Gevelsberg/Essen. Lisa Klostermann kämpft seit über einem Jahr für ihr Comeback. Wie Bundesligist SGS Essen die Gevelsbergerin fördert und wie die Reha läuft.
Für Lisa Klostermann fühlen sich diese Trainingseinheiten ein wenig wie ihre persönliche Quarantäne in der Quarantäne an. „Ich trainiere nicht mit der Mannschaft, sondern alleine auf einem anderen Platz“, erzählt die Gevelsbergerin, die als Torfrau das Trikot des Frauenfußball-Bundesligisten SGS Essen trägt. Doch traurig klingt die 21-Jährige nicht, als sie davon erzählt. Dass sie trainiert – ist nach den vergangenen Monaten ein gewaltiger Schritt für sie.
Klostermann studiert Biologie und Sport
Anders als in der Bundesliga der Männer stellt die Quarantänephase in der Frauenfußball-Bundesliga die Teams vor echte Herausforderungen. „Bei uns ist jeder irgendwie berufstätig“, sagt Lisa Klostermann. Deshalb müssen ihre Kolleginnen jeweils mit dem Arbeitgeber abklären, wie die Vorgabe vernünftig einzuhalten ist.
Die 21-jährige Klostermann studiert selbst an der Ruhr-Universität in Bochum Biologie und Sport auf Lehramt.
Sie spielte in der Jugend beim FSV Gevelsberg, wechselte im Januar 2017 zum Bundesligisten MSV Duisburg und 2018 zur SGS Essen.
Ihre Essener Kollegin und Nationalspielerin Lena Oberdorf, die auch aus Gevelsberg stammt, steckt aktuell noch in den Abi-Prüfungen.
Denn Klostermanns nähere Vergangenheit wurde bestimmt von Verletzungen. Nach einer langwierigen Sprunggelenkverletzung kehrte die Schwester von Nationalspieler Lukas Klostermann im März 2019 zurück zwischen die Pfosten der SGS Essen in der ersten Liga und feierte mit Siegen gegen den 1. FFC Frankfurt (4:3) sowie den SC Sand (1:0) ein gelungenes Comeback.
Erst im vorherigen Sommer war die U-Nationalspielerin vom MSV Duisburg nach Essen gewechselt. „Der Wechsel nach Essen ist eine Chance, einen weiteren Schritt in meiner Entwicklung zu machen“, sagte die Torfrau, die in der Jugend für den FSV Gevelsberg auflief, damals. Und Essens damaliger Geschäftsführer Philipp Symanzik erklärte: „Lisa ist ein gut ausgebildetes Talent, das wir schon einige Zeit beobachtet haben, weshalb wir natürlich umso glücklicher über den nun realisierten Wechsel sind.“
So beeinflusst Corona die Reha
Doch nach den zwei überzeugenden Comeback-Spielen schlug das Schicksal bei Klostermann erneut zu. Im Mannschaftstraining zog sie sich eine Innenband- und eine Meniskusverletzung im rechten Knie zu. „Ich musste zweimal operiert werden“, erzählt die Gevelsbergerin zurückblickend, „erst wurde das Kreuzband operiert und anschließend der Meniskus.“ Die Folgen: Erneute Sportpause, mehrmonatige Rehabilitation.
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Und diese – wurde durch die Corona-Pandemie nicht nur erschwert, sondern auch verlängert.
Denn plötzlich war das, was zuvor üblich war, nicht mehr möglich. „Ich musste die Reha in abgespeckter Form durchführen“, erzählt Lisa Klostermann. Immerhin: Daheim in Gevelsberg konnte sie ihre Beweglichkeit ganz gut verbessern. „Trotzdem bin ich sehr dankbar, dass ich jetzt wieder mit unseren erfahrenen Trainern zusammenarbeiten kann“, sagt Klostermann.
Ihren Vertrag in Essen verlängerte sie zu Beginn dieses Jahres übrigens bis 2022. „Lisa Klostermann erhält von uns alle Zeit, um entsprechend gesund und fit zurückzukehren“, erklärte der jetzige SGS-Geschäftsführer Florian Zeutschler dazu. Das wirft allerdings folgende Frage auf: Wann wird Lisa Klostermann zurückkehren? „Ich finde Zeitpläne schwierig“, antwortet die Gevelsbergerin und ergänzt: „Ich möchte nicht in Tagen oder Wochen denken und auf Tag X hinarbeiten. Aber ich würde behaupten, dass ich mich auf der Zielgeraden befinde.“
Essener Re-Start im DFB-Pokal
Eine Rückkehr zwischen die Pfosten noch in dieser Saison dürfte jedoch illusorisch sein. Zumal die SGS auf Grund einer Verletztenmisere auf dieser Position mittlerweile ein Torfrauen-Quartett im Kader hat. Neben Klostermann kämpfen auch Josie Plehn, Kim Sindermann und Stina Johannes um die Nummer eins.
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Dennoch verfolgt die 21-Jährige natürlich aufmerksam den Re-Start ihrer Mannschaft nach der Corona-Unterbrechung. Weil das Spiel gegen Jena auf Grund der Beschränkungen in Thüringen verlegt werden musste, startete die SGS nicht am vergangenen Wochenende wieder, sondern kehrte erst mit dem 3:1-Sieg im Viertelfinale des DFB-Pokals bei Turbine Potsdam zurück auf den Platz. „Das Ligaspiel haben wir mit 0:1 gegen Potsdam verloren. Wir hatten also noch eine Rechnung offen und ich denke, dass die Mädels diese besonders gerne im Pokal mit dem Einzug ins Halbfinale beglichen haben“, sagt Lisa Klostermann.
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Anschließend warten auf die SGS bis zum Saisonende Englische Wochen. Ein Spiel reiht sich an das nächste. „Aber da wir bis auf mich keine weiteren Verletzten mehr haben, dürfte uns unser großer Kader dabei in die Karten spielen“, sagt Klostermann. Keine weiteren Verletzten – deshalb muss sie in Zeiten von Quarantäne vor den Spielen alleine auf einem von der Mannschaft abgetrennten Platz trainieren.
Doch das ist bald vorbei und nach der Quälerei der vergangenen Monate kein Grund zur Traurigkeit. Im Gegenteil.