Ennepetal. Mitten in der Saison rumort es im Fußball in Ennepetal. Eine ganze Mannschaft meldet sich vom Spielbetrieb ab und wechselt zu einem anderen Klub.

Der FC Blau-Weiß Voerde kann wieder eine Damenmannschaft auf den Rasen schicken, während ein anderer Ennepetaler Verein dagegen seine erste Frauen-Truppe verliert. Die Spielerinnen des FFC Ennepetal rund um Trainer Paul Daus wechselten Anfang diesen Jahres geschlossen ans Tanneneck. Wie es dazu kam und was nun die Ziele der neugegründeten Mannschaft sind.

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„Pauli“ Daus war seit 2011 Trainer beim FFC. Über 45 Jahre ist er im Fußball aktiv und drei Jahrzehnte lang im Vorstand von BW Voerde. Auf und neben dem Fußballplatz kommen die meisten nicht drum herum, seine Präsenz und Leidenschaft wahrzunehmen. „Wer mich kennt, wird es wissen, ich lebe nun mal den Fußball“, erklärt er selbst. Wenn der Schiedsrichter anpfeift, kennt er keinen Freund, ist das Spiel zu Ende stößt er mit dem Gegner an.

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Mit seiner Impulsivität konnte sich der Vorstand des FFC jedoch über das neue Jahr heraus nicht mehr anfreunden. „Ich bin an meiner Emotionalität gescheitert. Es ist traurig, da ich elf Jahre lang die Jugend am Leben gehalten habe, und es ist eigentlich ein Witz, aber unterm Strich war eine Zusammenarbeit nicht mehr möglich“, so Daus. Doch was war der ausschlaggebende Punkt für die Trennung?

Seit neun Jahren Trainer des Teams

Anfang Dezember durfte Paul Daus nicht mehr trainieren. Seine Spielerinnen waren sich schnell einig und beschlossen, auch nicht mehr zum Training zu kommen. Ihr Motto: „Egal wo du hingehst, wir kommen mit“. Daus trainiert die Mädchen seit neun Jahren. Die Mannschaft ist über die Jahre gleich geblieben. Sie entschied sich, ihrem Trainer treu zu bleiben. Dieser hat keine Spielerin gebeten, sich abzumelden, alle taten es aus eigenem Interesse. „Ich hätte auch nach Buxtehude gehen können, dann hätten wir uns einen Bus gemietet und wären dahingefahren“, schmunzelt Daus. Schließlich sind nun alle Spielerinnen, die bei Daus groß geworden sind, den Weg mit nach Voerde gegangen. Aufgrund seiner Rolle im Vorstand von Blau-Weiß und der Tatsache, dass Voerde seit vorletzter Saison keine Damenmannschaft mehr hat, lag die Entscheidung einer Neugründung der Mannschaft nahe.

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Die Anmeldung des Teams soll möglichst bald passieren, damit schon vor dem Beginn des offiziellen Spielbetriebs im Sommer Testspiele bestritten werden können. Das erste Training hatte die Mannschaft am 12. Februar. Im Moment finden die Einheiten aufgrund des stürmischen Wetters, Arbeitsschichten und verfügbarem Platz am Tanneneck noch unregelmäßig statt. Trainiert wird noch im kleinen Käfig der Sportanlage. Ab März wird jedoch montags und donnerstags fest auf dem Kunstrasen trainiert. Durch genügend Sponsorengelder konnten auch schon neue Trainingsanzüge besorgt werden.

Das Ziel von Daus war zuletzt in der noch laufenden der Saison Aufstieg in die Bezirksliga. Mit 18 Punkten und Tabellenplatz zwei spielt nun die zweite Mannschaft die Saison weiter. Die sportlichen Erfolge waren erkennbar, die Stimmung und Einstellung beim Training ließ manchmal zu wünschen übrig. Der Altersunterschied war, vor allem gegenüber der zweiten Mannschaft des FFC, mit der man oft zusammen trainierte, groß und „alles war etwas gehemmt, weil die jungen Spielerinnen sich nicht trauten“, so Daus.

Spielerinnen begrüßen Neuanfang

Nun sei die Stimmung beim Training jedoch wieder gut. Das sieht auch Spielerin Julia Gerlich so. Die 18-jährige Ennepetalerin war seit 2014 beim FFC. „Ich habe mich gefühlt, als würde ich zum ersten Mal zum Training gehen, weil es so neu war“, beschreibt sie. Sie freut sich auf die neuen Umstände und bemerkt, wie jede Spielerin mit einem Lächeln kommt und wieder geht. „Es war wie früher, wir sind eigentlich eine ziemlich chaotische Truppe und immer am rumkaspern und das kommt jetzt langsam wieder zurück“, so Gerlich.

Die Spielerinnen freuen sich, wieder in Bewegung zu kommen und nach zwei Monaten Pause wieder vor einen Ball zu treten. Julia Gerlich kennt ihre neue Heimspielstätte am Tanneneck noch gut. Als sie zum FFC kam wurde dort trainiert. Auch sie träumt von einem Aufstieg und macht sich keine Sorgen über mögliche Schwierigkeiten beim Neuanfang. „Wir sind so schon immer zusammen gewesen und waren eigentlich immer erfolgreich, es gab keine schlechten Zeiten“, so Gerlich. Für sie war die ganze Situation von großer emotionaler Bedeutung: „Ich glaube, wenn ich dieses Team nicht hätte, würde ich gar kein Fußball mehr spielen. Das ist wie eine zweite Familie und nicht nur eine Mannschaft.“ Bis dahin gibt es aber noch eine Menge Arbeit – mit neuem Vereinsnamen auf dem Rücken.