Gevelsberg. Als einziger Deutscher bei einem türkischen Verein: Jannik Gross schlägt bei Vatanspor voll ein und bekommt einen besonderen Spitznamen.

Jannik Gross hat nicht viel Zeit gebraucht, um bei seinem neuen Verein mächtig Eindruck zu hinterlassen. Nicht Mal ein halbes Jahr ist er erst beim Fußball-A-Ligist SG Vatanspor Gevelsberg – und hat sich schon einen besonderen Spitznamen verdient. Seine Mannschaft nennt ihn mittlerweile schon liebevoll Thomas Müller. Das liegt aber nicht daran, dass er als einziger Deutscher in einer türkischen Mannschaft spielt und deswegen einen typisch deutschen Namen haben soll, sondern an seiner Art und Weise, wie er auf und neben dem Platz auftritt.

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„Er spielt ein wenig so wie Thomas Müller. Er steht immer richtig und läuft ein wenig so wie er. Und er ist ein lustiger Typ“, spricht sein Co-Trainer Samet Kus hörbar mit Freude über den neuen Spieler. Im Winter kam er vom C-Ligisten RSV Altenvoerde neu zu Vatanspor und schlug sofort voll ein. Er ist in nicht mal einem halben Jahr mit nun acht Toren zum Top-Torjäger seiner Mannschaft geworden und ist der größte Lichtblick in einer schwierigen Rückrunde. Die Gevelsberger sind mit nur sechs Punkten eines der schlechtesten Teams in diesem Kalenderjahr – in der Hinrunde sah das noch ganz anders aus.

In Altenvoerde wieder Blut geleckt

Doch trotz der suboptimalen Rahmenbedingungen zu seinem Start mit größeren Veränderungen am Kader hat sich Gross überraschend stark entwickelt. „Das ist ja eigentlich sogar meine erste Seniorensaison. Nach der Jugend hatte ich zwei Jahre kein Fußball gespielt und diese Saison erst wieder in der Hinrunde bei Altenvoerde angefangen“, erzählt der Shootingstar von Vatanspor selber. Und auch sein Trainer hat nur positive Worte für ihn übrig. „Wir hätten nicht erwartet, dass er so schnell einschlägt. Er hat Schwung nach vorne reingebracht“, lobt er. Schließlich ist er für die Hälfte der Rückrunden-Tore verantwortlich.

Für mich ist das ganz normal. Ich habe viele ausländische und auch türkische Freunde.
Jannik Gross, Fußballer beim A-Ligisten Vatanspor Gevelsberg

Dass Jannik Gross beim türkischen Verein als Deutscher quasi ein Exot ist, empfindet er selber nicht so und hat auch nicht für Schwierigkeiten beim Einleben gesorgt. „Für mich ist das ganz normal. Ich habe viele ausländische und auch türkische Freunde. Auch bei Altenvoerde war das schon ähnlich. Deswegen bin ich das gewöhnt und komme super mit allen zurecht“, lacht er. In der Kabine oder auf dem Platz werde ab und zu mal türkisch gesprochen, „aber nicht allzuviel“, sagt Gross.

Gross kennt den Unterschied zwischen A- und C-Liga

Für ihn war der Wechsel nach Vatanspor in seinem ersten richtigen Seniorenjahr ein großer Sprung, schließlich spielt Gross nun zwei Ligen höher als zuvor. „In der Kreisliga C hast du viel mehr Zeit am Ball. Da schauen die anderen dir erstmal gefühlt zu, wenn du den Ball bekommst. Jetzt ist das ein großer Unterschied und nicht damit zu vergleichen“, sagt er. Doch darauf hat er sich bewusst eingelassen. „Ich habe bei Altenvoerde 18 Tore in zwölf Spielen gemacht und hatte Lust, ein bisschen höher zu spielen“, sagt er. Bei Vatanspor habe es ihm sofort gefallen, was vielleicht auch ein Grund für seine guten Leistungen sein könnte.

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Der Offensivspieler wird von seinen Mitspielern deswegen nicht umsonst Thomas Müller genannt. „Wir haben leider nur wenige Chancen“, weiß Gross. Aber wenn er mal gefordert ist, dann ist er wie der Bayern-Star oft auch zur Stelle und vollstreckt auch souverän. Seine Stärke habe er direkt vor dem Tor, sagt er: „Ich komme vor allem über den Abschluss.“

Gross sticht trotz der Krise seines Teams heraus

So sticht er aktuell besonders heraus, auch wenn er am Wochenende ausnahmsweise mal kein Tor geschossen hat – und sein Team mit 0:2 gegen die SpVg. SW Breckerfeld II verloren hat.
„Unserer Leistung ist aktuell nicht so gut, es geht auch um nichts mehr für uns“, schaut er auf die schwache Rückrunde von Aufsteiger Vatanspor, der den Klassenerhalt schon mit der guten Hinrunde so gut wie sicher hatte. Und sich nun seit einem halben Jahr über einen Spieler freut, der viele in gewisser Weise an Thomas Müller erinnert.