Essen/Gevelsberg. . Lena Oberdorf und Lisa Klostermann stehen am vergangenen Wochenende erstmals zusammen für die SGS Essen in der Bundesliga auf dem Spielfeld.

Es läuft die 30. Spielminute im Spiel der Frauenfußball-Bundesliga zwischen der SGS Essen und dem 1. FFC Frankfurt, als Stürmerin Aschgauer auf das Tor der Gastgeberinnen zu läuft. Mit schnellen Schritten macht sich Lisa Klostermann auf den Weg in Richtung der Frankfurter Stürmerin, baut sich auf und pariert den Ball letztlich sicher. In dieser Szene und im gesamten Spiel ist der 19-jährigen Studentin aus Gevelsberg nicht anzumerken, dass sie gerade ihre Premiere feiert. Denn beim 4:3-Erfolg ihres Teams stand Klostermann das erste Mal überhaupt für die SGS zwischen den Pfosten – insgesamt kommt sie damit nun auf drei Spiele in der ersten Liga. In naher Zukunft werden das noch einige mehr werden.

Über Umwege zueinander gefunden

Lisa Klostermann spielte bis Ende 2016 in der Jugend des FSV Gevelsberg bevor sie zum MSV Duisburg in die Bundesliga wechselte.

Lena Oberdorf war für die TSG Sprockhövel am Ball, im vergangenen Sommer wechselte sie nach Essen. Im Januar wurde sie das erste Mal zu einem Lehrgang der A-Nationalmannschaft eingeladen.

Kurz nach der Szene, in der Klostermann beim Stand von 1:0 für ihre Mannschaft den Ausgleich verhinderte, ertönt ihr Name aus dem Fanblock der unerschütterlichen Essener Schlachtenbummler.

Sieben Personen umfasst der Kreis um die Trommeln, der im Stadion Essen unter den knapp 1000 anwesenden Zuschauern für Stimmung sorgt. Sie feiern die Torfrau aus Gevelsberg für ihre Parade, nur wenige Augenblicke später bejubeln sie dann das 2:0 für die SGS. Unter den Zuschauern sind auch Andree und Ulrike Klostermann, die Eltern von Lisa.

Oberdorf hilft Lisa Klostermann

Eigentlich war heute der Besuch der Arena auf Schalke angesagt, schließlich spielt dort Sohnemann und Neu-Nationalspieler Lukas Klostermann mal in der Nähe. Der Profi von RB Leipzig ist aufgrund des vollgepackten Terminkalenders während der Saison nur selten in der Nähe, da soll natürlich jede Gelegenheit genutzt werden.

Lena Oberdorf, hier links in weiß, wartet im Spiel gegen Bayern München auf eine Ecke im gegnerischen Strafraum.
Lena Oberdorf, hier links in weiß, wartet im Spiel gegen Bayern München auf eine Ecke im gegnerischen Strafraum. © Michael Gohl

Doch heute muss sich der Sohn hinten anstellen, das Debüt der Schwester steht eindeutig im Vordergrund für die Eltern. „Wir fahren zur zweiten Halbzeit nach Gelsenkirchen“, sagt Andree Klostermann.

Vorher, und das ist den Eltern wichtig, möchten sie präsent sein wenn Tochter Lisa erstmals für ihren neuen Verein in verantwortlicher Position auf dem Spielfeld steht.

Klostermann wechselte vor Saisonbeginn vom MSV Duisburg, bei dem sie ihre ersten beiden Bundesliga-Spiele in der Vorsaison absolvierte, zu den Schönebeckerinnen.

Trio auf der Torhüterposition

Zusammen mit Nationalmannschaftskollegin Stina Johannes und der ebenfalls erst 18-Jährigen Kim Sindermann bildet Klostermann ein Trio auf der Torhüterposition. Da nach Johannes, die sich am zweiten Spieltag einen Schien- und Wadenbeinbruch zu zog, nun auch Sindermann einen Kreuzbandriss erlitt, stand jetzt die Gevelsbergerin im Fokus. Und sie löste ihre Aufgabe über weite Strecken souverän.

Einzig in der 82. Spielminute gab es einen leichten Dämpfer für sie: Nach einer Flanke räumte Essens Torfrau Frankfurts Pawollek ungestüm ab und Prießen verwandelte den fälligen Elfmeter zum 3:2.

Und in der Nachspielzeit konnte sich Klostermann dann auf die Hilfe einer weiteren Gevelsbergerin verlassen. Lena Oberdorf klärte für die geschlagene Torfrau einen Schuss vom Rekordmeister auf der Torlinie.

Für A-Nationalmannschaft nominiert

Die 17 Jahre junge Oberdorf, jüngst für die A-Nationalmannschaft nominiert, wurde nach 80 Minuten für Turid Knaak eingewechselt: Für die Mittelfeldspielerin war es bereits der zwölfte Einsatz in der Frauenfußball-Bundesliga, sensationelle sieben Tore hat sie dabei bereits erzielt.

Für die Gevelsbergerinnen geht es in der restlichen Saison nun öfter gemeinsam aufs Feld. Mit der SGS Essen stehen Oberdorf und Klostermann auf dem dritten Platz bei elf Punkten Rückstand auf Tabellenführer Wolfsburg. Und dort spielt mit Alexandra Popp ja ebenfalls eine Gevelsbergerin.

Mitte April können die beiden jungen Gevelsbergerinnen der Kapitänin der Nationalmannschaft Hilfestellung geben. Dann geht es für die SGS Essen zum punktgleichen Tabellenzweiten Bayern München.