Gevelsberg. Der Handballverband verlängert die Zwangspause. Christof Stippel (Gevelsberg-Silschede) erläutert mögliche Szenarien, wie es weiter gehen kann.
Der Handballsport im Kreis ruht, und das noch eine ganze Weile. In dieser Woche hat der Verband entschieden, erst im Jahr 2021 weiterzuspielen. Christof Stippel, Manager der HSG Gevelsberg-Silschede, begrüßt die Entscheidung. Der 60-Jährige berichtet von einer Tagung der Verbandsligen, in der mögliche Szenarien für die Fortsetzung der Saison besprochen wurden und verrät auch, wie hart seinen Verein die erneute lange Pause treffen wird.
Christof Stippel, es darf erst im Jahr 2021 wieder Handball gespielt werden. Hatten Sie diese Entscheidung schon erwartet?
Christof Stippel: Die Entscheidung hat uns nicht überrascht. Wenn man klug und vorausschauend denkt, dann ist es auch die einzige Möglichkeit, die wir haben. Wir leben derzeit in einer Pandemie, da ist es einfach kontraproduktiv, wenn man seinen Sport mit vielen Leuten in der Halle betreibt.
Wie haben Spieler und Trainerteam die Nachricht aufgenommen?
Ich habe den Jungs mitgeteilt, wie die Entscheidung ausfällt. Da gingen die Köpfe erstmal runter. Dazu muss man wissen: Unsere erste Mannschaft ist heiß wie Frittenfett! Die Spieler hatten sich so auf diese Saison gefreut, sie wollten unbedingt dieses Jahr in die Oberliga aufsteigen. Immerhin konnte ich der Mannschaft mitteilen, dass die Saison auf jeden Fall zu Ende gespielt werden soll.
Wie soll es 2021 nun weitergehen?
Wir hatten am Dienstagabend eine Tagung der Verbandsligen, da wurde genau das besprochen. Es sind verschiedene Szenarien durchgespielt worden, wie es weitergehen kann. Der Verband möchte, dass die Saison auf jeden Fall zu Ende gespielt wird. Als frühester möglicher Zeitpunkt für die Fortführung der Saison wurde das letzte Wochenende im Januar ausgewählt. Je nachdem, wie die Lage dann ist, kann dieser Termin auch weiter nach hinten geschoben werden.
Wie sehen die möglichen Szenarien für die Fortsetzung der Saison aus?
Der Optimalfall wäre, dass wir die gesamte Saison mit Hin- und Rückrunde noch spielen können. Das ist nicht unmöglich, denn wir haben ein großes Zeitfenster bis zum Juni, aber ist halte es doch für sehr unwahrscheinlich. Die Tendenz geht dahin, dass wir die Hinrunde zu Ende spielen und dann schauen, wo wir uns zeitlich befinden. Sollte noch Zeit genug sein, wird es Playoffs geben, in denen die obere Hälfte der Tabelle einen Aufsteiger ausspielt und die untere Hälfte einen Absteiger. Sollte dafür keine Zeit mehr sein, dann spielen wir eben nur die Hinrunde. Das ist ein sehr variables Modell und gut durchdacht von den Verantwortlichen.
Sie sind also zufrieden damit, wie der Verband mit der Situation umgegangen ist?
Ja. Der Verband hat alle ins Boot geholt, alle Vertreter der Vereine waren in der Videokonferenz dabei. Es wurde gut vorgetragen, was möglich ist und das hat allen Vereinen eine Perspektive gegeben.
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Eine Perspektive dürfte für viele Vereine in diesen Tagen wichtig sein. Wie schwer trifft die erneute lange Pause ihren Verein?
Es fehlen natürlich Einnahmen, das geht nicht nur uns so. Wir haben ein Defizit in fünfstelliger Höhe aufgrund fehlender Zuschauereinnahmen. Normalerweise nehmen wir in etwa 2000 Euro pro Spiel durch die Zuschauer ein. Es lässt sich also einfach hochrechnen, was uns da für ein Betrag fehlt. Zum Glück haben wir in Gevelsberg super treue Sponsoren. Wir haben sie im Sommer alle angeschrieben und unsere Probleme geschildert. Daraufhin haben wir tolles Feedback bekommen. Es haben uns wirklich alle Sponsoren die Treue gehalten, das fand ich total gut. Darauf können wir stolz sein.
Haben Sie trotzdem Bedenken für die Zukunft?
Natürlich haben alle Vereine Bedenken, dass ihnen irgendwann die Sponsoren weglaufen, wenn die Krise zu lange andauert. Meine größte Sorge ist es aber, dass sich viele Kinder und Jugendliche vom Handball abwenden, weil sie sich daran gewöhnen, zuhause zu sein, oder draußen zu spielen. Wir müssen daher im Frühjahr gucken, dass wir insbesondere Events für junge Menschen auf die Beine stellen.
Es sieht derzeit danach aus, als würde es schon bald einen Corona-Impfstoff geben. Wann rechnen Sie mit einer Rückkehr zur Normalität?
Ich bin ja schon immer der größte Optimist gewesen und habe gehofft, dass wir sehr schnell einen Impfstoff bekommen. Dieser ist jetzt in Lichtgeschwindigkeit entstanden. Ich freue mich sehr, dass die Wissenschaft das so schnell in den Griff bekommen hat. Ich gehe davon aus, dass wir spätestens im nächsten Herbst wieder Normalität haben. Aber man muss jetzt einfach an die Leute appellieren, noch ein paar Monate die Füße still zu halten, bis es soweit ist.
Wie leicht fällt Ihnen selbst das?
Im Mannschaftssport sind wir alle gerne zusammen, aber wenn Abstand halten das Schlimmste ist, was wir machen müssen, dann können wir doch alle sehr zufrieden sein. Mein Sohn ist Arzt und er hat auf einer Covid-Station gearbeitet. Ich kann Ihnen sagen: Man wünscht es keinem, schwer daran zu erkranken.
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