Ennepetal. Die Handballerinnen der TG Voerde beendeten die Corona-Pause und trainieren. Warum der Coach fehlt und welches Versprechen als Motivation dient.

Die Handballfrauen der TG Voerde trainieren seit vergangener Woche wieder im Mannschaftsverbund – mit Abstand wohlgemerkt, aber doch mit einer Nähe, die sie lange Zeit vermisst haben: Mit dem regelmäßigen und privaten Austausch unter den langjährigen Teamkolleginnen. Warum der Trainer fehlt und welches Party-Versprechen ihnen als Motivation für die Saison dient.

TG Voerde: „Küken“ ist volljährig

Nun wurde Lynn Freund, das „Küken“ der Mannschaft, am Dienstag der vergangenen Woche endlich volljährig.

Ihren Geburtstag hat die Schülerin Zuhause in kleiner familiärer Runde zelebriert.

„Die Feier ist das Erste, was wir nachholen werden, wenn wir uns wieder mit mehreren treffen dürfen“, kündigt das Team mit großer Vorfreude an.

Seit Mitte März wurde die Saison inklusive Training auf Eis gelegt. Nun geht es langsam an die Vorbereitung auf die Saison 2020/21, die nach Plan normalerweise im September anläuft. In diesem Jahr soll den Voerder Damen endlich der Aufstieg von der Bezirks- in die Landesliga glücken. „Wir hatten keinen Kontakt während Corona, jetzt ist es wieder etwas ganz anderes“, sagt die Außenspielerin Sofia Grube über die neue Situation.

Ungewöhnlicher Auftakt

Das erste Treffen nach der Corona-Trainingspause war ungewöhnlich. Ziel war es eigentlich, die Schritte für die Wiederaufnahme des Trainings zu besprechen. Dabei waren die Spielerinnen im ersten Moment sehr zögerlich und wussten nicht mit der Situation umzugehen. „Es war gefühlt fünf Minuten nur Stille und dann ging es erst los“, erklärt Rückraumschützin Felina Freund. Außenspielerin und Social-Media-Beauftragte des Teams, Pia „Blondie“ Herberg, ergänzt: „Wir waren eine Stunde da und nur zehn Minuten drehten sich um Handball.“

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Mit dem freudigen Austausch wurde sich wieder auf einen gemeinsamen Informationsstand gebracht und das Vorgehen für die Trainingseinheiten definiert. Von Montag bis Donnerstag findet sich die Mannschaft täglich auf dem Außenbereich des Reichenbach-Gymnasiums zusammen, zweimaliges Erscheinen pro Woche ist Pflicht. Rund um das Schulgelände gebe es viele Möglichkeiten, wodurch die jungen Frauen verschiedenen Lauf- und Krafttrainings nachgehen können.

Die Faust zeigt es an: Die Handball-Damen der TG Voerde lassen sich von der Corona-Krise nicht stoppen. 
Die Faust zeigt es an: Die Handball-Damen der TG Voerde lassen sich von der Corona-Krise nicht stoppen.  © Privat

„Wir wollten eigentlich den Ball wieder in die Hand nehmen, aber das geht ja nicht“, bedauert Herberg die noch geltenden Regeln der Regierung. Daher stehen auf dem derzeitigen Trainingsplan unter anderem Treppen- und Stationenläufe, Sprints sowie Sprung- und Krafttraining. „Es macht Sinn, dass zweimal Pflicht ist. Wir haben alle Spaß. Wir sind alle so positiv. Wir stehen hier und warten bis die Letzte nach einer Laufrunde angekommen ist.“

Weil Trainer Christian Homann im Urlaub ist, gestalten die Teammitglieder die Einheiten. Wenn Torfrau und „Chefin“ Esra Simsek erscheint, übernimmt sie die vorrangige Führung des Teams. „Aber wir haben beschlossen, dass jeder, der Lust hat, mal dran sein darf“, sagt Helenah Hidde, die die Position der Halben auf dem Spielfeld besetzt.

Schummeln nicht mehr möglich

In der Zeit des Solo-Trainings wurde Zuhause geschwitzt, zwar zum Teil zusammen mit Einzelpersonen via Videoanruf mit dem Smartphone, doch der Verbund mit der Mannschaft macht doch einen deutlichen Unterschied. „Es motiviert einen, wenn man mit mehreren laufen geht. Zuhause schafft man zwar etwas, aber wenn wir eine feste Zeit ausmachen und dann zusammen hier sind, hat man eine ganz andere Motivation, auch weil man sich gegenseitig mitziehen kann“, erklärt Herberg. „Und dann kann man auch nicht schummeln“, so Rückraumschützin Felina Freund lachend.

In den vergangenen Wochen haben sich die jungen Frauen auch mit der ersten Herrenmannschaft ausgetauscht, die in erster Linie Intervalltraining nachgeht und sich in Kleingruppen getroffen hat. Jetzt fokussieren sich die Voerder Spielerinnen nur auf ihr Training und auf das Ziel der nächsten Saison: den Aufstieg. „Wir hatten lange keinen Kontakt und das motiviert noch mehr. Wir wollen den Aufstieg schaffen“, sagt Herberg.

Malle-Versprechen als Anreiz

Neben dem Titel gäbe es aber auch noch einen ganz besonderen Ansporn. „Wenn wir aufsteigen, hat Esra versprochen, dass sie mit uns nach Malle fliegt.“ Der berühmt-berüchtigte Party-Hotspot im Mittelmeer entspricht ganz und gar nicht den Vorstellungen der Torfrau, wenn es um die Planung einer Mannschaftsfahrt geht. Doch versprochen ist versprochen.

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Bis es aber soweit ist, wartet auf die Handballfrauen noch eine Menge Arbeit. Je nach Absprache mit der Stadt wollen die Voerder auch wieder Termine festlegen, an denen sie auf den Sportplatz oder in die Halle dürfen. Doch unabhängig von der Lokalität, steht im Vordergrund die gemeinsame Betätigung und die gegenseitige Motivation, findet Pia Herberg. „Das macht Teamsport einfach aus.“

„Mai wäre unser Monat gewesen“

Übrigens blickt die gesamte Handballabteilung auf traurige Wochen zurück, da sie viel Mühe in die Planung großer Events gesteckt hatte, die aufgrund der Corona-Krise ausfallen mussten. Die „Tanz in den Mai“-Party wurde abgesagt und auch die Premiere eines Voerder Himmelfahrts-Turniers sollte am RGE ausgetragen werden. „Ich war noch nie, seitdem ich beim Tanz in den Mai dabei bin, so früh schlafen gegangen wie in diesem Jahr“, sagt Felina Freund. „Das ist unglaublich traurig“, erklärt Pia Herberg. „Der Mai wäre genau unser Monat gewesen.“

In Zukunft mit Co-Trainer

Neben den beiden ausgefallenen Events mussten sowohl die Mannschaftsfahrt der Damen nach Kalkar am Niederrhein als auch ein Turnier in Koblenz bei den befreundeten Mannschaften der HSV Rhein-Nette dran glauben. Ob das Team personelle Verstärkung erhält, steht noch nicht fest. TGV-Trainer Christian Homann führt noch Gespräche. Um den in Iserlohn wohnenden Homann insgesamt zu entlasten, soll in Zukunft ein Co-Trainer installiert werden.