Ennepetal. Neun Jahre lang beackerte Florian Gerding die Außenbahn beim TuS Ennepetal. Im Sommer ist Schluss. Über einen Abschied, der keinem leicht fällt.

Wenn am 6. Juni die Saison in der Fußball-Oberliga endet, schließt sich ein Kapitel im Leben von Florian Gerding. Nach neun Jahren wird der pfeilschnelle und technisch starke Außenverteidiger den TuS Ennepetal am Saisonende verlassen. Neun Jahre seiner Laufbahn als Fußballer verbrachte der inzwischen 31-Jährige im Bremenstadion – und würde er nicht umziehen, würde wohl noch das ein oder andere Jahr dazukommen. Die Entscheidung den Verein zu verlassen, bei dem er den Großteil seiner Karriere gespielt hat, fällt Florian Gerding alles andere als leicht.

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In neun Jahren beim TuS Ennepetal hat Florian Gerding unter einigen Trainern gespielt. Imre Renji, Jörg Behnert und Alexander Thamm setzten dabei immer auf ihn. „Flo ist einfach ein feiner Typ. Wie er die Mannschaft als Rechtsverteidiger mitreißen kann, habe ich noch nie von einem Spieler auf dieser Position erlebt“, sagt beispielsweise Alexander Thamm. Der Ex-Trainer des TuS Ennepetal verliert gar keine großen Worte über die fußballerischen Fähigkeiten von Gerding, schließlich seien die unbestritten. Und das lässt sich auch ziemlich einfach in Zahlen ausdrücken.

Ein Jahrzehnt Fußball-Oberliga

236 Mal lief Florian Gerding in seiner Laufbahn in der Fußball-Oberliga auf, 206 Mal davon im Trikot des TuS Ennepetal. 2013 wechselte er ins Bremenstadion, dass es am Ende neun Jahre werden würden, die er dort verbringt, hätte er sich nicht träumen lassen. „Das spricht auch einfach für diese Mannschaft und das familiäre Umfeld des Vereins. Wenn du einmal als Spieler hier bist, willst du eigentlich auch nicht mehr weg. Ich kann jedem Fußballer diesen Verein nur ans Herz legen“, sagt Gerding selbst. Er gehört zu dem Kreis von Spielern, die dem TuS seit Jahren treu sind und den festen Kern des Teams bilden. Das nun hinter sich zu lassen, fällt ihm alles andere als leicht.

Widmung für Florian Gerding zu seinem 200. Einsatz in der Oberliga Westfalen.
Widmung für Florian Gerding zu seinem 200. Einsatz in der Oberliga Westfalen. © Jens Pommerenke / AirPictures.de

Doch mit nun 31 Jahren haben sich auch bei ihm die Prioritäten verschoben. „Ich glaube, da wird es in absehbarer Zeit auch Nachwuchs geben“, sagt der Sportliche Leiter Thomas Riedel. Fest steht in jedem Fall, dass der im Ruhrgebiet wohnhafte Fußballer sich im Münsterland niederlassen möchte. „Ich habe mir wirklich lange Gedanken gemacht, aber dann wird der Aufwand, gerade was die langen Fahrten angeht, einfach zu groß“, sagt Gerding. In der kommenden Saison wird er kürzer treten und in der Westfalenliga beim SV Wacker Obercastrop auflaufen.

Eine Verletzung hält Gerding aktuell zurück

Es werden definitiv zwei weinende Augen sein, die Florian Gerding bei seinem Abschied am Saisonende zudrücken wird. „Das wird nicht einfach“, gibt er offen zu. Doch bis es Anfang Juni so weit sein wird, liegen noch einige Aufgaben vor dem TuS Ennepetal, die es zu erledigen gibt – und bei denen Gerding gerne mitwirken möchte. In dieser Spielzeit lief der Rechtsverteidiger gerade einmal zehn Mal für den TuS auf, ehe ihn nach dem Pokalspiel gegen Finnentrop/Bamenohl eine hartnäckige Schambeinentzündung aus dem Spiel nahm.

Eine Situation, die der stets topfitte Gerding so in seiner Karriere noch nie erlebt hat – weshalb er auch erst versuchte, sich weiter zur Verfügung zu stellen. „Ich dachte erst, dass es was muskuläres ist. Aber am Morgen konnte ich nicht mehr laufen“, sagt er. Die Verletzung hatte sich eingeschlichen, die Versuche von Gerding, die Entzündung „herauszulaufen“, haben nicht funktioniert. So fehlte er einige Wochen, Jetzt aber fühlt er sich wieder besser und hofft, noch einmal auf dem Feld stehen zu können und so auch einen Beitrag zum angestrebten Klassenerhalt beizusteuern. „Da bin ich ganz zuversichtlich“, sagt er.

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Acht Gelegenheiten gibt es noch, in denen er rein theoretisch noch für seinen TuS auflaufen könnte – wenn das Schambein hält und er sich nicht, wie aktuell, im Urlaub befindet. Auch wenn er nicht auf dem Feld steht, glaubt er daran, dass seine Mitspieler den Klassenerhalt in dieser Saison eintüten. „Am Ende hat es immer geklappt“, sagt Gerding und lacht. Es ist genau diese Art von Humor, die seine Mitspieler in Ennepetal jahrelang zu schätzen wussten. „Er hat nie viel geredet in der Kabine, aber wenn, dann haben eigentlich immer alle gelacht“, erinnert sich Alex Thamm.

Dass mit ihm nun das Ende einer Ära beim TuS Ennepetal eingeläutet wird, bedeutet für Florian Gerding allerdings nicht, dass er dem Verein den Rücken zuwendet. „Es gibt eine WhatsApp-Gruppe, in der viele aktuelle und ehemalige Spieler sind“, sagt er. Den Kontakt möchte er aufrecht erhalten. „Und ab und an wird man bestimmt auch noch ein Bier zusammen trinken.“