Essen. Lisa Klostermann vom Frauenfußball-Bundesligisten SGS Essen ist seit langer Zeit verletzt. So ist die Lage bei der Torhüterin.
Im vergangenen Juli stürmte die SGS Essen ins Finale des DFB-Pokals und schrammte dort haarscharf an einer Sensation vorbei. Erst im Elfmeterschießen unterlag der Frauenfußball-Bundesligist dem Topklub VfL Wolfsburg. Dennoch war es einer der Glanzpunkte in der Vereinsgeschichte der SGS - den Lisa Klostermann nur auf der Tribüne miterlebte. Eine schwere Knieverletzung setzt die 21-jährige Torfrau der Essenerinnen aus Gevelsberg bereits seit Juli 2019 außer Gefecht. Die Schwester des deutschen Nationalspielers Lukas Klostermann spricht über ihre Reha-Zeit und die sportliche Lage ihres Vereins.
Lisa Klostermann, wie geht es Ihnen zurzeit? Sind Sie gut ins neue Jahr gekommen?
Auf jeden Fall. Mir geht es gut, es war schön, rund um Weihnachten und den Jahreswechsel ein paar ruhige Tage im engsten Familienkreis zu verbringen. Ich konnte noch etwas entspannen, bevor ich bald in die Klausurenphase abtauche (Klostermann studiert Biologie und Sport auf Lehramt in Bochum, Anm. d. Red.). Doch natürlich habe ich meine Reha nicht vernachlässigt, um möglichst bald wieder fit zu werden.
Seit Juli 2019 laborieren Sie an einem Innenband- und Meniskusriss. Wie läuft die Reha?
Ich befinde mich im Aufbautraining, nachdem ich zwischenzeitlich ein paar Rückschläge wegstecken musste. Aktuell steht viel Krafttraining auf dem Programm, denn es ist wichtig, Muskulatur aufzubauen, vor allem im Oberschenkel. Auch Springen und Laufen geht schon wieder. Damit ich mir keine falschen Bewegungsabläufe antrainiere, werde ich von einem erfahrenen Athletiktrainer unterstützt.
Sie hatten in Ihrer noch jungen Karriere bereits großes Verletzungspech. Kamen Sie noch nicht ins Grübeln, hinzuschmeißen?
Gedanken dieser Art kann ich schnell beiseite schieben, da mir meine Familie und mein Freundeskreis viel Kraft verleihen. Auch vom Verein erhalte ich viel Unterstützung und die nötige Zeit. Meine Vertragsverlängerung bis 2022 Anfang des Jahres war ein tolles Zeichen von den Verantwortlichen.
Wann wollen Sie wieder ins Mannschaftstraining der SGS Essen einsteigen?
Ich habe mir bewusst keinen konkreten Termin als Ziel gesetzt. Im Endeffekt kommt es immer anders als man denkt. Ich schaue, wie es läuft und wann ich wieder gänzlich schmerzfrei bin - ohne mich unter Druck zu setzen. Der Rest wird sich zeigen. Aber natürlich würde ich mich freuen, wenn ich es in dieser Saison endlich wieder in den Kader schaffen würde.
Die SGS stand im Sommer im DFB-Pokalfinale und scheiterte dort erst im Elfmeterschießen am favorisierten VfL Wolfsburg. Wie sehr schmerzte es, dass Sie nicht auf dem Platz stehen konnten?
Klar, ich hätte nur zu gerne gespielt oder zumindest auf der Bank gesessen. Doch selbst auf der Tribüne war ich vermutlich mindestens so aufgeregt wie die Spielerinnen. Das war ein unbeschreiblicher, hochemotionaler Abend und mein fußballerisches Highlight des Jahres, auch wenn wir verloren haben.
Wie eng ist Ihr Kontakt zur Mannschaft derzeit?
Aufgrund der Corona-Situation bin ich aktuell etwas weiter weg. Zumal ich mich voll auf meine Reha konzentriere. Die Heimspiele verfolge ich auf der Tribüne, außerdem war ich vor der Saison im Trainingslager dabei und habe unsere ganzen neuen Mädels kennengelernt. Wir sind schnell zusammengewachsen und haben großes Potenzial in der Mannschaft.
In dieser Saison läuft es nicht wirklich rund. Nach einem größeren Umbruch im Sommer steht Essen nach dem ersten Rückrunden-Spieltag fernab von Gut und Böse auf dem achten Tabellenplatz. Wie bewerten Sie die Situation?
Wir haben viele gute Leistungen gezeigt. Oft haben wir uns aber nicht belohnt, weil uns vorne die nötige Konsequenz fehlte. Aber wir haben viele junge, unerfahrene Spielerinnen. Sie machen es großartig und wachsen von Spiel zu Spiel. Ich denke, die Winter-Vorbereitung (Rückrunden-Start am 7. Februar gegen SC Sand, Anm. d. Red.) hilft uns dabei, uns weiter in die richtige Richtung zu entwickeln. Ich bin zuversichtlich, dass wir unsere Punkte in der Rückrunde holen werden.
Ihr Bruder Lukas steht mit RB Leipzig auf dem zweiten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga. Wie schätzen Sie die Chance ein, am Saisonende einen Deutschen Meister zum Bruder zu haben?
Das wird sich zeigen. Ich kann mir vorstellen, dass es spannend wird. Doch dafür muss Leipzig in jedem Spiel mehr als 100 Prozent geben, was nicht einfach ist, wenn man alle drei bis vier Tage spielt. Ob es dann wirklich für einen Titel reicht - das kann und möchte ich nicht beurteilen.
Abschließend: Wie lauten Ihre persönlichen Ziele für 2021?
Gesund werden und bleiben.
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