Schwelm. Als Handballer liegt Redakteur Fabian Vogel sein Sport am Herzen. Oft werden aber falsche Prioritäten gesetzt. Mehr Nachhaltigkeit wäre wünschenswert.
Als Schiedsrichter, Trainer und ab und an noch aktiver Spieler sowie in meiner Funktion als Sportredakteur sehe ich ziemlich viele Handballhallen. Jede hat ihren Reiz. Dort schmecken die Waffeln besonders gut, woanders gibt es frischgezapftes Bier und noch woanders ist die Stimmung immer besonders. Früher zumindest. Heutzutage kann ich die Zuschauenden oft leicht zählen, weil es nicht so viele sind. Der Handballsport erfährt deutlich weniger Zuspruch auf Amateurebene - und das im vom Deutschen Handballbund ausgerufenen „Jahrzehnt des Handballs“.
Klar, die Großevents in den 2020er-Jahren wie WM der Männer, EM der Frauen, EM der Männer oder auch U21-EM sorgen für große Aufmerksamkeit. Inzwischen laufen die Kinder auch wieder in die Handballvereine. Auf den Tribünen aber macht sich das nur bedingt bemerkbar, dabei leben viele Vereine von den Einnahmen, die sie an so einem Spieltag generieren. Mitunter werden mit diesen Einnahmen aber auch Teams finanziert, die höherklassig spielen, aber kaum noch Identifikation bieten. Für mich ist das ein sehr großes Problem.
Der Junge aus der Nachbarschaft bringt Zuschauer mit
Denn statt sich Zeit zu nehmen und den, wenn überhaupt vorhanden, eigenen Nachwuchs einzubauen und langsam an das Niveau heranzuführen, werden Spieler von außerhalb geholt. Das mag den sportlichen Erfolg sichern, die Halle aber nicht automatisch auch füllen. Der ehemalige kroatische Zweitliga-Spieler wirft zwar mehr Tore, zieht aber deutlich weniger Zuschauende in die Halle als der Jugendspieler aus der Nachbarschaft. Da kommen Familie und Freunde, um zu unterstützen.
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Aber gut, die wenigsten Vereine verfügen ja inzwischen noch über eine eigene Jugendabteilung. Die Gründe dafür sind vielfältig. Demographischer Wandel, weniger Ehrenamtliche, keine finanziellen Ressourcen. Dabei trägt aktive Jugendarbeit für mich auch immer zu einem intakten und aktiven Vereinsleben bei. So eine Jugendabteilung kostet zwar im ersten Moment vielleicht viel, sie bringt aber auf Umwegen auch wieder was. Wenn die Kinder auf der Tribüne sitzen, mal mit, mal ohne die Eltern, Stimmung machen, etwas verzehren und sich dabei ausmalen, selbst mal für die eigene „Erste“ auf dem Feld zu stehen, ist das jedes Mal nachhaltiger, als wenn ein abgehalfterter Ex-Profi auf der Platte steht. Aber klar, der sportliche Erfolg ist wichtiger. . .
In die Jugend heißt in die Zukunft investieren
Vielleicht ist meine Erinnerung verklärt, meine ständigen Eindrücke aus Sporthallen in der Region bestätigen aber eigentlich genau das. Zeit und Ressourcen in die Jugend zu stecken, ist eben ein Investment für die Zukunft – und für den Verein. Weg vom kurzfristigen Erfolg, hin zu einem aktiven Vereinsleben. Das wäre eine Ausrichtung, die nachhaltig ist.
Am Wochenende werde ich wieder in verschiedenen Hallen sitzen und mir Spiele angucken. Schön wäre es, wenn ich das in Zukunft nicht alleine machen würde.
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