Schwelm. Der 19 Jahre junge Fußballer aus Schwelm hat die schwere Krankheit überstanden. Wie er damit umgeht, beeindruckt einen ganzen Verein.

Es gibt an der Rennbahn keinen, der aktuell nicht über beide Ohren strahlt, wenn die zweite Mannschaft von der SpVg. Linderhausen trainiert. Das liegt nicht etwa daran, dass es besonders gut für den Fußball-B-Ligisten laufen würde, sondern ausschließlich daran, dass Hakim Celik seit Anfang des Jahres wieder mit großer Motivation und vor allem komplett gesund mittrainiert. Der erst 19-Jährige hat den Kampf gegen den Krebs eindrucksvoll gewonnen und greift jetzt im Leben und im Fußball wieder voll an.

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Die positive Einstellung schimmert bei Hakim Celik bei jedem Satz durch, wenn er über seine überstandene Erkrankung spricht. Bei ihm wurde vergangenen Sommer Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert. Wie stark der junge Mann damit umgeht, ist beeindruckend. An fast jedem würde der Kampf wohl bitter nagen, Celik dagegen scheint das alles einfach so abzuschütteln und nur das Positive mitzunehmen.

Celik hat keine Angst mehr vor dem Krebs

Wenn er von den schlimmen Seiten der Krebserkrankung spricht, wirken seine Antworten ein wenig so, als hätte er vorher kaum darüber nachgedacht und würde sich gerade das erste Mal damit auseinandersetzen. „Ja klar, natürlich ist immer eine Sorge da, dass der Krebs zurückkommt“, sagt er.

Ich habe mir vor Kopf gehalten, was ich im Leben erreichen und schaffen will. Mir den Kopf zu zerbrechen, bringt mir am Ende des Tages auch nichts.
Hakim Celik, Fußballer bei der SpVg. Linderhausen

Es folgt schnell das große Aber. Denn Angst, das wird sofort klar, hat er nicht wirklich. Die Krankheit hat ihn nicht schwächer gemacht – sondern viel stärker. „Es ist relativ unwahrscheinlich, dass diese Krebsform zurückkommt“, weiß er und schiebt direkt weitere positive Sätze hinterher: „Ich habe versucht, es positiv zu sehen. Ich habe mir vor Kopf gehalten, was ich im Leben erreichen und schaffen will. Mir den Kopf zu zerbrechen, bringt mir am Ende des Tages auch nichts.“

18 Wochen Kampf enden für Celik glücklich

Die Prognose von Hakim Celik sieht gut aus. Mit einem Knubbel am Hals kam er vor einem halben Jahr aus dem Urlaub zurück, der sich später als ein Hodgkin-Lymphom herausstellte, der gestreut hatte. Ein paar Tage später wurde der Knubbel operativ entfernt. Es folgte die Chemo-Therapie. Insgesamt sechs Chemotherpie-Zyklen hatte er, zwei mehr als ursprünglich geplant. Über 18 Wochen bis in den Dezember zog sich die Behandlung. Am 9. Januar fand dann der finale Check statt, ob er krebsfrei ist. Am 21. Januar erhielt er die beste Nachricht, die er bekommen konnte: Hakim Celik hat den Krebs besiegt.

Die ersten Trainingswochen waren hart. Nach so einer Chemo knallt das auf die Lungen.
Hakim Celik über die ersten Einheiten nach seiner Krebs-Erkrankung

Lange hat er sich nach dieser Nachricht nicht Zeit gelassen, bis er wieder ins Training eingestiegen ist. Er möchte so schnell wie möglich wieder auf dem Platz stehen. Seit Anfang des Jahres trainiert er wieder. „Die ersten Trainingswochen waren hart. Nach so einer Chemo knallt das auf die Lungen“, muss er ehrlich gestehen. Nach knapp zwei Monaten Training sei er aber wieder fit. „Ich könnte spielen“, sagt er.

Die Liebe seines Teams und seine Liebe zum Fußball haben Hakim Celik während der Chemotherapie immer wieder Kraft gegeben.
Die Liebe seines Teams und seine Liebe zum Fußball haben Hakim Celik während der Chemotherapie immer wieder Kraft gegeben. © Lukas Brechtefeld | Lukas Brechtefeld

Er wartet nur noch, dass sein Trainer ihn aufstellt. Dieser schaut aktuell von Woche zu Woche: „Wir sind alle stolz auf den Jungen. Es ist erstaunlich, dass er schon so weit ist und das zeigt, was für ein Kämpfer er ist“, sagt sein Coach Julian Marquardt. Eventuell könnte es schon an diesem Sonntag gegen den SuS Volmarstein II soweit sein.

Die Motivation, wieder für meine Trainer und Jungs kicken zu können und ihnen die Liebe zurückzugeben, die ich bekommen habe, hat mich am meisten motiviert.
Hakim Celik über seine Motivation, wieder spielen zu können

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Sein letztes Spiel liegt schon über ein halbes Jahr zurück. Doch trotzdem hatte Celik nie das Gefühl, weg zu sein. „Ich war fast jedes Wochenende am Platz und habe mitgefiebert. Die Trainer haben mich auch immer bei Besprechungen oder im Kreis dazugenommen. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich außen vor bin, sondern immer, dass ich Teil der Mannschaft bin“, sagt Celik. Besonders Kraft gegeben hat ihm in der ganzen Zeit der Fußball. „Ich spiele schon mein Leben lang und die Motivation, wieder für meine Trainer und Jungs kicken zu können und ihnen die Liebe zurückzugeben, die ich bekommen habe, hat mich am meisten motiviert“, so Celik.

Auch neben dem Platz hat Celik klare Pläne

Neben dem Fußball hat er weiter fest im Blick, eine Ausbildung bei der Polizei zu machen. Nach seinem bestandenen Abitur und vor seiner Erkrankung hatte er sogar schon eine Personalnummer. Jetzt hat er sich erneut beworben.

Hakim Celik wirkt stärker als vor der Krankheit und hat aus den vergangenen Monaten viel mitgenommen. „Ich war generell schon ein positiver Mensch. Das Ganze hat mich noch positiver gemacht und ich habe meinen Mehrwert draus gezogen. Ich bin dem Leben gegenüber noch ambitionierter und zielstrebiger geworden“, sagt er. Mit seiner Geschichte beeindruckt er nicht nur seine Mannschaft und sein Umfeld, sondern den gesamten Fußballkreis.