spielerberatungsagentur 24sevensport. In der Szene sind sie bekannt.

Schon beim Betreten des Büros der Spielerberateragentur 24sevensport“ im Hagener Ortsteil Haspe wird schnell klar, wer sich hier versammelt hat. Auf dem Bildschirm läuft eine Szene aus dem Champions League-Spiel von Bayern München beim FC Barcelona. Yagmur Akyol zeigt den Fehler in der Hintermannschaft der Katalanen auf, seine Freunde und Geschäftspartner Ronald Ogonda, Paulo Felix und Emrah Özüsaglam hören gespannt zu – und fangen darauf an, die Spielanalyse von Akyol zu diskutieren. Fußballverrückt sind alle vier schon lange, kennen tun sie auch schon seit Jahrzehnten. Diese geballte gemeinsame Kompetenz wollen sie seit einigen Monaten nun auch jungen Fußballern zugutekommen lassen.

+ + + Du willst wissen, was im lokalen Sport in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal, in Wetter und Herdecke sowie in Hagen passiert? Melde Dich hier zum kostenlosen Newsletter an + + +

Das Büro, in welchem die vier Geschäftspartner sitzen, hinterlässt einen professionellen Eindruck. Dabei steht das Projekt noch ganz am Anfang. „Wir rechnen in den ersten Jahren noch nicht damit, dass wir schwarze Zahlen schreiben werden“, sagt Yagmur Akyol. Doch darum gehe es in erster Linie ja sowieso nicht.

Hintergrundwissen mit hohen Lizenzen

Während der Lockdowns bedingt durch die Corona-Pandemie, waren Akyol, Özüsaglam, Ogonda und Felix, alle Inhaber der DFB-B-Lizenz und langjährig als Trainer aktiv, viel gemeinsam spazieren. „Wir haben uns dann irgendwann gefragt, ob wir mit unserer Begeisterung für den Fußball nicht etwas gemeinsames auf die Beine stellen möchten“, sagt Özüsaglam. Gesagt, getan. Die durch die Agentur entstehenden Kosten tragen alle vier erst einmal aus eigener Tasche.

Lesen Sie auch: Eltern raufen sich bei Jugendspiel zwischen Hagen und Silschede auf der Tribüne

Neben der Miete für das Büro direkt am Eingang am Hasper Kreisel müssen da vor allem die vielen Fahrten zu Fußballspielen bezahlt werden. Denn davon schauen sich die Vier gleich eine Reihe am Wochenende an. Für Özüsaglam ist es also noch nicht getan, wenn er zwei Mal die Woche zum Voerder Tanneneck fährt, um den Fußball-Bezirksligisten BW Voerde zu trainieren und am Wochenende teilweise weite Fahrten bis in das tiefste Sauerland auf sich nimmt. „Sonntags ist dann bei mir schwieriger, dafür haben die anderen an diesen Tagen mehr Zeit. Ich bin dann dafür samstags oft unterwegs“, sagt er.

Von Jugend- bis Profispielen wird fast alles gesichtet

Die Bandbreite an Spielen, die sich alle vier Wochenende für Wochenende ansehen, reicht dabei vom Jugendspiel bis zum Profifußball, die durch sie berateten Spieler haben sie aber aktuell im Jugend- und gehobenen Amateurbereich.

Eifrige Analyse im Hasper Büro.
Eifrige Analyse im Hasper Büro. © Fabian Vogel

Einen besonderen Stellenwert hat es laut Paulo Felix, vor allem jüngere Spieler zu scouten, die andere Vereine ohne ihre Agentur noch nicht auf dem Radar haben würden. „Es gibt viele Talente, die noch nicht entdeckt wurden. Wir versuchen dann, diesen Spielern ein Probetraining zu vermitteln und wenn es zu einem Vertrag kommt, diese Spieler dann auch tatkräftig zu unterstützen“, sagt Felix. Vor kurzem gelang es der Agentur, einen Hagener, der bis dato keine Berührungspunkte mit einem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) hatte, beim VfL Bochum in der U17 unterzubringen.

Beratung geht weit über Vermittlung hinaus

Diese Unterstützung fängt mit der Vermittlung zu einem Verein an, geht von der Betreuung und Beratung bei Vertragsgesprächen weiter, beinhaltet teilweise auch Fahrten zum Training und die Vorbereitung auf die Karriere nach der Karriere. „Die wenigsten schaffen es aus einem NLZ in das Profigeschäft. Man kann aber auch in den oberen Amateurligen gutes Geld verdienen und guten Fußball spielen“, sagt Ogonda. Fußballer, die auf Regional- oder Oberliganiveau spielen, könnten sich neben ihrer fußballerischen Karriere so auch auf die Zeit nach dem aktiven Fußball vorbereiten – und sich auch für ein Angebot aus einer höheren Liga empfehlen.

Kontaktdaten

24sevensport ist über verschiedene Wege für Vereine und Spieler erreichbar.

Anfragen können per Mail an info@24sevensport.com, telefonisch über die Nummer 02331/3429544 oder über den Instagram-Account der Agentur gestellt werden.

Der größte Aspekt in der täglichen Arbeit, die alle vier im übrigen nebenberuflich ausüben, ist aber die Begleitung der Spieler, mit denen sie aktuell zusammenarbeiten. Diese kommen vorwiegend aus dem Jugendbereich und sind teilweise schon in den NLZ diverser Profivereine aktiv. Dabei geht es laut Emrah Özüsaglam auch darum, die Spieler in Fragen zu beraten, die auf den ersten Blick nicht direkt mit dem Fußball zu tun haben. Doch nicht nur beim Thema Geld helfen die Berater, auch bezüglich Schule oder familiäres Umfeld können Özüsaglam, Ogonda, Akyol und Felix beratend helfen.

Agentur scoutet auch für Vereine

Darüber hinaus wird 24sevensport auch für Vereine aus der nahen und fernen Umgebung tätig, wenn diese Hilfe beim Scouting für bestimmte Spieler oder Positionen anfragen. Dann machen sich die vier Geschäftspartner auf die Suche nach einem geeigneten Spieler und stellen anschließend den Kontakt zwischen Verein und Fußballer her.

Auch interessant: Hagener Fußball: Darum konnte ein Derby nicht angepfiffen werden

Der eigene finanzielle Profit steht für sie dabei nicht im Vordergrund. „Die Spieler müssen sich bei uns wohlfühlen“, sagt Yagmur Akyol. Wichtig sei aber auch, dass die Ansprüche des Spielers realistisch sind und diese auch zur Philosophie der Agentur passen.

Alle vier sind sich bewusst, dass sie sich mit dem Schritt in die Beraterszene in eine Branche begeben, die einen schlechten Ruf unter vielen Fußballfans hat. „Ja, das ist ein Haifischbecken. Aber da wollen und werden wir nicht mitmachen. Vertrauensvoll mit jungen Menschen zu arbeiten, heißt nicht, dass man mit ihnen Profit machen möchte“, sagt Paulo Felix. Viel mehr stünde im Vordergrund, jungen Menschen die Perspektiven in ihrem Sport aufzuzeigen und Türen zu öffnen, die sie selbst nicht sehen.