Wolfsburg/Gevelsberg. Die Gevelsberger Fußball-Nationalspielerin spricht über ihre Leidenszeit – in der sie auch in ihrer Heimat neue Kraft getankt hat.

Alexandra Popp ist einfach eine Frohnatur. Auch oder vor allem am Ende ihrer knapp siebenmonatigen Leidenszeit. Die 30-jährige Gevelsbergerin steht in diesen Tagen kurz vor ihrem Comeback auf dem Platz – was für ihren Verein VfL Wolfsburg und die deutsche Nationalmannschaft genau zum richtigen Zeitpunkt kommen dürfte. In gleich vier Wettbewerben hat Popp in diesem Jahr noch die Chance auf Silberware. Da kommt das Comeback der Leistungsträgerin und Führungsspielerin Alex Popp natürlich passend.

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Anfang April des vergangenen Jahres der Schock für Alex Popp. Knorpelschaden im rechten Knie, zugezogen im Halbfinale des DFB-Pokals gegen den FC Bayern München. Auch ohne ihre Beteiligung gingen ihre Mitspielerinnen vom VfL Wolfsburg den letzten Schritt und sicherten sich den Pokalsieg, den Popp selbstverständlich vor Ort im Stadion in Köln mitverfolgte. Ihr Knie eingepackt in eine Schiene.

Schwierige Tage nach der Diagnose

Das die zurückliegenden Tage, Wochen und Monate alles andere als einfach für sie waren, dürfte angesichts des Ehrgeizes, den Popp an den Tag legt, kaum überraschen. „Es war durchaus schwierig, nicht so einwirken zu können, wie man eigentlich will“, sagt die Gevelsbergerin. Gerade nach der Diagnose sei es ihr schwer gefallen, sich auf die damals bevorstehende Reha zu motivieren. „Da fragst du dich schon, ob du noch einmal so zurück kommst, wie du es dir vorstellst“, gibt Popp Einblick ihren seelischen Zustand kurz nach der Verletzung.

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Gevelsbergerinnen unter sich: Alexandra Popp und Lena Oberdorf nach dem Pokalsieg in Köln. Damals trägt Popp noch eine dicke Schiene um das frisch operierte rechte Knie.
Gevelsbergerinnen unter sich: Alexandra Popp und Lena Oberdorf nach dem Pokalsieg in Köln. Damals trägt Popp noch eine dicke Schiene um das frisch operierte rechte Knie. © Getty Images

Doch Alex Popp ist eine Kämpferin und konnte sich sehr schnell wieder motivieren – auch, weil ihr die Ärzte, Therapeuten und Mitspielerinnen immer wieder Mut zusprachen. „Auch wenn es manchmal natürlich nicht so schnell vorwärts ging, wie man sich das selbst erhofft hatte“, so Popp. Die Fortschritte in der Reha wurden immer größer, die Kapitänin der Nationalmannschaft kam dem Mannschaftstraining und der damit verbundenen Belastung immer näher. Auch wenn sie sich auch heute noch nicht wieder bei ihrer vollen Leistungsfähigkeit sieht. „Ich würde sagen, dass ich so bei 80 Prozent stehe“, sagt sie über ihren aktuellen Leistungsstand.

Kraft-Tankstelle Waldstadion Silschede

Ein paar Prozent sammelte Alex Popp dafür auch in ihrer Heimat. Über Weihnachten hielt sie sich in Silschede auf, absolvierte im Waldstadion dabei auch einige ihrer Übungen aus dem Reha-Plan. „Das konnte ich da gut machen. Generell war es einfach schön, nach der langen Zeit in der Heimat zu sein“, sagt sie. Aufgrund der intensiven Reha, die sie überwiegend in Wolfsburg absolvierte, waren die Besuche in Silschede stärker eingeschränkt als sonst. „In dieser Phase dann auch mal Zeit mit der Familie zu verbringen oder mit Freunden etwas unternehmen zu können, hat natürlich geholfen. Jeder weiß, wie gerne ich zuhause bin, dort kann ich immer Kraft tanken“, sagt Popp.

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Die getankte Kraft benötigt Alex Popp auch, denn vor ihr und ihren Teams liegt ein spannendes Halbjahr. In der Bundesliga steht sie mit dem VfL Wolfsburg bei einem noch ausstehenden Nachholspiel auf dem dritten Platz. Gewinnt Wolfsburg die Partie gegen Potsdam am 29. Januar, würde der VfL an die Tabellenspitze rücken. „Damit haben wahrscheinlich die wenigsten gerechnet“, glaubt Popp. Eben dort möchte sie auch am Saisonende stehen, schließlich sei die Meisterschaft für sie der wichtigste Titel. Wobei Popp und die Wolfsburgerinnen natürlich auch noch Ambitionen in zwei anderen Wettbewerben haben. Im DFB-Pokal steht der VfL als Vorjahressieger im Viertelfinale, gleiches gilt für die Champions League. Und dann wäre da noch die Europameisterschaft im Sommer mit der Nationalmannschaft – ein Wettbewerb, den Popp noch nie gespielt hat.

Aufgrund von Verletzungen unmittelbar vor den Europameisterschaften 2013 und 2017 verpasste Popp die Turniere seinerzeit, entsprechend groß ist ihre Vorfreude, im Sommer mit von der Partie sein zu können. „Der Titel wäre natürlich das Nonplusultra“, sagt sie. Doch bis dahin müsse sie erst im Verein wieder Fuß fassen.

Es werde noch Zeit benötigen, bis sie wieder voll da sei, meint Popp. Wer sie kennt, der weiß aber auch, dass sie sich in den ersten Einsätzen nach ihrem Comeback nicht schonen wird. „Man wird ja älterer und damit auch cleverer“, findet sie – zurückhalten werde sie sich aber nicht. Wie schnell die Nationalspielerin wieder Fuß fassen und zu alter Stärke finden wird, ist ungewiss.

Andere sind inzwischen schneller

Klar ist aber, dass sie in den Plänen ihres Vereinstrainer Tommy Stroot und Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg eine zentrale Rolle spielt. Wo die flexibel einsetzbare Popp dann spielen wird, ist ihr eigentlich egal. „Am liebsten spiele ich natürlich im Sturmzentrum“, sagt sie. Auch wenn sich das Spiel dahingehend verändert hat, das Tempo ganz vorne drin eine immer größere Rolle spiele. „Die Tabea Wassmuth ist da schon noch etwas schneller als ich“, meint sie und lacht. Sie ist eben eine echte Frohnatur – und glücklich, endlich wieder auf dem Platz stehen zu dürfen.