Tiwi/Gevelsberg. Im neunten Jahr nach Gründung hat „Tiwi Ndogo“ ein ambitioniertes Ziel erreicht. So steht es um den Verein aus Gevelsberg, der in Kenia hilft.

Es ist immer noch etwas Besonderes für Mustafa Balci und Roberto Buchholz. Und dabei sind sie oft hier. Oder wie im Fall von Mustafa Balci lange. Vier bis fünf Monate verbringt der gebürtige Gevelsberger und inzwischen in Berlin wohnhafte Balci an der kenianischen Küste. Sein Beruf lässt es zu, dass er so viel Zeit in Tiwi verbringen und seinem Herzensprojekt nachgehen kann. „Tiwi Ndogo“ heißt das Projekt, das ihn gemeinsam mit zehn Mitstreitern seit neun Jahren dazu bewegt, den Menschen in Kenia unter die Arme zu greifen.

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Aktuell sind Balci und Roberto Buchholz wieder einmal vor Ort. „Wir machen uns hier ein Bild von den Entwicklungen“, sagt Buchholz. Und diese Entwicklungen sind enorm. Unter all den verschiedenen Projekten, die der gemeinnützige Verein in Kenia umsetzt, ist das Projekt „Wasser marsch“ eine ganz besondere Geschichte. „Wir haben uns irgendwann einmal das Ziel gesetzt, 100 Brunnen zu bauen“, berichtet Buchholz. Aktuell begutachten er und Balci den Fortschritte am insgesamt 92. Brunnen dieses Projekts – bei der Fertigstellung und der Inbetriebnahme des 91. Brunnens waren sie vor Ort.

Mustafa Balci (rechts am Mikrofon) sprich vor dem Start des Tiwi Ndogo-Cups zu den Menschen.
Mustafa Balci (rechts am Mikrofon) sprich vor dem Start des Tiwi Ndogo-Cups zu den Menschen. © Unbekannt | Mustafa Balci

Finanziert wird der Bau dieser Brunnen über Spenden. Ein Brunnen kostet je nach Aufwand unterschiedlich viel, durchschnittlich rechnet die Entwicklungsinitiative aber mit einer Summe von 1800 Euro pro Brunnen. Bei 100 Brunnen kommt man da entsprechend auf rund 180.000 Euro. „Die Finanzierung für den 100. Brunnen steht seit kurzem, das ist ein echter Meilenstein“, sagt Buchholz. Nicht für ihn, wie er betont, sondern für die Menschen vor Ort. Diese haben damit an vielen Punkten sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser. „So müssen die Frauen, die hier in der Regel das Wasser mit mehreren schweren Kanistern transportieren, nicht mehr so weit zum nächsten Brunnen laufen“, sagt Buchholz.

Bohren mit alten Geräten

Gebohrt und installiert wird von örtlichen Dienstleistern, was der Initiative besonders am Herz liegt. So bleibt das Geld nämlich nicht nur in der lokalen Wirtschaft, hinzukommend kennen die Arbeiter vor Ort die Gegebenheiten am besten. Bis zu 50 Meter tief geht es in die Erde, ehe dann Wasser zu finden ist, das via Brunnen nach oben gefördert werden kann. „Und das machen die mit einem Gerät, wie es unsere Großeltern früher für ihre kleinen Brunnen im Garten benutzt haben“, sagt Buchholz.

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Neben den Brunnen kümmert sich Tiwi Ndogo auch im neunten Jahr um mögliche Schulpatenschaften für kenianische Kinder. Mit 400 Euro im Jahr werden die Kosten für ein komplettes Schuljahr gedeckt. Bücher, Uniformen, das Mittagessen oder den Transport können von den Spenden bezahlt werden, die Kinder können so am Unterricht einer Privatschule teilnehmen. „In den öffentlichen Schulen sitzen teilweise 60 Kinder und mehr. An der Privatschule sind es 20 bis 25, was natürlich ein viel besseres Lernumfeld ist“, weiß Mustafa Balci. 38 dieser Patenschaften gibt es im Moment.

Mustafa Balci im Gespräch vor Ort.
Mustafa Balci im Gespräch vor Ort. © Unbekannt | Mustafa Balci

Doch damit ist noch nicht Schluss bei Tiwi Ndogo. Das Projekt „Pflaster drauf“ kümmert sich um humanitäre, soziale und medizinische Notfälle. Hier wird vor allem finanziell mittellosen Menschen vor Ort mit unmittelbarer Unterstützung geholfen. Und dann ist da noch die Hilfe, die Balci, Buchholz und Co. auch außerhalb der genannten Projekte leisten.

Einkaufen als Abenteuer

So wie kurz vor Weihnachten beispielsweise. Da setzte sich Balci in einen Transporter und fuhr in die nächstgrößere Stadt, um ausreichend Lebensmittel für die Feiertage zu besorgen. „Was man da plant und vielleicht auch im Vorfeld bestellt und was man dann tatsächlich bekommt, ist schon spannend“, sagt Balci. Zeit müsse man dann mitbringen – und eine Menge Geduld. „So wie bei uns“, sagt der in Berlin lebende Balci, „ist das nicht. Hier geht man nicht in den Supermarkt und bekommt, was man braucht.“

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Ihr Engagement vor Ort soll mit dem Erreichen des gesetzten Meilensteins nicht zu Ende sein, viel mehr scheint es eine Motivation zu sein, den Menschen in Tiwi auch in Zukunft zu helfen. Wobei sie eigentlich gar nicht helfen möchten, viel mehr möchten sie ihre Arbeit als Hilfe zur Selbsthilfe verstanden wissen. „Die Sache steht im Vordergrund“, sagt Mustafa Balci und klingt dabei ziemlich überzeugend. Dafür richten die Mitglieder des Vereins auch nach neun Jahren teilweise ihr Leben noch gänzlich danach aus.