Ennepetal. Wenn er zum Freistoß antritt, wird der Gegner nervös: Ennepetals Robin Gallus. Doch inzwischen ist er mehr als nur der mit dem starken Linken.
Wenn der TuS Ennepetal sich am Sonntag auf die rund 100 Kilometer lange Reise zum Fußball-Oberliga-Spiel bei Victoria Clarholz macht, sitzt auch Robin Gallus wieder im Bus. Der 30-Jährige ist, mit einer zweijährigen Unterbrechung, seit fast einem Jahrzehnt beim TuS Ennepetal aktiv und hat dort schon so manches erlebt. Inzwischen gehört Gallus zu den erfahrenen Spielern im Kader von Trainer Dragan Petkovic – doch nicht nur wegen seiner immensen Erfahrung ist er einer der wichtigsten Protagonisten im Team. Vor allem bei ruhenden Bällen ist er eine Macht.
Bei der 0:4-Derbyniederlage gegen die TSG Sprockhövel war es wieder einmal so weit. TSG-Torwart Hendrik Höh dirigierte seine Mitspieler hektisch in die Mauer. Grund für die Anspannung beim Gegner war die Tatsache, dass Robin Gallus sich den Ball in knapp 18 Metern Entfernung zum Tor bereit legte. Seine Qualitäten bei ruhenden Bällen sind weitgehend bekannt, auch wenn nicht jeder Versuch von Robin Gallus den Weg ins Tor findet. So wie auch gegen Sprockhövel, als der Ball nur wenige Zentimeter am Tor vorbeistrich.
Ärger über vergebene Chancen
Eine Situation, die Gallus besonders ärgert. „Eine gute Situation bei einem Freistoß bekommst du manchmal nur alle paar Spiele. Wenn du sie dann nicht nutzt, beißt du dir in den Arsch“, sagt er. Tatsächlich liegt sein letzter Freistoßtreffer aber noch gar nicht so lange zurück: Gegen Meinerzhagen sorgte Gallus Ende April bereits nach sechs Minuten für die Ennepetaler Führung und staunende Blicke bei den Zuschauern. Wieder einmal hatte der Mittelfeldspieler aus 20 Metern mit seinem starken linken Fuß zugeschlagen und das Spielgerät über den Innenpfosten in die Maschen gejagt. Gekonnt ist gekonnt.
Robin Gallus kennt nur die Oberliga
Robin Gallus absolvierte seit der Saison 2012/13 insgesamt 280 Spiele in der Fußball-Oberliga. Dabei lief er 42 Mal im Trikot von Westfalia Herne, 64 Mal für den FC Brünninghausen und 174 Mal für Ennepetal auf – im Herrenbereich hat er nie in einer anderen Liga gespielt.
Seine Torgefährlichkeit drückt sich dabei auch deutlich in Zahlen aus: 64 Tore und 34 direkte Torvorlagen sammelte Gallus.
Am kommenden Sonntag treffen Gallus und sein TuS Ennepetal auf Victoria Clarholz. Die Ostwestfalen haben bisher sehr wechselhafte Ergebnisse erzielt.
Am vergangenen Wochenende gelang beispielsweise ein 0:0-Remis beim Regionalliga-Absteiger Sportfreunden Lotte – eine Woche nach der 0:3-Heimniederlage gegen den FC Eintracht Rheine.
Doch woher rührt diese Stärke bei Standardsituationen? „Wir haben das in der Vergangenheit oft trainiert. Und dann muss man auch das Glück haben, auf die Welt zu kommen und es einfach zu können“, sagt er lakonisch. Ein wenig Übung und jede Menge Talent also? Es dürfte wohl etwas mehr benötigen, damit man mit Freistößen und Ecken immer wieder für eine solche Gefahr sorgen kann, wie es Gallus tut.
Nicht nur der starke Linke beeindruckt
Geschätzt wird Ennepetals Nummer 19 aber nicht nur aufgrund seiner Fähigkeiten bei ruhenden Bällen. In den insgesamt acht Spielzeiten im Bremenstadion hat sich Robin Gallus von einem talentierten Spieler zu einem unverzichtbaren Baustein beim TuS Ennepetal entwickelt. Immer wieder treibt er das Spiel der Petkovic-Elf an, ist Verbindungsglied zwischen Defensive und Offensive und gibt lautstark Kommandos an seine Mitspieler.
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Natürlich auch, weil er nach zehn Jahren Fußball in der Oberliga inzwischen weiß, worauf es ankommt. „Ich denke schon, dass die jüngeren Spieler genau zuhören, wenn ich etwas sage“, sagt Robin Gallus. Sein Trainer stimmt dem zu. „Er ist auf und neben dem Feld ein absoluter Führungsspieler“, sagt Dragan Petkovic. Als er 2014 zum TuS Ennepetal wechselte, war er das noch nicht. „Er hat sich auch neben dem Platz weiter entwickelt“, weiß Kapitän Abdulah El Youbari. Er und Robin Gallus kennen sich sehr gut, als Gallus zum TuS wechselte, bekam er den Platz neben El Youbari in der Kabine zugesprochen. „Ich habe ihm gezeigt, wie es hier läuft“, sagt er. Inzwischen führt Gallus selbst die neuen Spieler ein, hinter El Youbari ist er der stellvertretende Kapitän in Ennepetal.
Eine aussterbende Art
Für Dragan Petkovic ist der 30-Jährige inzwischen nicht mehr wegzudenken beim TuS. „Für mich gehört er zu einer aussterbenden Art von Fußballern. Er bringt Tugenden mit, die heute nicht mehr so weit verbreitet sind“, sagt Petkovic. Als Beispiele dafür nennt er die Zuverlässigkeit, die Disziplin und die Mentalität seines Co-Kapitäns.
Und so wird Robin Gallus auch am Sonntag beim Gastspiel bei Victoria Clarholz gefragt sein, seine Mitspieler, egal ob jung oder alt, anzuleiten. Ein einfaches Spiel erwartet er dabei nicht. „Clarholz hat mich schon in der vergangenen Saison beeindruckt“, sagt er. Die Reise nach Ostwestfalen soll sich lohnen, um den durchschnittlichen Start der Ennepetaler zu einem guten Saisonstart zu machen. Die Vorfreude ist in jedem Fall groß auf das Spiel – und zwar nicht nur wegen der Busreise und einem knackigen Spiel. „Die haben einen der schönsten Rasen, auf dem ich je gespielt habe“, sagt Gallus. Er muss es wissen.