Schwelm. Trainer Falk Möller hat aktuell alles andere als Langeweile, obwohl die Saison vorbei ist und die meisten Spieler weg sind. So findet er neue.

Die vergangene Saison war eine der erfolgreichsten in der zehnjährigen Geschichte der EN Baskets Schwelm. Bis in das Halbfinale der Playoffs kamen die Schwelmer Basketballer, in dem sie dann am starken Team der Orange Academy Ulm nach drei Spielen scheiterten. Trotz der bescheidenen finanziellen Möglichkeiten im Vergleich zu anderen Vereinen eine Leistung, die viele Fans der EN Baskets begeisterte und viele neue Fans bescherte. Jetzt, knapp zwei Monate nach der Saison, ist ein Großteil der Spieler der vergangenen Saison weg, Trainer Falk Möller aber ist noch da. Als hauptamtlicher Trainer und damit Angestellter des Vereins hat Möller auch in seinem achten Jahr bei den EN Baskets genug zu tun, selbst wenn aktuell keine Spiele stattfinden – oder überhaupt ausreichend Spieler vorhanden sind.

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Man könnte meinen, dass Falk Möller gerade ziemlich langweilig ist. Die Saison ist gelaufen, die Spieler im Urlaub. Was macht ein Basketball-Trainer eines drittklassigen Vereins in dieser Zeit des Jahres denn überhaupt? „Fernsehen gucken“, sagt der 50-Jährige und lacht. Wer jetzt aber erwartet, dass Möller momentan Chips essend auf der Couch sitzt und sich Serien anschaut, hat weit gefehlt.

Schäfer zieht sich als Co-Trainer zurück

Für die neue Spielzeit suchen die EN Baskets Schwelm einen neuen Co-Trainer. Der bisherige Assistent Stefan Schäfer zieht sich aus familiären Gründen vorerst zurück.

Schäfer war bereits zwischen 2017 und 2019 Co-Trainer bei den EN Baskets und kehrte 2022 an die Seite von Cheftrainer Falk Möller zurück.

Möller sieht zum aktuellen Zeitpunkt keine interne Lösung, so dass sich der Verein aktuell auch nach externen Lösungen umschaut.

Möller scoutet nach neuen Spielern, was ihn täglich rund zwei bis drei Stunden vor dem Bildschirm beschäftigt. Dabei hat der erfahrene Basketballtrainer nicht nur Punkte, Assists oder Rebounds im Blick, viel mehr richtet sich der Blick auf das Verhalten eines Spielers. „Zum Beispiel ist es interessant, wie sich ein Spieler in einer entscheidenden Phase eines Spiels verhält. Fordert er den Ball und übernimmt Verantwortung oder versteckt er sich?“, gibt Möller Einblick in seine Analyse.

Fünf Spieler hat Schwelm bereits sicher

In diesem Frühjahr und Sommer muss der Trainer der EN Baskets aber gar nicht so viele Spieler scouten wie in der Vergangenheit. Mit Till Hornscheidt, Chris Frazier, Jan Bergen und Robert Merz konnten er und Geschäftsführer Stephan Völkel eine Ausweitung der Zusammenarbeit vereinbaren, zudem steht mit Jonathan Almstedt die erste externe Verpflichtung für die Saison 2024/25 fest. Mit anderen Spielern des Kaders der vergangenen Saison kann sich Falk Möller durchaus eine Verlängerung vorstellen, letztlich sind hier aber finanzielle Aspekte entscheidend. So stehen bei Thomas Reuter und Marc Klesper noch Entscheidungen aus. „Wenn es möglich ist, würde ich sie gerne behalten. Das muss aber in unser Budget passen und da gehen wir nicht ins Risiko. Da stehe ich auch komplett hinter“, sagt Möller.

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Und so wird er weiter auf Suche nach Spielern sein, die perfekt in seine Kriterien und das Budget des Vereins passen. Vor allem bei den Importspielern aus Übersee, zumeist aus den USA, schaut Falk Möller ganz genau auf die Angebote der vielen Agenten, die ihm Spieler vermitteln möchten. „Khalil beispielsweise war ein Zufallstreffer, mit diesem Agenten hatte ich vorher noch nie Kontakt“, schildert Möller die Hintergründe hinter der Verpflichtung des kanadischen Centers Khalil Miller, der in der abgelaufenen Saison einer der besten Spieler überhaupt in der ProB war und nun nach Höherem strebt. „Er wäre auch gerne geblieben, hat sich hier sehr wohlgefühlt. Aber wir konnten ihn nicht bezahlen“, gibt der Schwelmer Trainer offen zu.

Möller sucht den nächsten „Sleeper“

Wie ein Jahr zuvor Brett Reed war nun auch Miller ein sogenannter „Sleeper“, also ein Spieler, den nicht viele oder teilweise gar kein Verein auf dem Radar hat. Um genau diese Spieler bemüht sich Falk Möller besonders, schließlich sind solche Spieler oft unterschätzt und wollen sich im Ausland beweisen. Entscheidende Schnittstelle sind dabei die Spielervermittler. „Du hast so deine Leute, denen du ein Anforderungsprofil für einen Spieler schickst und die machen dir dann Angebote“, erläutert Möller. Manches Mal seien dabei auch Vorschläge dabei, die keinen Sinn machen, manches Mal aber erwischt Möller dann einen dieser „Sleeper“. Bevor es aber an die Importspieler geht, müssen die Schwelmer noch die Kaderplätze für die deutschen Spieler besetzen, welche nach der Aufstockung der ProA und ProB teurer und seltener geworden sind. Lediglich einen EU- und einen Nicht-EU-Spieler dürfen die ProB-Ligisten im Kader führen.

„Ich habe mit Basketballern zu tun und das sind zu 99 Prozent einfach geile Typen.“

Falk Möller, Trainer der EN Baskets Schwelm

Jahr für Jahr macht Falk Möller das. Zum neunten Mal bastelt er inzwischen nun einen Kader für die EN Baskets Schwelm zusammen, immer wieder verbringt dabei unzählige Stunden mit Videoanalyse, Telefongesprächen und Verhandlungen. Nerven tut ihn diese Sisyphosarbeit aber nicht. „Ich habe mit Basketballern zu tun und das sind zu 99 Prozent einfach geile Typen“, sagt er.