Eigentlich hatte Dirk Henning nicht geplant, Deutschland gegen Frankreich im Stadion zu verfolgen. Doch dann sah er eine günstige Gelegenheit...

Gevelsberg. Dirk Henning, Trainer des Fußball-Kreisligisten FC Gevelsberg-Vogelsang, hat die deutsche EM-Niederlage gegen Frankreich hautnah miterlebt. Wie er das Ticket für das Spiel in München erhielt, ist allerdings äußerst kurios.

Dirk Henning, warum waren Sie in München im Stadion?

Ich war beruflich in München und habe im Hotel übernachtet. Eigentlich wollte ich nur runtergehen und mir ein Bier holen. An der Rezeption stand ein Franzose, der mit dem Angestellten gesprochen hat. Ich habe irgendwie das Wort „Ticket“ rausgehört und bin hingegangen. Es hat sich herausgestellt, dass der Franzose ein Ticket übrig hatte und es für eine Übernachtung eintauschen wollte, weil er nicht genügend Geld hatte. Das Hotel hat das aber abgelehnt und ich habe meine Chance gesehen: Ich habe ihm die Übernachtung bezahlt und er hat mir das Ticket gegeben.

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Eine glückliche Fügung…

Genau. Das war ja sogar am selben Tag wie das Spiel. Ich habe gar nicht damit gerechnet und hätte am besten noch einen Lottoschein ausgefüllt an diesem Tag. Ich hatte nur mit den Flügen Pech, weil ich als Schalker in den BVB-Flieger einsteigen musste.

Wer Sie kennt, weiß, dass Sie regelmäßig ins Stadion gehen. Wie war es für Sie, nach einer Ewigkeit das erste Mal wieder auf der Tribüne zu sein?

Ich habe mich riesig gefreut, nach der ganzen Zeit wieder ins Stadion zu dürfen. Mir hat das schon sehr gefehlt. Aber ich muss sagen: Ich war enttäuscht. Die Stimmung war schlecht, weil es so viele leere Plätze gab. Wegen der niedrigen Auslastung kam keine Stimmung auf. Ich habe die Franzosen gehört, weil ich im Gästeblock gesessen habe. Aber von den deutschen Fans habe ich kaum etwas gehört. Wenn die Bundesliga nächste Saison so anfängt, dann will ich nicht ins Stadion gehen.

Haben Sie sich wenigstens sicher gefühlt?

Die Sicherheitsvorkehrungen waren hervorragend: Wenn ich an der Würstchenbude jemandem zu nah gekommen bin, hat sich direkt ein Ordner eingeschaltet. Man konnte sich aber überall im Stadion hinbegeben, wenn man es wollte. Ich bin zum Beispiel vor dem Spiel in einen anderen Block gegangen und habe die Familie Klostermann getroffen. Das ist wie bei anderen Spielen auch: Man sollte in seinen eigenen Block gehen, aber ich war bei Auswärtsspielen von Schalke in Rumänien mit Stehplatzkarten auch schon in den VIP-Logen.

Sie sind beruflich alle zwei Wochen in München. Ist dort schon EM-Stimmung aufgekommen?

In München sieht es nicht anders aus als bei uns. Es hängen genauso wenig Flaggen aus den Fenstern wie bei uns und auch an den Autos sieht man nichts. Bei uns ist mehr los, wenn Kirmes ist.