Schwelm. Zahariev geht zu Boden, schmerzverzerrt sein Gesicht. Eine Schwelmer Schrecksekunde beim 85:58-Sieg der EN Baskets gegen Wedel.

Beim jüngsten Heimspiel gegen Bernau saßen immerhin noch 300 Fans auf den Tribünen und feuerten ihre EN Baskets Schwelm an. Ihr zweites Heimspiel der zweiten Basketball Bundesliga, ProB Nord, mussten die Kreisstädter vor leeren Rängen abhalten. Die fehlenden Zuschauer schienen zumindest sportlich keine großen Auswirkungen auf die Schwelmer zu haben. Mit einem nie gefährdeten Start-Ziel-Sieg gewannen die Baskets deutlich gegen ein überfordertes Team des SC Rist Wedel mit 85:58 (43:34). Wie Trainer Falk Möller es erwartet hatte („Die Jungs sind Profis genug, um sich auch unter diesen Umständen rechtzeitig zu fokussieren.“), wussten sich die Baskets-Spieler auf Spiel und Gegner zu fokussieren, blendeten die Geisterkulisse aus.

Auch interessant

Wedel fehlen vier etatmäßige Spieler

Mit der Mannschaft aus dem hohen Norden, dem auch einige Spieler dem erweiterten Kader des Bundesliga-Clubs Hamburg Towers angehören, hatte man noch eine Rechnung zu begleichen. Im Januar setzte es eine schmerzhafte 80:85 Heimniederlage. „Wedel ist eine sehr laufstarke Mannschaft. Wir wussten, da sie gerade auf den großen Positionen einige Ausfälle hatten, dass sie viel laufen werden. Deswegen mussten wir das Tempo kontrollieren. Das ist uns gut gelungen“ sagt Headcoach Falk Möller nach dem Spiel.

Diesmal war eine extrem junge Mannschaft nach Schwelm gekommen. Mario Blessing war mit 28 Jahren der mit Abstand älteste Spieler im Kader der Norddeutschen. Einige andere warteten noch auf die Volljährigkeit oder hatten diese gerade erst erlangt. Unterschätzen wollte man die Mannschaft trotzdem nicht. Doch diesmal standen schon die Vorzeichen für Wedel nicht besonders gut. Dem Team fehlten vier etatmäßige Spieler. Unter anderem Justus Hollatz, Inhaber einer Doppellizenz, der beim letzten Aufeinandertreffen mit 23 Punkten erfolgreichster Werfer war und inzwischen auch vermehrt in der Bundesliga zum Einsatz kommt.

Schwelm nutzte Fehler eiskalt aus

Die EN Baskets Schwelm starteten wie gewohnt mit Scott, Alexis, Mayr, Khartchenkov und Zahariev. Während der Tip-Off noch an die Gäste ging, wurde schon früh deutlich, dass die Wedeler nur dieses Duell für sich entscheiden sollten. Zahariev erzielte schnell die ersten Punkte für die Baskets. Danach spielten sich die Schwelmer mit einer soliden Abwehr und einfachen Punkten in eine Art Rausch. Die Wedeler hingegen wirkten nervös und ideenlos gegen ein abgezocktes und vor allem deutlich erfahreneres Team der Baskets. Die vielen Fehler der jungen Mannschaft aus Wedel wurden immer wieder eiskalt ausgenutzt. Bei den Schwelmern hingegen fällt so gut wieder jeder Ball. Nach dem ersten Viertel stand es bereits 26:14 für die Hausherren.

Baskets mit starken Quoten

Immerhin kamen die Wedeler energischer ins zweite Viertel. Osaro Jürgen Rich lässt es zu Beginn mit einem Dunk krachen. Der 22-Jährige, der auch in der Bundesliga für Hamburg auf Korbjagd geht, war der Einzige, der sich gegen das starke Schwelmer Spiel auflehnte. Am Ende war er mit 21 Punkten der erfolgreichste Werfer auf der Seite der Gäste. Bei den Schwelmern hingegen spielt das gesamte Team ruhig und konzentriert. Überhastete und unkontrollierte Aktionen der Wedeler wurden eiskalt bestraft. So auch nach zweieinhalb Minuten im zweiten Viertel, als Alexis den Gästen erneut den Ball klaute und mit einem Korbleger zwei einfache Punkte erzielte. Eine Schwächephase zum Ende des zweiten Vierteles, mit einigen Fehlern aufseiten der Baskets, ließ den Vorsprung dann aber noch mal auf neun Punkte schrumpfen. Doch die Statistiken zur Halbzeit sprachen bereits eine deutliche Sprache. Die Schwelmer trafen 67 Prozent ihrer Dreipunktversuche, während bei den Wedelern nur drei von elf Versuche den Weg in den Korb fanden. Zusätzlich verbuchten die Baskets mehr als doppelt so viele Rebounds.

Khartchenkov mit 21 Punkten bester Werfer

Die Baskets kamen stark aus der Kabine. Vor allem Nikita Khartchenkov lief heiß und punktete aus allen Lagen. Der 33-jährige Routinier erzielte die ersten acht Punkte der Baskets im dritten Viertel. Am Ende war er mit 21 Punkten erfolgreichster Werfer. Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit blieb Milen Zahariev auf dem Boden liegen. Mit schmerzverzogenem Gesicht packte sich der Bulgare ans Bein und musste kurz darauf vom Platz getragen werden. Eine schwerwiegende Verletzung bestätigte sich später jedoch nicht.

Die Wedeler indes konnten die vielen technischen Fehler und Fehlpässe nicht abstellen. David Ewald fing erneut einen Ball ab und netzte bereits Mitte des dritten Viertels zum 55:37. Eine Art Vorentscheidung. Die folgende Auszeit konnten die Wedeler nicht nutzen. Die Baskets wiederum spielten clever und ließen Wedel nicht mehr rankommen.

Erfahrung sorgt für Klassenunterschied

Das letzte Viertel startete mit einer starken Aktion von Felix Meyer-Tonndorf. Der 24-jährige versenkte einen Dreier trotz eines Fouls und setzte danach auch den Freiwurf. Ein Vierpunktspiel – die höchstmögliche Punkteausbeute in einem Angriff. Insgesamt konnte er am Ende in nur 18 Minuten Spielzeit, starke zehn Punkte verbuchen. Bereits nach einer guten Minute stieg der Vorsprung der Baskets auf 22 Punkte an. Auch Khartchenkov machte da weiter, wo er aufhörte und punktete, wie er wollte. Der 2,18m große Center der Schwelmer, Daniel Mayr, ließ es zum Ende noch mal richtig krachen und stopfte den Ball wiederholt energisch ins Netz. Am Ende deklassierten die Baskets den SC Rist Wedel verdient mit 85:58. Sechs Spieler konnten zweistellig punkten. Montrael Scott glänzte mit einem Double-Double von 15 Punkten und zehn Assists, sowie starken sechs Rebounds. Der Klassenunterschied machte sich vor allem in der erfahreneren und sicheren Spielweise der Schwelmer deutlich. Wedels Spiel hingegen war gespickt von Fehlern und Ungenauigkeiten.

Auch interessant