Ennepetal. Vor einem Jahr brennen beim Fußballtorwart Fabian Voß die Sicherungen durch. Dafür wird er gesperrt – Fußball spielt er aber trotzdem.

Für Fabian Voß steht am Montagabend ein Pflichtspiel an. Wenn man das denn so nennen möchte. Es ist kein Nachholspiel in irgendeiner richtig offiziellen Spielklasse, in einer Liga spielt der 33-jährige Ennepetaler aber doch. „Vergangene Saison wären wir fast Meister geworden“, sagt Voß. Am Ende reichte es nur für Platz drei, weil der kommende Gegner letztlich die Nase vorn hatte. Voß, der wegen eines Faustschlags gegen einen Schiedsrichter vor etwas mehr als einem Jahr für mindestens sechs Jahre gesperrt wurde, spielt inzwischen in einer christlichen Hobbyliga. Statt Spielvereinigung Linderhausen oder RW Rüggeberg geht es für ihn nun gegen den FC Jesus – und darüber ist Fabian Voß sehr dankbar.

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Mit der Kirche hat Voß eigentlich nicht mehr viel zu tun, trotz seiner christlichen Erziehung. Weil ihm aber im Oktober 2023 für einen kurzen Moment die Sicherungen durchbrannten und er den Unparteiischen mit einem harten Schlag ins Gesicht traf, freut sich der Ennepetaler, dass die Kirche nun ihn gefunden hat. „Ich habe im Zuge der Geschichte damals einen Anruf bekommen und wurde gefragt, ob ich mir das nicht vorstellen könne“, erinnert sich Fabian Voß. Konnte er, kann er und wird er vermutlich auch in Zukunft noch können, denn einen Fußballplatz für ein offizielles Ligaspiel darf er in den nächsten Jahren nicht betreten.

Voß hat sich nach Aussetzer besser kennengelernt

Sein Aussetzer von damals hat ihn noch lange beschäftigt, manchmal tut er das auch heute noch. Damals wurde er überall auf diesen Aussetzer angesprochen, beim Bäcker, auf der Arbeit oder auch im Privaten. Heute gibt es immer mal wieder den einen oder anderen Spruch von den Freunden. Über die Sache ist Gras gewachsen, zumindest für Fabian Voß. „Ich habe vieles gelernt über mich. Zum Beispiel, dass ich viel zu verbissen war. In der Aktion damals fühlte ich mich, natürlich völlig unberechtigterweise, um den Lohn meiner Leistung gebracht“, sagt er heute. „Das war totaler Bullshit.“

„Ich war damals viel zu verbissen. In der Aktion fühlte ich mich, natürlich völlig unberechtigterweise, um den Lohn meiner Leistung gebracht.“

Fabian Voß, gesperrter Fußballtorwart aus Ennepetal

Bis er wieder auf den Rasen zurückkehren wird, werden mindestens noch fünf Jahre ins Land gehen. Sechs Jahre plus zwei Jahre auf Bewährung wurde Voß für den Faustschlag vom Kreissportgericht gesperrt, die Strafe akzeptierte er damals genauso diskussionsfrei wie die Strafe vor einem Zivilgericht. Eine vierstellige Geldstrafe musste er wegen vorsätzlicher, leichter Körperverletzung zahlen.

Kontaktaufnahme für Entschuldigung ohne Antwort

Zu einem Gespräch mit dem von ihm geschlagenen Schiedsrichter aber kam es seit dem 15. Oktober 2023 nicht mehr. „Es besteht kein Redebedarf, das akzeptiere ich, das respektiere ich. Das ist sein gutes Recht“, sagt Voß. Zweimal habe er versucht, Kontakt aufzunehmen – ohne Reaktion. „Ich will ihm auch nicht auf die Pelle rücken, wenn er das nicht möchte“, erklärt Fabian Voß, wieso er keine weiteren Versuche unternehmen wird, um sich persönlich bei dem Unparteiischen zu entschuldigen. Er freue sich aber, dass sich der Schiedsrichter nicht von der Pfeiferei hat abbringen lassen.

Dass er selbst noch einmal irgendwann auf dem Feld stehen wird, dauert noch. Stand heute aber wird dieser Zeitpunkt kommen, da ist sich Voß sicher. „Wenn ich mal bei den Spielen meiner alten Mannschaft bin, kitzelt es schon noch in den Händen. Der Fußball fehlt mir“, sagt der Torhüter. Wenn seine Strafe abgelaufen ist, ist Fabian Voß 38 Jahre alt. Für einen Schlussmann ist das noch kein Alter, in dem die Handschuhe an den Nagel gehängt werden, zumal Voß die freie Zeit ohne Training und Spiele trotzdem nutzt. Neben der Zeit in der christlichen Hobbyliga geht es fünfmal die Woche ins Fitnessstudio. „So fit wie aktuell war ich tatsächlich noch nie“, sagt er.

Eine Perücke ist für Voß keine Option

Irgendwelche Versuche, unter falschen Namen vor Ablauf seiner Sperre aufzulaufen, werde er nicht unternehmen. „Einige Jungs haben mich gefragt, ob ich mir nicht einfach eine Perücke aufsetzen kann“, sagt der kahlgeschorene Voß und lacht. Natürlich sei das keine Option, er will seine Strafe absitzen und dann in fünf Jahren wieder zwischen den Pfosten stehen. Bis dahin heißen die Gegner eben weiter FC Jesus oder Klang der Einheit.

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