Gevelsberg. Von Cottbus über Berlin nach Silschede: Steffi Muthke hat schon einiges erlebt. Der Fußball bedeutet ihr viel – weshalb sie auch große Ziele hat.
Wer klare Worte mag, dürfte Stefanie Muthke sehr schätzen. Die Trainerin des Fußball-Bezirksligisten FC SW Silschede sagt, was sie denkt, spricht aus, was sie meint und hat klare Ziele, die sie auch formuliert. Aktuell ist die 32-Jährige in Silschede nach dem schwachen Saisonstart mit drei Niederlagen und desaströsen 0:15 Toren als Krisenmanagerin gefragt. Dabei hat sie eigentlich ganz andere Ansprüche an sich und ihre Spielerinnen.
Eigentlich sollte in dieser Saison alles besser werden. Einen Platz im gesicherten Mittelfeld hatten sich Stefanie Muthke und ihre Spielerinnen nach einer furiosen Rückrunde in der vergangenen Saison vorgenommen. Aktuell bekommt die Mannschaft allerdings nicht das auf den Platz, was dafür nötig wäre – und auch nicht das, was die Trainerin gerne von ihrem Team sehen würde. „Die Spielerinnen müssen die Standards erfüllen, die ich von ihnen fordere“, sagt Muthke. Für die Trainerin selbst ist es das letzte Jahr beim FC SW Silschede. Klare Ansage. Stefanie Muthke eben.
Die gebürtige Cottbuserin hat nämlich ganz andere Ansprüche, als Hobbyfußballerinnen zu trainieren. „Was nicht heißen soll, dass mir das hier keinen Spaß macht. Der Verein und die Spielerinnen sind super“, sagt sie. Doch anders als für viele Fußballerinnen und Fußballer hat Muthke sich dem Fußball komplett verschrieben – was vor allen Dingen etwas mit ihrer Sozialisierung zu tun hat.
Training unter einer Legende
Zum Fußball ist Stefanie Muthke nämlich bei Energie Cottbus gekommen. Der Kult-Verein aus Ostdeutschland, der Anfang der 2000er-Jahre einige Spielzeiten in der Bundesliga spielte. Trainer damals war ein gewisser Eduard „Ede“ Geyer – eine Ikone des Fußballs im Ostern. „Ein harter Hund“, erinnert sich Muthke, die ein halbes Jahr unter ihm trainierte. Geyer lebte bei Energie das vor, was Muthke auch heute noch vorlebt. Unbedingter Siegeswille, die Bereitschaft alles dafür zu geben, voller Fokus auf das gemeinsame Ziel und ein Stück weit auch Autorität. Nicht weniger als das erwartet die Trainerin auch von ihren Spielerinnen.
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Muthke selbst ist hart zu sich und erwartet auch nicht weniger von allen um sie herum – weil sie es selbst nicht anders erlebt hat. Mit 14 Jahren ging es für sie von Cottbus auf die Sportschule Berlin, Muthke war auf dem besten Weg in die Bundesliga. Irgendwann aber stand sie vor einer Entscheidung für ihre Zukunft: Fokus auf die sportliche oder die berufliche Zukunft. Vom Fußball allein konnten Frauen damals noch nicht leben. Stefanie Muthke entschied sich für die Schaffung einer beruflichen Perspektive – und diese führte sie irgendwann dann einmal nach Westdeutschland.
Irgendwann muss sich Muthke entscheiden
In Hamm fand sie einen Job, spielte selbst noch in der Landesliga bei Germania Stürpe und trainierte auch schon Mannschaften. Bis Corona kam. Während der Pandemie merkte Muthke, dass ihr Beruf, Trainer-Job und selbst noch aktiv Fußball zu spielen einfach zu viel wird – weshalb sie ihre Schuhe an den Nagel hängte und ihre Trainerkarriere forcierte.
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Nach dem Umzug nach Dortmund suchte sie einen neuen Verein, bei dem sie tätig werden und weitere Erfahrungen sammeln kann. Muthke stieß dabei auf den FC SW Silschede, wo sie sich in einem Auswahlverfahren durchsetzte. „Wahrscheinlich habe ich mit meinen ehrlichen Aussagen gepunktet“, glaubt Muthke und lacht.
Mit der B-Lizenz bei Borussia Dortmund
Inzwischen ist sie Besitzerin einer B-Trainerlizenz. Diese gilt laut dem Deutschen Fußballbund (DFB) als „Einstiegslizenz in den Leistungsfußball“. Was zu Muthke passt, denn genau dort möchte sie auch hin. Den ersten Schritt in diese Richtung hat sie bereits gemacht.
Ihr Berufsalltag ist inzwischen nämlich hälftig aufgeteilt. Muthke arbeitet bei der Deutschen Bahn, ist aber auch als Trainerin für die Fußballakademie von Borussia Dortmund tätig. Für diese reist sie durch Europa, sichtet mal in Kitzbühel, Herzogenaurach oder in der Schweiz potenzielle Talente für den BVB. Die Kinder, die sie dort dann trainiert, wollen einmal Profis werden. Zwischen sechs und 13 Jahren sind sie erst, ein entsprechend gutes Auge für ein möglichst großes Potenzial brauchen die Trainer und Trainerinnen dafür. Stefanie Muthke traute man das zu, wie auch beim FC SW Silschede setzte sie sich in einem Auswahlverfahren gegen einige Mitbewerberinnen und Mitbewerber durch.
Ambitionierte Ziele
Sie selbst traut sich das ohnehin zu. Genauso, wie sie sich auch Mannschaften bei den Männern zutraut. Ab Bezirksliga könne sie sich das gut vorstellen, auch ein Engagement in der Juniorinnen-Bundesliga zählt sie als eines ihrer Ziele für ihre Trainerkarriere auf. „Die Bezirksliga ist für mich ein Anfang und keine Endstation“, sagt sie selbst.
Doch zuvor will Stefanie Muthke erst einmal die Frauen des FC SW Silschede aus der aktuellen Krise und zum sicheren Klassenerhalt in der Bezirksliga führen. „Das“, so gibt sie in ihrer offenen Art und Weise zu, „kratzt sehr an meinem Ego.“ Wer sie erlebt hat, nimmt ihr das ohne Zweifel ab.