Breckerfeld. Kuriose Szenen beim Fußball-A-Liga-Spiel zwischen Breckerfeld und Vatanspor. Nach einer Roten Karte in der Kabine eskaliert es. Polizei rückt an.
Selten kommt es vor, dass bei einem Fußballspiel die Halbzeitpause im Fokus steht. Besonders, wenn es im Spiel selber bei sechs Toren und zwei Roten Karten eigentlich genügend zu erzählen gäbe. Doch beim 3:3 (2:1) der SG Vatanspor Gevelsberg gegen die SpVg. SW Breckerfeld II war genau das der Fall. Beim A-Liga-Spiel gab es in der Pause eine Posse um Wasser, die in einem Polizeieinsatz mit mehreren Anzeigen endete – und darin, dass der Trainer der SG Vatanspor während des laufenden Spiels von der Anlage verwiesen worden ist.
Auslöser soll dabei gewesen sein, dass Vatanspor den Gegner in der Halbzeit nach Wasser gefragt haben soll. Ein Spieler sei demnach zu den Breckerfeldern gegangen – und bekam wohl eine fiese Antwort. „Er hat ihm den Mittelfinger gezeigt und gesagt, dass wir uns selber Wasser holen sollen“, meint Vatanspors Vorsitzender Baris Hanylidiz.
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Sein Spieler habe danach dem Gegner erwidert, wie asozial sie seien. Danach ging dieser mitsamt seiner Mannschaft in die Kabine. Wenige Minuten später soll der Schiedsrichter in die Kabine gekommen sein und habe dem Spieler glatt Rot gegeben. Im Anschluss soll ein Streit zwischen einzelnen Akteuren ausgebrochen sein.
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Im Mittelpunkt steht Vatanspors Trainer Frank Dichtiar, der sich laut Breckerfelder Schilderung daneben benommen habe. Marvin Thoelen, der Vorsitzende von Breckerfeld, meint: „Er war so erzürnt, dass er relativ laut wurde. Er hat sich mehrfach dazu hinreißen lassen, Zuschauer und Umstehende zu beleidigen und Gewalt anzudrohen.“ Dichtiar widerspricht dem: „Ich habe lediglich dem Akteur gesagt, der unserem Spieler den Mittelfinger gezeigt hat, dass er sich bald eine fangen werde, wenn er sich weiter so verhält“, so Vatanspors Trainer.
Der Aufforderung der Polizei kommt Dichtiar nach
Deshalb habe der Verein sich dazu gezwungen gesehen, sein Hausrecht wahrzunehmen und Dichtiar der Anlage zu verweisen. Dieser weigerte sich allerdings, die Situation beruhigte sich daraufhin auch. Als die Partie wieder lief, traf die zuvor gerufene Polizei ein. Rund um die 50. Spielminute soll beim Stand von 3:2 für Vatanspor diese während des laufenden Spiels Dichtiar gebeten haben, die Anlage zu verlassen. Dieser Aufforderung folgte er dann.
„Das größte Problem ist, dass alle extrem Vorurteile gegen Frank haben. Ich arbeite fast ein halbes Jahr mit ihm zusammen.“
Vatanspor lobt zwar die Polizisten dafür, wie sie sich ihnen gegenüber verhalten haben, aber reibt sich mit der Aktion des Gegners. „Wie kann der Co-Trainer der ersten Mannschaft unserem Trainer Hausverbot geben? Obwohl er nicht mal vom Schiri vom Platz verwiesen worden ist. Das greift ins Spielgeschehen ein. Dann kann ich beim nächsten Spiel auch dem Gastverein Hausverbot erteilen, weil irgendwas passiert ist“, sagt Hanyilidiz zum ungewöhnlichen Vorgehen der Breckerfelder.
Vatanspor ist genervt von Vorurteilen - und erwägt Konsequenzen
Dichtiar wird im heimischen Fußball auf der einen Seite zwar immer wieder als „Fußball-Fachmann“ betitelt, anderseits ist er ebenfalls bekannt für seine polarisierende Art, die vielfach kritisiert wird. „Ich will das öffentlich nicht kommentieren. Ich habe aber eine Meinung dazu. Es müssen andere entscheiden, ob sie ihn beschäftigen wollen“, sagt Breckerfelds Vorsitzender Thoelen, der ausdrücklich gegen den Verein Vatanspor kein schlechtes Wort verlieren möchte. Für den Vorfall seien einzelne Personen verantwortlich gewesen.
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Vatanspor steht derweil voll hinter seinem Trainer – ist zudem unzufrieden mit dem kritischen Blick auf Dichtiar. „Das größte Problem ist, dass alle extrem Vorurteile gegen Frank haben. Ich arbeite fast ein halbes Jahr mit ihm zusammen. Er ist laut, aber privat ein korrekter Mensch. Er sagt halt jedem direkt seine Meinung ins Gesicht“, sagt Hanyilidiz.
Mehr noch – nicht nur die Vorurteile gegen Dichtiar, sondern auch gegen den Verein stören ihn, dessen Verein sich in den vergangenen Jahren nichts Schlimmeres hat zu Schulden kommen lassen. „Ich bin verzweifelt und überlege, ob ich die Mannschaft zurückziehen soll, weil ich auf das alles kein Bock mehr habe“, sagt der Vatanspor-Boss.
Hanyildiz prangert offensichtlichen Rassismus an
Denn zudem stört ihn das Verhalten einiger Zuschauer: „Rassismus ist bei uns im Kreis dieses Jahr bei Zuschauern ein extremes Problem.“ Und spricht von Aussagen aus früheren Spielen wie „pass auf, sonst holt einer von denen ein Messer raus“ oder spricht von aktuellen Bedingungen wie „Zigeuner“ seitens Breckerfelder Zuschauer.
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Denn eigentlich würde er sich wahrscheinlich lieber auf den Fußball konzentrieren, dort läuft es diese Saison trotz des 3:3 überragend gut. Aber auch aufgrund der Roten Karte in der Pause, einer klar falschen Roten Karte im zweiten Durchgang (90.) und einer Gelb-Roten (94.) reichte es dieses Mal nur zum Remis – und Vatanspor verpasst trotz der beiden Tore von Denis-Elisei Bolnavu und dem Treffer von Simon-Haiduc Calin den Sprung auf den zweiten Tabellenplatz.
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