Gevelsberg. Die Oberliga-Handballer der HSG Gevelsberg/Silschede haben früher regelmäßig vor großer Kulisse gespielt. Warum das heute nicht mehr der Fall ist

Für den Handball-Oberligisten HSG Gevelsberg/Silschede geht es nach einer vierwöchigen Pause mit dem Spiel am Samstagabend (19.15 Uhr, Halle West) gegen den TV Isselhorst auf die Zielgerade einer wechselhaften Spielzeit unter schweren Bedingungen. In der Abstiegsrunde sind die Gevelsberger nach den Ergebnissen aus der Vorwoche in einer guten Position, um mit einem Sieg am Samstag einen großen Schritt in Richtung Oberliga-Klassenerhalt zu machen. Die Euphorie könnte also groß sein rund um den klassenhöchsten Vertreter im Handball, allerdings blieben zuletzt viele Plätze in der Halle West leer.

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Die Mannschaft von Trainer Sascha Šimec möchte an den 29:22-Hinspielerfolg anknüpfen und hofft dabei, dass das Team auch auf die Unterstützung von den Rängen bauen kann. Nicht zufällig gab Šimec vor der Abstiegsrunde das Ziel aus: „alle Heimspiele zu gewinnen, das muss die Basis sein.“

Corona spielt eine große Rolle

Die treusten der treuen Anhänger sitzen bei der HSG immer noch auf der Tribüne. Viel mehr aber auch nicht. Gerade einmal 100 bis 200 Zuschauer besuchten die jüngsten Heimspiele der Gevelsberger. „Dafür gibt es verschiedene Gründe“, glaubt HSG-Manager Christof Stippel zu wissen. Einen Grund sieht er in der Vorsicht der Menschen, trotz der wegfallenden Maßnahmen rund um die Corona-Pandemie. „Corona und die Angst in eine große Halle zu kommen, spielen sicherlich immer noch eine Rolle. In der langen Zeit ohne Heimspiele hat zudem eine Entfremdung vom Handball und anderen Sportarten stattgefunden, der wir entgegenwirken müssen“, sagt er.

Oberliga-Handball vor vollen Rängen: Ex-HSG-Spielmacher Björn Rauhaus beim Siebenmeter.
Oberliga-Handball vor vollen Rängen: Ex-HSG-Spielmacher Björn Rauhaus beim Siebenmeter. © Unbekannt | Mustafa Balci

Vor der Pandemie lag der Zuschauerschnitt laut dem Vorstandsmitglied der HSG in etwa bei 500 Zuschauern, viele Vereine aus der nahen und ferneren Umgebung schauten oft neidisch nach Gevelsberg. Zu wichtigen Spielen waren nicht selten 700 bis 1000 Zuschauer in der Halle West, wie beispielsweise beim dramatischen Saisonfinale der Saison 2014/2015. Damals kämpfte die HSG als Aufsteiger am letzten Spieltag wie heute um den Klassenerhalt in der Oberliga, 800 Menschen sahen die knappe Niederlage gegen den ASV Senden. Trotzdem durften die Gevelsberger, nach Bekanntwerden der anderen Ergebnisse, über den Liga-Verbleib jubeln.

Fehlt die Identifikation?

HSG orientiert sich an Aktion des FSV Gevelsberg

Flüchtlinge aus der Ukraine haben am Samstag bei der HSG freien Eintritt. Die Gevelsberger Handballer haben sich dabei von den Fußballern des FSV inspirieren lassen. Diese hatten Ukrainer am vergangenen Wochenende kostenlos im Stadion Stefansbachtal eingeladen.

Seitdem hat sich viel getan rund um die Halle West. Nach einer enttäuschenden Spielzeit ging es runter in die Verbandsliga, die Pandemie hielt Einzug und viele Plätze bleiben seitdem leer. Spieler wie Yannick Brockhaus, Björn Rauhaus, Tobias Fleischhauer oder Fabian Kling traten kürzer oder wechselten den Verein – mit ihnen gingen Anhänger verloren. Ihre Nachfolger kommen nicht aus dem unmittelbaren Umfeld der HSG, sondern wurden aus der weiteren Umgebung nach Gevelsberg gelotst. Fehlt da die Identifikation? „Dazu habe ich eine ganz klare Meinung“, sagt Christof Stippel. „Die Identifikation der Spieler mit dem Verein ist sehr hoch. Christopher Schrouven ist seit zehn Jahren bei uns, Sebastian Breuker auch. Viele weitere Spieler sind schon lange hier, die Fluktuation bei uns ist verhältnismäßig gering. Die Jungs kommen alle aus der näheren Umgebung, Nils Rüggeberg ist im Verein groß geworden. Damit sind wir als Verantwortliche sehr zufrieden, dieses Argument lasse ich nicht gelten“, sagt er.

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Und in der Tat hat sich der Kern der Gevelsberger Mannschaft in den vergangenen Jahren kaum verändert, auch wenn es an den vielen Gesichtern aus der eigenen Stadt fehlt. Mit Nils Rüggeberg ist nur ein echter Gevelsberger im Team, alle anderen Spieler kommen aus Witten, Dortmund oder Hagen. Fehlende Nähe zum Publikum kann man den Spielern deswegen aber nicht unterstellen.

Fehlende Regelmäßigkeit

Für Christof Stippel spielt noch ein anderer Aspekt eine große Rolle für den Zuschauerschwund. „Wir erleben in dieser Saison einen sehr schlechten Rhythmus, was die Heimspiele betrifft. Mal gibt es drei Spiele in drei Wochen, dann gibt es wieder für lange Zeit gar keine Spiele. Der fehlende Rhythmus macht nicht nur den Spielern zu schaffen, er ist auch für das Publikum ungewohnt“, sagt der HSG-Chef.

Um dem Trend entgegenzuwirken, gibt es am Samstag beim wichtigen Spiel gegen den TV Isselhorst freien Eintritt für alle Zuschauer. „Wir möchten einfach die Gelegenheit nutzen um gemeinsam Handball zu erleben, die Halle West zu füllen und unser Team zu unterstützen“, sagt Stippel. Auch für die kommenden Monate seien Aktionen geplant, um wieder mehr Menschen in die Halle zu locken. Eines nämlich dürfte dem Besucher der HSG-Heimspiele schnell klar werden: Am fehlenden Einsatz und auch an gutem Handball mangelt es in Gevelsberg keinesfalls.