Gevelsberg. 550 Zuschauer kommen ins Waldstadion, als die Frauen von Borussia Dortmund in Silschede zu Gast sind – was auch für den BVB außergewöhnlich war.
Große Illusionen hatten sich Zuschauerinnen und Zuschauer im Silscheder Waldstadion vor dem Spiel nicht gemacht. Zu groß der Leistungsunterschied zwischen der eigenen Mannschaft und der des Tabellenführers Borussia Dortmund. Am Ende konnten beide Teams mit dem 0:6 (0:4)-Endstand gut leben – und vor allem beim gastgebenden FC SW Silschede waren die Verantwortlichen nach einem rundum gelungenen Sonntagnachmittag zufrieden, auch wenn es sportlich nichts zu feiern gab.
Für Silschedes Trainerin Stefanie Muthke war nach dem Spiel alles in Ordnung, auch wenn sie sich vor der Partie etwas anderes vorgenommen hatte. Abwartend auf Konter im ersten Durchgang und mit aggressivem Pressing zur zweiten Halbzeit wollte sie dem ungeschlagenen BVB beikommen. Daraus wurde angesichts der Überlegenheit des souverän auftretenden Tabellenführers allerdings nichts. Bereits nach neun Minuten führten die Dortmunderinnen mit 3:0 und sorgten so früh für klare Verhältnisse.
Kulisse in Silschede auch für den BVB nicht alltäglich
Diese ungleichen Verhältnisse brachte Muthke nach dem Spiel ganz einfach auf den Punkt. „Sie haben eben unter der Woche immer volle Besetzung beim Training und sind entsprechend auch breiter und besser aufgestellt“, so die Silscheder Trainerin. Das Projekt Frauenfußball bei Borussia Dortmund nimmt immer mehr Fahrt auf, nach dem Aufstieg in der Premierensaison steht das Team von Trainer Thomas Sulewski wieder ohne Punktverlust auf dem ersten Tabellenplatz. „Mittelfristig“, daraus macht Abteilungsleiterin Svenja Schlenker keinen großen Hehl, soll es in die Bundesliga für den BVB gehen.
Borussia Dortmund zu Gast im Silscheder Waldstadion
Bis dahin tingelt der Verein noch über die umliegenden Plätze der unterklassigen Ligen – und sorgt mitunter für ein klein wenig Volksfeststimmung. Rund 550 Zuschauerinnen und Zuschauer kamen am Sonntag ins Silscheder Waldstadion. „Das ist auch für uns ungewöhnlich viel“, gab Schlenker am Randes des Spiels bekannt.
Mit eigenem Fanclub in Silschede
Unter diesen Zuschauerinnen und Zuschauern war auch ein Fanclub, der sich seit dem ersten Spiel der BVB-Frauen vor rund einem Jahr im Wachstum befindet. Von überall aus der Umgebung kommen die Mitglieder und begleiten die Spiele der Dortmunderinnen – so wie auch am vergangenen Sonntag im Waldstadion. „Nach dem Spiel fahren wir noch zur zweiten Mannschaft nach Sprockhövel“, so der Tenor der enthusiastischen Anhänger, die mit einer eigenen Schwenkfahne und Plakaten hinter den Trainerbänken ihre Farbe bekannten.
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Zu sehen bekamen die Dortmunder Anhänger eine sehr einseitige Partie. Silschede kam kaum aus der eigenen Hälfte heraus und musste sich fast ausnahmslos aufs Verteidigen beschränken. Im gesamten Spiel kamen die Silschederinnen nur einmal vor das BVB-Tor, so dass Dortmunds Torfrau Sandra Schröer eingreifen musste. Viel mehr war gegen die aus über 150 Bewerbungen vor einem Jahr zusammengecastete Mannschaft aus Dortmund nicht drin – wobei es zumindest in der zweiten Halbzeit nicht mehr im Minutentakt vor dem Tor von Silschedes Schlussfrau Mainlee Vering gefährlich wurde.
Starke Doppelparade von Silschedes Vering
Gerade Vering war es zu verdanken, dass das Ergebnis am Ende nicht noch deutlicher ausfiel. Besonders bei einer starken Doppelparade in der 60. Minute zeigte die Torfrau ihr ganzes Können. Erst griff sie bei einem der seltenen Distanzschüsse der Dortmunderinnen schön über und lenkte den Ball an die Latte, ehe sie auch noch den Nachschuss abwehren und zumindest diese Situation bereinigen konnte.
Stefanie Muthke nahm die erwartbare Niederlage gegen das Über-Team der Liga gelassen hin. „Ich finde, dass wir uns heute gut verkauft haben. Wenn wir jede Woche so auftreten würden, hätten wir vermutlich schon den ein oder anderen Punkt“, sagt sie mit Blick auf die bisherige Ausbeute aus acht Saisonspielen. Die liegt nämlich immer noch bei null. Sechs Punkte liegt der FC SW Silschede aktuell hinter einem Nichtabstiegsplatz, das Torverhältnis von nun 4:33 Toren spricht eine eindeutige Sprache.
Für Dortmunds Trainer Sulewski war die Partie beim Liga-Schlusslicht eine gute Gelegenheit, Automatismen aus dem Training unter Wettkampfbedingungen gegen einen, wie so oft für sein Team, tiefstehenden Gegner weiter zu verfeinern. Am kommenden Wochenende geht es für den BVB gegen den einzig verbliebenen Verfolger vom VfL Senden – wo die Dortmunderinnen wahrscheinlich etwas mehr gefordert sein werden als beim FC SW Silschede.