Schwelm. “Warum Kraftsport? Mir geht's doch gut!“ Das hört Jan Danowski oft. In Teil 1 unserer Sommerserie „Fit durch die Ferien“ klärt der Trainer auf.
Wofür mach ich das eigentlich? Warum sollte ich Kraftsport machen, mir geht es doch gut. Allseits bekannte Aussagen, mit denen Jan Danowski aus Schwelm in seiner CrossFit-Box in Hattingen aufräumt. Im ersten Teil unserer großen Sommerserie „Fit durch die Ferien“ erklärt Danowski die Vorteile des Fitnesstrainings und überträgt Elemente aus den Übungen auf alltägliche Situationen.
Bewegungen übertragbar
„Es geht um Situationen, die uns allen aus dem Alltag bekannt sind“, so der ausgebildete Fitnesstrainer und meint damit auf den ersten Blick banale Belastungen wie Einkaufstüten tragen, sich aus dem Sitzen hinstellen oder Gegenstände nach oben hieven. Dabei ist gerade im CrossFit Bereich, der mit Elementen aus dem Turnen, Gewichtheben und Ausdauersport nur wenig kreative Grenzen kennt, optimal für den Übertrag von Sport in den Alltag. Im Training finden sich viele Bewegungen wieder, die mehr oder weniger unbewusst im täglichen Ablauf funktionieren.
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Doch was, wenn diese Bewegungen irgendwann schmerzen oder Probleme bereiten? „Sport ist immer auch eine Vorbereitung auf alltägliche Bewegungen“, beschreibt Danowski sein Programms.
„Viele Bewegungen und Abläufe im Berufsalltag ähneln und wiederholen sich, koordinativ wird der Körper dabei nicht vor neue Aufgaben gestellt. „ Dadurch kann es zu Fehl- oder einseitigen Belastungen kommen, die im weiteren Verlauf zu Problemen wie Kopf- und Rückenscherzen oder Haltungsschäden führen können. Wer viel sitzt ist dabei sogar einem höheren Risiko ausgesetzt, eben weil er sich nicht körperlich betätigt. „Wir sind dazu geschaffen, uns zu bewegen“, so Danowski.
Menschen, die ihren Arbeitstag sitzend vor dem Computer verbringen, rutschen sehr schnell in eine passive Haltung mit rundem Rücken ab, die einem kleinen „C“ ähnelt. Dadurch wird die Atmung eingeschränkt und verlagert sich mehr in die Brust und Halsbereich, wodurch Stressreaktionen wie eine erhöhte Muskelspannung ausgelöst werden. Gleichzeitig schieben sich die Schultern nach vorne. Dies wird durch einen schlecht organisierten Arbeitsplatz noch verschlimmert. Durch diese Haltung bedingt, muss der Kopf mehr in den Nacken genommen werden, wodurch sich die Hals- und Nackenmuskulatur verspannt und Kopfschmerzen auslösen kann. Diese Haltung ist wenigen Menschen richtig bewusst. Durch gezieltes Training, lösen von Verspannungen und Bewusstsein für eine gute Körperhaltung kann diesen Problemen Einhalt geboten werden.
Von besonderer Bedeutung sind außerdem Bewegungsabläufe wie das bereit genannte Anheben von Gegenständen. Hat sich hier erstmal ein falsches Muster eingeschlichen, wird man in jeder Situation sich gleich bewegen. Dabei kann es mitunter zu extremen Belastungen und somit Problemen der Bandscheiben kommen, wenn zum Beispiel mit krummen Rücken etwas angehoben wird. „Unsere Körper sind sehr widerstandsfähig und können über einen langen Zeitraum hinweg Fehler kompensieren. Wenn man zum Beispiel einen Stift vom Boden aufhebt passiert es und man kann sich garnicht erklären, wo der Bandscheibenvorfall denn jetzt so plötzlich herkommt. Das Gewicht vom Stift war dabei sicherlich nicht das Problem.“
Auch bei Verletzungen empfiehlt Danowski das Training nicht gänzlich einzustellen, wichtig ist hier vor allem die Belastungen um die betroffenen Punkte am Körper herum zu steuern. Den Irrglauben, Kraftsport belaste vor allem den Rücken oder die Knie räumt er aus dem Weg. Es geht um die richtige Ausführung, die Teilnehmer in vielen Studios oftmals nicht richtig ausführen.
Ausgegrenzt wird dabei keiner: „Man muss nicht fit sein, um anzufangen“, versucht der Schwelmer die Hemmschwelle zum Mitmachen zu beseitigen. Die Übungen werden innerhalb des Kursbetriebs individuell auf die Bedürfnisse der Kunden angepasst, der Trainingsbetrieb gezielt beobachtet, gesteuert und korrigiert. So betreut Danowski in seinem Studio nicht nur Kraftsportler, die einen Weg suchen sich weiter zu steigern, sondern mit gleichem Elan auch den Breitensportler, der gerade anfängt sich körperlich fit zu machen. „Das Programm macht für jeden Sinn, der fit werden oder fit bleiben will“, erklärt er. „Wichtig ist die Bereitschaft, langfristig was zu erreichen“, beschreibt Danowski die einzige Voraussetzung für Erfolg.
Koordination ebenfalls wichtig
Dabei schließt Danowski keine Bewegung aus, schließlich sind alle Bewegungen auch immer Belastungen. Es steht nicht nur die vorhandene Kraft im Vordergrund des Trainings als Vorbereitung auf Bewegungen, sondern auch die koordinative Komponente. Das Ziel ist es, sich Bewegungen bewusster zu machen oder sie so zu automatisieren, dass Teilnehmer sie immer richtig durchführen. „Sei es das Schleppen von Tüten oder das Tragen eines Kindes auf dem Arm – alle Bewegungen werden beim Fitnesstraining simuliert und versucht zu steuern.
Beim Fitnesstraining geht es also nicht nur darum, sich für den nächsten Urlaub am Strand zu stählen, auch wenn Danowski sagt: „Auch das kann ein Ziel sein.“ Viel mehr ist das Training ein Präventivprogramm, eines, das vorbeugen soll bevor Probleme entstehen. Eines, das Bewusstsein für Bewegungen schaffen soll. Und das dies funktioniert, berichtet der Fitnesstrainer aus erster Hand: „Ein Schreiner, der bei uns trainiert, hat uns gesagt, dass er jetzt seinen Job wieder schmerzfrei ausüben kann.“ Und darum geht es ja schließlich beim Kraftsport.