Ennepe-Süd. Mit Sinopspor Iserlohn hat sich das Chaos-Team der Bezirksliga 6 zurückgezogen. Das hat Auswirkungen für den VfB Schwelm und BW Voerde.
Nein, eine große Überraschung war es nicht, dass Sinopspor Iserlohn nach dem 19. Spieltag sein Team in der Fußball-Bezirksliga zurückgezogen hat. Markus Dönninghaus hatte schon am zweiten Spieltag, nachdem er als damaliger Trainer des VfB Schwelm am Seilersee mit 12:0 gewonnen hatte, gemutmaßt: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sinopspor die Saison zu Ende spielen wird.“ Nach dem neuerlichen Spielabbruch am Sonntag, für den eine Schlägerei zwischen Spielern und Zuschauern beim Spiel gegen TSK Hohenlimburg gesorgt hatte, zog die Vereinsführung die Notbremse.
Der Spielstand war mehr als eindeutig: Die Hohenlimburger führten mit 8:1, als sich fünf Minuten vor dem regulären Ende am Seilersee hässliche Szenen abspielten. Auslöser war eine Gelb-Rote Karte. Die hatte Schiedsrichter Amir Aletic einem Akteur der Iserlohner gezeigt. Auf dem Weg in die Kabine legte er sich, so berichteten es Augenzeugen, mit mehreren Zuschauern an. Bei verbalen Entgleisungen blieb es nicht, es folgten Faustschläge. Schließlich griffen auch Spieler der Iserlohner ein, wie TSK-Trainer Ferhat Kulakac berichtete. „Ich habe meine Spieler zurückgehalten. Wir wollten damit nichts zu tun haben“, erklärte der Coach hinterher.
Zuschauer muss ins Krankenhaus
Die zu Hilfe gerufene Polizei schlichtete schließlich zwischen den Parteien. Ein Zuschauer allerdings musste mit mehreren Platzwunden ins Krankenhaus gebracht werden. „So etwas gehört nicht auf und auch nicht neben den Sportplatz“, sagte der sichtlich geschockte TSK-Trainer und bekannte: „Das war ein schwarzes Wochenende.“ Für die Liga – möchte man hinzufügen.
Denn dabei hatte er auch den zweiten Spielabbruch im Hinterkopf. Der betraf das Spiel zwischen TuS Neuenrade und den SF Hüingsen. 87 Minuten waren in Neuenrade gespielt, als der eingewechselte TuS-Innenverteidiger Fabrice Kehle vom Landesliga-Schiedsrichter Niklas Kastner (SV Arnsberg) erst Gelb, dann Gelb-Rot zu sehen bekam. Er weigerte sich aber, den Platz zu verlassen. Kastner brach beim Spielstand von 1:5 aus Sicht der Gastgeber ab, die schon zuvor zwei Spieler mit Platzverweisen verloren hatten.
Das sind die Auswirkungen in der Tabelle
Während über die Wertung der Partie in Neuenrade noch entschieden werden muss, hat der Rückzug der Iserlohner dies für ihr Spiel obsolet gemacht. Nach den Bestimmungen werden alle Ergebnisse annulliert. Profiteure sind TuS Ennepe, FC Herdecke-Ende und SSV Kalthof. Dessen 1:2-Niederlage wird so getilgt. Ebenso das 2:2-Remis des TuS Ennepe. Alle anderen Begegnungen hatten die Iserlohner – zum Teil zweistellig – verloren. Tabellenführer Kiersper SC fuhr mit dem 16:0 den höchsten Sieg ein.
In der korrigierten Tabelle gibt es indes nur leichte Verschiebungen. So tauschten TSK Hohenlimburg (jetzt Sechster) und TuS Ennepe (Fünfter) ebenso die Plätze wie Blau-Weiß Voerde (jetzt Zehnter) und FC Herdecke-Ende (Neunter) sowie VfB Schwelm (jetzt 13.) und SC Hennen, der auf Platz zwölf kletterte. Vor allem die Schwelmer, die sich jetzt auf dem letzten Abstiegsrang wiederfinden, sind besonders getroffen: Ihnen fehlen jetzt 24 Treffer auf der Habenseite. Statt eine positiven Tordifferenz von drei steht nun eine negative von 21 zu Buche. „Die Tabelle zeigt jetzt viel deutlicher, wo unter anderem unsere Probleme in der Vergangenheit gelegen haben: die Durchschlagskraft und Kaltschnäuzigkeit vorne“, stellt VfB-Trainer Biniam Ghebremeskal fest und prognostiziert: „Voerde, Wetter, Hennen und wir werden in den letzten zehn verbleibenden Spielen gegen Platz 13 kämpfen.“ Die vier Teams trennen in der Tat nur vier Punkte.
Zum Glück nur 3:0 gewonnen
Voerdes Vorsitzender Olaf Steinhaus überraschte die Nachricht vom Sinopspor-Rückzug nicht: „Es war zu erwarten, weil sie nie ausreichend Personal hatten. Daher wundert es mich eher, dass sie so lange durchgezogen haben. Die Tabelle sah am Montag für uns freundlicher aus. Gut, dass wir im Rückspiel nur drei Tore gemacht haben.“ Da es im Hinspiel – die Partie war nach der ersten Halbzeit abgebrochen worden, nachdem sich mehrere Iserlohner verletzt hatten – auch nur acht Tore waren ist die Tordifferenz „nur“ auf Null gefallen.
Keine Auswirkungen hatte die Ergebnisstreichung für den FSV Gevelsberg. Die Bachtaler bleiben Dritter mit weiterhin zwei Punkten Vorsprung auf Deilinghofen, den kommenden Gegner. Trainer Wolfgang Hamann, der darauf verweist, dass er die Mannschaft von Sinopspor nie kennengelernt habe, stellte fest: „Ich begrüße es, dass der Verein selbst den Entschluss gefasst hat, nicht mehr weiterzuspielen. Die Verantwortlichen bei Sinopspor haben wahrscheinlich alles versucht, die Saison noch zu retten. Aber jetzt haben sie die Reißleine gezogen, um zu verhindern, dass der Verein nicht noch schlimmer dasteht.“