EN-Südkreis. Die Fußballer aus dem Südkreis sehen Frankreich als Favoriten bei der Europameisterschaft und sind bezüglich der deutschen Elf geteilter Meinung.

Heute Abend um 21 Uhr erfolgt der Anpfiff beim Spiel Türkei gegen Italien und damit auch der Anpfiff für die Fußball-Europameisterschaft. Mit einem Jahr Verspätung steigt das Turnier, das offiziell trotzdem weiter den Titel „EM 2020“ trägt. Für den dreifachen Europameister Deutschland, bei dem auch der Gevelsberger Lukas Klostermann im Kader steht, stehen schon in der Vorrunde extrem schwere Spiele an. Die DFB-Elf trifft am Dienstag, 15. Juni (21 Uhr) auf Weltmeister Frankreich, am Samstag, 19. Juni (18 Uhr) auf Titelverteidiger Portugal und am Mittwoch, 23. Juni (21 Uhr) auf Ungarn.

Wir haben uns im Südkreis umgehört, wie die Amateurfußballer die Chancen Deutschlands einschätzen und wen sie als Turnierfavoriten sehen. Vor allem Frankreich, England und Spanien werden oft genannt. Bezüglich der deutschen Mannschaft ist Skepsis, aber auch Hoffnung auf eine Überraschung zu spüren.

Alexander Thamm (Trainer des TuS Ennepetal): Es war lange Zeit quasi das Gesetz, das Deutschland mindestens ins Halbfinale kommt, nur einmal 2018 sind wir alle richtig enttäuscht worden. Wir Deutschen meckern ja sehr gerne, wir reden andere Teams gerne stark und uns klein. Aber ich finde, wir haben nicht nur eine gute Startelf, sondern 18 bis 20 gute Spieler im Kader. Ich find es auch super, dass der Trainer sich hat überzeugen lassen, Mats Hummels und Thomas Müller zurückzuholen. Mein Wunsch und meine Hoffnung wäre daher mindestens das Halbfinale. Was die anderen Teams angeht, finde ich es geil, was Belgien macht. Die spielen toll nach vorne. Frankreich muss aus meiner Sicht aufpassen, dass sie sich nicht selbst zerfleischen, weil sie fast schon zu viel Qualität haben. Spanien ist auch stark. Vor allem freue ich mich auf viele geile Spiele.

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André Meister (Geschäftsführer Fußball der TSG Sprockhövel): Es ist schwer, klare Favoriten zu benennen, aber ich versuche es mal: Ich sehe die Spanier und die Portugiesen weit vorne. Deutschland ist vor 2018 immer eine Turniermannschaft gewesen, daher hoffe ich darauf, dass wir es wieder werden und trotz der schweren Vorrunde weiterkommen. Es bleibt abzuwarten, ob Corona Einfluss auf das Turnier nimmt, denn das kann einen Kader schnell durcheinanderwerfen. Aber die Voraussetzungen sind für alle Mannschaften gleich.

Jörg Niedergethmann (Sportlicher Leiter SC Obersprockhövel): Meine Favoriten sind Frankreich und Belgien. Was Deutschland angeht: Wenn sie Glück haben, kommen sie als einer der besten Drittplatzierten in der Gruppe weiter. Ich bin felsenfest überzeugt, dass Deutschland gegen Frankreich verliert und gegen Portugal maximal einen Punkt holt. Aber auch da weiß ich eigentlich nicht, wie das mit dieser Abwehr gelingen soll. Schön wäre es, wenn Deutschland sich wieder als Turniermannschaft erweisen würden, aber ich glaube es echt nicht. Meine Vorfreude auf das Turnier hält sich insgesamt in Grenzen. Ich wäre eher froh, wenn es im Amateursport wieder losgehen könnte.

Markus Dönninghaus (Trainer des VfB Schwelm): Ich stehe der EM sehr skeptisch gegenüber. Die größte Unsicherheit, die alle Mannschaften tragen werden, ist Corona. Spanien und Schweden haben schon Fälle. Eigentlich gehören die Spanier zu den Favoriten, aber wenn aus den zwei noch fünf Fälle werden, dann wird Qualität verloren gehen. Für mich ist Frankreich der große Favorit, aber wir müssen keine Angst haben und uns nicht vor den Franzosen verstecken. Wir haben drei Spieler im Kader, die Champions-League-Sieger geworden sind. Ich bin überzeugt, dass wir die Vorrunde überstehen. Und in den K.o.-Spielen ist alles möglich. Ich fände, es wäre ein toller Erfolg, das Halbfinale zu erreichen.

Marco Polo (Trainer von BW Voerde): Ich bin sehr gespannt auf die Italiener, die stark verjüngt an den Start gehen. Die Engländer und die Belgier schicken auch gute Mannschaften ins Rennen. Trotzdem fällt es mir schwer, einen Favoriten zu benennen. Auch was die deutsche Mannschaft angeht, kann ich nicht viel sagen. Ich habe zuletzt keines der Spiele gesehen.

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Uwe Franz (Geschäftsführer Sport des FSV Gevelsberg): Zu den Favoriten zählt mit Sicherheit der Weltmeister, auf den wir direkt im ersten Spiel treffen. Aber es heißt ja: Man wächst an seinen Aufgaben. Ich gehöre nicht zu den Pessimisten und denke schon, dass Deutschland die Vorrunde überstehen wird. Danach ist mit Sicherheit alles möglich. Es gibt einige gute Mannschaften, zum Beispiel die Engländer und die Niederländer. Manchmal sticht auch im Verlauf des Turniers eine Mannschaft heraus, die man vorher nicht erwartet hat. Aus Sicht unseres Vereins ist es schön, dass ein Spieler dabei ist, der beim FSV angefangen hat. Wenn es nach mir ginge, müsste Lukas Klostermann auch von Beginn an spielen. Er würde seinen Mann stehen und der deutschen Mannschaft mit seiner Schnelligkeit im Spiel nach vorne weiterhelfen.

Michael van Osten (2. Vorsitzender des FC SW Silschede): Ich bin aufgrund der schweren Gruppe mit Frankreich und Portugal etwas skeptisch, was die Erfolgsaussichten für Deutschland betrifft. Wenn wir aber die Vorrunde überstehen sollten, dann ist auch das Halbfinale oder sogar das Finale drin. Dadurch, dass Löw wach geworden ist und Hummels und Müller zurückgeholt hat, ist die Qualität im Kader noch einmal gestiegen. Der absolute Favorit ist für mich aber Frankreich. Auch Belgien schätze ich stark ein.

Sebastian Otto (Verteidiger bei RW Rüggeberg): Ich glaube, dass die EM zwischen Frankreich und England entschieden wird. Was die deutsche Mannschaft angeht, glaube ich, dass maximal das Halbfinale drin ist – und das wäre schon echt in Ordnung. Es erzählen zwar alle beim DFB, dass sie einen tollen Spirit in der Mannschaft haben, aber ich kann mir vorstellen, dass die Rückkehr von Hummels und Müller auch für Probleme sorgen kann. Ich denke, Deutschland übersteht die Vorrunde, aber danach wird es schwierig.

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Alexander Valdix (Torjäger des SC Obersprockhövel II): Ich glaube, Topfavorit ist Frankreich. Ich denke auch, dass England Chancen haben könnte, die haben eine sehr gute, junge Mannschaft. Insgeheim hoffe ich schon, dass die Deutschen ein Wort mitreden können. Es wird aber nicht den einen Spieler geben, der uns zum Titel schießen kann. Einen klassischen Mittelstürmer haben wir ja nicht im Kader. Ich hoffe, dass die Mannschaft das im Kollektiv einfangen kann. Thomas Müller, Serge Gnabry, Timo Werner und Co. müssen zusammen für Tore sorgen.

Julian Wasserfuhr (Torwart der SpVg Linderhausen): Frankreich ist mit diesem Kader klarer Favorit, auch England mit den beiden jungen Dortmundern Jadon Sancho und Jude Bellingham ist außergewöhnlich. Deutschland zählt immer zum Favoritenkreis und unsere U21 hat gerade erst gezeigt, dass man nicht die beste Truppe haben muss, um den Titel zu gewinnen. Mentalität schlägt Qualität! Mir wird aber auch vieles zu schwarzgesehen. Wenn man sich den deutschen Kader anguckt, sieht man, dass viele Spieler Extraklasse mit dabei sind. Wir haben eine Achse mit Manuel Neuer im Tor, Mats Hummels und Antonio Rüdiger in der Abwehr, Toni Kroos und Ilkay Gündogan im Mittelfeld. Dazu Champions-League-Sieger Kai Havertz vorne. Daher glaube ich: Der Titel ist definitiv drin!