Schwelm. Der Trainer der EN Baskets Schwelm spricht im Interview über Training in Corona-Zeiten, neue Anführer und starke Konkurrenten.
Die EN Baskets Schwelm sind offiziell in die Vorbereitung auf die kommende Saison in der ProB gestartet. Die Basketball-Mannschaft um Trainer Falk Möller wird sich in den nächsten Wochen mit vielen intensiven Einheiten und Testspielen auf den Saisonstart am 17. Oktober vorbereiten. Zum Start sprachen wir mit dem Trainer über hartes Training, einen neuen Spielstil und die Wichtigkeit einer Zuschauerrückkehr in die Halle.
Falk Möller, ist der Start in die Vorbereitung aus Ihrer Sicht reibungslos verlaufen?
Falk Möller: Insgesamt schon. Die Amerikaner im Team haben noch gefehlt, Dario Fiorentino war krank, Till Radtke hatte ein Vorstellungsgespräch in Hamburg. Es gab viel zu besprechen und Formulare auszufüllen. Es wurde also nicht nur trainiert.
Wie anstrengend werden die kommenden Wochen bis zum Saisonstart für Ihre Spieler?
Wir beginnen mit einem Medizincheck, da werden auch alle Spieler und das Trainerteam einen Coronatest machen. Danach stehen drei Wochen Grundlagenausdauer auf dem Programm, dann geht es um Schnelligkeitsausdauer. Wir trainieren jetzt fünf Mal pro Wochen morgens, dazu vier Mal abends. Hinzu kommen Einheiten im Fitnessstudio. Insgesamt sind es etwa 14 Einheiten pro Woche sowie die Testspiele am Wochenende. Das ist ein ziemlich straffes Programm.
Wie ist der Stand der Personalplanungen? Ist das Team komplett?
Wir haben Paul Schult, der in der letzten Saison bei den RE Baskets gespielt hat, mit einer Doppellizenz ausgestattet. Er wird regelmäßig auch bei uns spielen. Wahrscheinlich wird es noch einen weiteren Nachrücker aus der zweiten Regio geben. Dann ist der Kader komplett. Externe Zugänge planen wir nicht mehr.
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Wird sich der Spielstil der Mannschaft im Vergleich zur letzten Saison verändern?
Es muss sich zwangsläufig etwas ändern. David Knudsen und Malik Kudic haben uns verlassen, das sind zwei gute Schützen. Wir müssen sehen, wie es uns nun gelingt, Gefahr von außen zu entwickeln. Daniel Mayr wird deutlich mehr in der Verantwortung stehen als im letzten Jahr. Er ist 2,18 Meter groß, da erwarte ich von ihm, dass er mehr Gefahr unter den Korb bringt. Ich würde gerne insgesamt mehr Schnelligkeit in unserem Spiel sehen. Außerdem wollen wir defensiv besser sein, weil wir offensiv ein wenig Qualität verloren haben. Also müssen wir eben weniger Punkte zulassen. Mein Co-Trainer Robin Singh und ich haben einige Ideen. Ich hoffe, wir können sie auch umsetzen, wie wir uns das vorstellen.
Sie sagen, Daniel Mayr soll mehr Verantwortung übernehmen. Gilt das auch für andere Spieler?
Wir haben mit Montrael Scott einen Spieler, der genau weiß, wann er auf dem Platz Verantwortung übernehmen muss. Auch Anell Alexis hat eine gute Saison gespielt und soll noch mehr machen. Daniel Mayr will sich gerne präsentieren, dabei werden wir ihn unterstützen, denn er ist ein überragender Spieler. Wir brauchen aber nicht nur Häuptlinge, sondern auch ein paar Indianer.
Das Trainerteam ist zusammengeblieben, mehrere wichtige Spieler haben ebenfalls ihre Verträge verlängert. Kann Kontinuität zum Trumpf der Baskets werden?
Das könnte sein. Wir müssen nicht alles neu einstudieren, nicht jedes Play ist neu. Das gibt uns die Möglichkeit, uns darauf zu konzentrieren, die Dinge zu verbessern, die wir im letzten Jahr schon gut gemacht haben. Natürlich haben einige Spieler auch etwas vergessen, denn die Pause wegen der Corona-Pandemie war zu lang. Ich erhoffe mir, dass auch unser Zusammenhalt noch größer wird.
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Das Thema Corona wird den Verein auch in der kommenden Saison begleiten. Wie komplex ist das Training in diesen Zeiten?
Problematisch ist vor allem der Zeitfaktor. Normalerweise sind unsere Einheiten zwei Stunden lang. Jetzt muss vor jeder Einheit erst einmal bei allen Fieber gemessen werden, alle gehen mit Mundschutz in die Halle. Zudem müssen wir pünktlich wieder raus, damit gelüftet werden kann. Insgesamt haben wir daher nur etwa anderthalb Stunden Zeit für eine Trainingseinheit. Da gehört ein gutes Zeitmanagement dazu.
Das Hygienekonzept ist noch nicht final von der Stadt Schwelm abgenickt worden. Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht, in der kommenden Saison wieder vor Fans spielen zu können?
Überaus wichtig. Wir haben schon beim Trainingsauftakt darüber gescherzt, dass man gar nicht richtig werfen kann, weil sich im Hintergrund nichts bewegt und die Perspektive dadurch ungewohnt ist. Ganz ehrlich: Der Schwelmer Basketball lebt von seinen Fans. Die Unterstützung hier ist immer überragend und es ist für die Spieler schwerer, sich zu motivieren, wenn die Zuschauer sie nicht anfeuern. Ich hoffe, dass eine Zahl X schon zum Start da ist. Sie werden vielleicht nicht schreien dürfen, aber ihre Anwesenheit reicht schon. Wenn die Mannschaft spürt, dass die Fans sie sehen will, hilft das ungemein.
Am kommenden Wochenende geht es für Sie direkt los mit einem Vorbereitungsturnier der BG Hagen. Was erwarten Sie dort von Ihren Jungs?
Das Turnier bietet eine Chance, sich zu finden. Wir werden noch ohne Anell Alexis und Montrael Scott antreten müssen. Auch Dario Fiorentino wird noch nicht wieder mit dabei. Ich hoffe, schon ein, zwei Plays zu sehen, die funktionieren. Außerdem gilt: Egal wie alt oder jung man ist, verteidigen und vollen Einsatz zeigen kann man immer. Das will ich von allen sehen.
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Vor ein paar Wochen wollten Sie noch kein Saisonziel formulieren. Wie sieht das heute aus?
Die Playoffs bleiben unser Ziel, sie müssen auch das Ziel sein. Ansonsten habe ich mir in den letzten Wochen mit Genuss angeschaut, was die anderen Mannschaften gemacht haben. Wenn ich sehe, was da beispielsweise in Bochum, Münster, Itzehoe und Sandersdorf für Spieler verpflichtet werden, denke ich mir: Da wurden viele Vereine wohl doch nicht so hart von Corona getroffen. Das kostet mit Sicherheit viel Geld.
Ist das Erreichen der Playoffs trotzdem realistisch?
Wir waren letztes Jahr topfit und auf den Punkt da. Natürlich kann es immer passieren, dass sich ein Spieler verletzt. Ich hoffe, dass wir davon verschont bleiben. Auch in diesem Jahr wollen wir so erfolgreich wie möglich sein. Wir wollen in die Playoffs und da die Vereine ärgern, die mehr Geld haben als wir.