Gevelsberg. Der Fitnesstrainer hat sich bei einem WP-Erfahrungstest schwer verletzt. Mit einer speziellen Strategie geht sein Training nun dennoch weiter.
Sechs bis zwölf Monate, bis ich meinen linken Arm wieder voll belasten kann. Bei der Prognose meines Arztes im Krankenhaus habe ich vermutlich ähnlich überrascht und erschrocken geguckt, wie auf dem Video, als mir die Bizepssehne bei einer Übung abgerissen ist. Aber fangen wir vorne an. Eigentlich sollte an dieser Stelle mein Erfahrungsbericht über den neuen Calisthenics-Park auf der Wilhelmshöhe in Schwelm stehen. Ich war auch dort und habe ihn mir angeschaut, bin aber leider nicht dazu gekommen, viel auszuprobieren.
Ein Knacken und der Arm sackt weg
Ich habe ein paar Klimmzüge gemacht und ein paar Dips und wollte dann eine Übung machen, die sich Ring Flys nennt. Für die Übung startest du in der Position einer Liegestütze, mit den Händen auf Ringen und bewegst dann die Hände nach außen, während du den Oberkörper absenkst. Das ist eine Übung, die ich länger nicht gemacht habe, die aber immer problemlos geklappt hat.
Kurz bevor ich allerdings mit beiden Armen in der Endposition ankomme, höre ich plötzlich ein Knacken und mein linker Arm sackt weg. Weh tat mir das erstmal gar nicht, bis ich versucht habe, meinen Arm zu strecken. Und es gibt so Momente, in denen man ganz klar im Kopf weiß: Das war jetzt überhaupt nicht gut. Die Kombination aus dem Geräusch und der Tatsache, dass der Muskelbauch vom Bizeps nicht mehr an seinem gewohnten Platz war, ließen wenig andere Gedanken zu als: ich habe mir gerade die Bizepssehne abgerissen.
Unfall hat mehrere Folgen
Nach mehreren Untersuchungen und einem MRT dann die Bestätigung: Distaler Bizepssehnenabriss. Das bedeutet, dass die Sehne, die den unteren Teil des Bizepsmuskels mit dem Unterarmknochen verbindet, gerissen ist. Und dafür ist eine Operation nötig, um die Sehne wieder am Knochen zu befestigen, weil es sonst passieren kann, dass man dauerhaft seine Kraft im Arm verliert und ihn nicht mehr richtig bewegen und belasten kann. Zumindest nicht annähernd so, wie ich es gewohnt war.
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Der Unfall hat also mehrere Folgen: Erstens: Vielleicht werde ich nie wieder die gleiche Kraft und Beweglichkeit im Arm haben. Zweitens: Meine Erholungszeit wird mindestens sechs Monate dauern, in denen ich nicht so trainieren kann, wie sonst. Drittens: Mein Gewebe wird sich im Arm sehr schnell abbauen. Viertens: Ich habe Angst vor einer erneuten Verletzung und davor, dass es zu Komplikationen kommt.
Wie geht es jetzt weiter?
Für mich ist klar: Ich werde trotz meiner Verletzung weiterhin Sport machen und ich will meinen Arm so schnell wie möglich wieder so wie vorher benutzen können. Denn Ausruhen ist für mich keine Option. Nicht nur, weil es mir für den Kopf und mein Wohlbefinden sehr hilft. Es fördert aber auch den Stoffwechsel und das wiederum die Wundheilung.
Außerdem gibt es ein spannendes Phänomen, wenn ich den gesunden Arm weiter trainiere, was sich „Cross Education“ nennt. Man geht davon aus, dass sowohl koordinative Bewegungsmuster als auch konditionelle Fähigkeiten wie Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit usw. bei einseitigem Training auf die unbeteiligte Seite transferiert werden können. Das will ich mir alles zu Nutze machen.
Pizza, Eis und Couch: Nein, danke!
Auch wenn ich jetzt am liebsten nur auf der Couch liegen, Pizza und Eis essen und Filme schauen würde, weiß ich, dass das jetzt genau das Falsche ist. Denn mein Körper muss sich um die Heilung kümmern und braucht meine aktive Unterstützung. Deshalb habe ich mir einen Erholungsplan für Schlaf, Ernährung und Bewegung erstellt. Ich versuche mindestens acht Stunden oder mehr qualitativ hochwertigen Schlaf zu bekommen, habe mein Nahrungsergänzungsmittel um ein paar Produkte erweitert, die antientzündlich und immunregulierend wirken und die Kollagen- und Bindegewebsbildung unterstützen. Meine Ernährung habe ich auf Ketogen umgestellt, das heißt, mehr protein- und fettreiche Lebensmittel und weniger Kohlenhydrate und ich werde mich jeden Tag ein bisschen bewegen.
Jetzt ist meine OP einige Tage her, und mein Plan ist, das zu bewegen, was ich bewegen kann. Also den Unterkörper, Core, rechten Oberkörper, Schulter, Brust und Rücken, ohne den Bizeps zu beanspruchen. Denn der ist erstmal tabu. Ich vermute, dass ich den Arm nach sechs bis acht Wochen wieder voll bewegen kann und keine Angst mehr haben muss, dass die Sehne wieder abreißt. Danach kann ich ihn nach und nach belasten. Immer unter dem Motto: langsam und stetig. Nicht zu früh zu viel wollen. Bis ich den Arm wieder mit Druck in Streckung verwenden kann, wird es vermutlich ein paar Monate dauern.
Ach ja: Der Calisthenics-Park auf der Wilhelmshöhe macht einen tollen Eindruck. Ein ausführlicher Testbericht muss jetzt noch ein kleines bisschen warten. Ich hoffe, ihr versteht das. Aber ich freu mich drauf, ihn bald testen zu können.