Breckerfeld. Rado Dorsch hat sich im Training schwer verletzt. Der älteste Spieler der Fußball-Kreisliga A2 denkt aber trotzdem nicht an das Ende seiner Laufbahn.

39 Jahre sind ein stolzes Alter, um immer noch in der Fußball-Kreisliga A aktiv vor den Ball zu treten. Gevelsbergs Toni Padula ist so alt, Ararats Michel Amaral oder Herdeckes Florian Drevermann auch. Alle drei sind damit die ältesten Spieler in ihren Teams - alle drei gehören deswegen aber noch lange nicht zum alten Eisen. Viel mehr sind Padula, Amaral oder Drevermann in ihren Mannschaften unverzichtbare Größen, die nicht nur mit ihrer Erfahrung, sondern auch mit fußballerischer Klasse und in puncto Einstellung vorangehen. Die ältesten Spieler der Liga sind sie aber nicht. Das ist Rado Dorsch von der SpVg. SW Breckerfeld II. Mit 45 Jahren hat er den genannten Dreien noch ein paar Jahre voraus, auch wenn er in dieser Saison wohl nicht mehr auf dem Feld stehen wird. Beendet ist seine Karriere deswegen aber noch lange nicht.

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36 Jahre spielt Dorsch nun schon Fußball. Mit neun Jahren hat er angefangen, mit 45 Jahren ist er immer noch aktiv. In all den Jahren hat sich der Offensivspieler immer auch neben dem Fußball fitgehalten, weshalb er überhaupt noch in diesem Alter auf dem Platz stehen kann. „Zum Fußball gehört eben noch mehr, als nur Fußball zu spielen“, weiß er. Gymnastik, Krafttraining und Ernährung: Dorsch lebt gesund.

Schon vor elf Jahren im Alter von 34 ergraut: Radoslaw Dorszewski in einem Oberliga-Spiel für den TuS Ennepetal.
Schon vor elf Jahren im Alter von 34 ergraut: Radoslaw Dorszewski in einem Oberliga-Spiel für den TuS Ennepetal. © Michael Scheuermann | MiSch / WAZ Autoren-Nr 202371

Jetzt aber hat es auch Dorsch erwischt. In einer Trainingseinheit knallte es auf einmal laut. „Ich habe erst gedacht, dass jemand einen Spaß gemacht und mir auf die Wade geschossen hat“, berichtet Dorsch von den ersten Momenten nach seiner Verletzung.

Belastung auch für Dorsch irgendwann zu groß

Es hatte sich aber keiner seiner Mitspieler einen Spaß erlaubt. Die Achillessehne von Dorsch war gerissen, beim Anblick der lädierten Ferse weiß Dorsch sofort, dass etwas nicht in Ordnung ist – auch wenn ihm diese Erfahrungswerte in 36 Jahren als Fußballer bisher erspart blieben. „Das war dann wohl doch die hohe Belastung“, glaubt er. Keine Einwirkung von anderen, einfach beim Verlassen des Platzes nach einer Übung im Training riss ihm die Sehne, was nun eine lange Auszeit vom Fußball nach sich ziehen wird.

Nun könnte man glauben, dass Rado Dorsch mit 45 Jahren und einer kaputten Achillessehne die Segel streicht, Schluss macht mit dem Fußball. „Nein, das kommt nicht in Frage. Ich will wieder spielen“, sagt er mit voller Inbrunst. Lange brauchte dieser Dorsch nicht, um neue Hoffnung nach einer so niederschmetternden Diagnose zu finden. „Dann muss ich jetzt halt das Beste daraus machen. Probleme sind zum Lösen da“, sagt er mit gelebtem Pragmatismus.

„Soll ich jetzt zuhause mit meiner Fernbedienung in der Hand im Sessel sitzen, weil ich Angst habe, dass wieder was passieren könnte?“

Rado Dorsch, ältester Spieler der Fußball-Kreisliga A2

Immer noch ein Vorbild für die jungen Spieler

Klar, so schnell wie früher, als er unter anderem beim TuS Ennepetal, auch damals schon mit grauen Haaren, jahrelang für Furore in der Offensive sorgte, sei er nicht mehr. In anderen Dingen ist er laut eigener Auffassung den jungen Spielern aber noch voraus. Und dann kommt dazu, dass er selbst einmal der junge Spieler war, der sich bei den älteren Mitspielern etwas abschaute. „Ich will den Jungs helfen und ich glaube, sie wollen das auch“, sagt der 45-Jährige.

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Bis er aber wieder helfen kann, wird noch eine Menge Zeit vergehen. Zwei Tage nach dem Schock wurde Dorsch bereits operiert, es folgen drei Wochen im Gips und dann vier bis fünf Wochen in einem Spezialschuh, ehe sich der Fußballer an den Muskelaufbau im lädierten Bein machen kann. Erst wenn die wieder aufgebaut sind, kann er daran denken, auf dem Fußballplatz zu stehen. So lange muss Breckerfelds Trainer Oliver Zurhausen auf den „Liga-Oldie“ verzichten, was die Herausforderung, sich nach dem Abgang einiger Leistungsträger in die erste Mannschaft des Vereins für die eingleisige A-Liga zu qualifizieren, noch schwerer machen wird.

Der Sessel ist für Dorsch keine Option

Dorsch ist sich aber sicher, dass seine Laufbahn noch lange nicht beendet ist. Wie lange er ausfallen wird, weiß er aber noch nicht, genauso wenig kann er aktuell einschätzen, ob er in dieser Saison noch spielen wird. „Hoffentlich in zwei Wochen wieder“, sagt er. Niedergeschlagen, demotiviert oder gar lustlos wirkt dieser Rado Dorsch auf gar keinen Fall. Aber vielleicht macht das ja auch das Alter mit einem. „Soll ich jetzt zuhause mit meiner Fernbedienung in der Hand im Sessel sitzen, weil ich Angst habe, dass wieder was passieren könnte?“, fragt er. Die Antwort lässt er offen, denn die kann sich jeder nach einem Gespräch mit ihm selbst geben.