Gevelsberg. Die DFB-Kapitänin steht zu ihrer Heimat Silschede, wo man sich noch genau an ihre Anfänge auf roter Asche und in zu großen Trikots erinnert.

Die Verbindung ist bis heute nicht abgerissen, dafür ist Alexandra Popp einfach zu heimatverbunden. Die Kapitänin der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Frauen hat ihre Wurzeln bis heute nicht vergessen. „Ich darf sie immer noch ‘Puppe’ nennen“, sagt Horst Westermann und lacht. Er war der erste Trainer in der Karriere von Alexandra Popp bei ihrem Heimatverein FC SW Silschede – und kann sich noch gut an dieses junge Mädchen erinnern, das einfach immer nur Fußball spielen wollte.

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Als Popp mit dem 1995 ihren ersten Spielerpass erhielt, spielten die Fußballerinnen und Fußballer im Silscheder Waldstadion noch auf Asche. Einen Nebenplatz wie heute direkt neben dem Vereinsheim gab es nicht. „Alex hat jede Halbzeitpause oder die Zeit zwischen den Spielen genutzt, um auf den Platz zu gehen“, erinnert sich Horst Westermann. Wurde es ihr zwischen den Spielen mal zu langweilig, nahm sie sich einen Ball und spielte hinter den Toren – egal ob mit oder ohne Mitspieler.

Wenig zimperlicher Umgang prägt

Die gab es aber natürlich. So wie Alex Flüs, der von Minikickern bis zu Popps Wechsel zum 1. FFC Recklinghausen im Jahr 2007 mit ihr zusammen spielte. „Wir sind damals nicht gerade zimperlich mit ihr umgegangen“, erinnert sich Flüs. „Aufhalten konnte sie sowieso keiner“, so Flüs weiter. Wahrscheinlich war es dieser Umgang, der Alex Popp in ihrer Spielweise so robust gemacht hat. Das zeigt sich aktuell auch bei der ersten Europameisterschaft, die Popp in ihrer langen Karriere nach vielen Verletzungen in den Vorjahren spielt. Gleich in ihren ersten beiden Auftritten bei einer EM traf Popp – auch, weil sie sich gegen ihre Gegenspielerinnen durchzusetzen weiß.

Da war das Trikot noch etwas zu groß: Alexandra Popp als junges Mädchen bei einem Hallenfußballturnier in Ennepetal.
Da war das Trikot noch etwas zu groß: Alexandra Popp als junges Mädchen bei einem Hallenfußballturnier in Ennepetal. © Unbekannt | Horst Westermann

Das war schon immer so, auch wenn die Gegenspieler bis zur Altersgrenze von 14 Jahren fast immer Jungs waren. „Manche haben vor den Spielen Witze gemacht: Guck mal, die haben ein Mädchen dabei“, erinnert sich Popps ehemaliger Mitspieler Lukas Theis. „Spätestens wenn sie nach zehn Minuten gefühlt drei Tore gemacht hat, hat keiner mehr gelacht“, weiß er. Und das entlud sich bei ihren männlichen Gegenspielern und deren Eltern dann auch schon einmal in Frust. Groß gestört hat Alex Popp das aber nie. „Ich musste dann nur ‘Puppe auf’ rufen und sie lief kurz darauf schon wieder dem Ball hinterher“, erinnert sich Horst Westermann.

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Der ließ seine damalige Spielerin einfach machen, denn bremsen konnte Westermann Alex Popp ohnehin nicht. Auch wenn sie damals, in ihren ersten Tagen auf dem Fußballplatz, beinahe schon aufgehört hätte. „Hier sind ja nur Jungs, ich gehe jetzt mal zum Turnen“, sagte sie laut Westermann damals zu ihm. Er ließ sie gehen – wohlwissend, dass Popp wieder zum Fußball kommen würde. Das junge Mädchen wollte damals mal etwas ausprobieren, wo mehr Mädchen sind – um kurz darauf festzustellen, dass ihr das nicht liegt. „Drei oder vier Mal hat sie gefehlt, dann stand sie wieder am Platz“, erinnert sich Westermann.

Popp verwandelte die Ecken teilweise direkt

Der erste Trainer der heutigen DFB-Kapitänin ist stolz, dass „seine“ Spielerin es dorthin geschafft hat, wo sie heute ist. Dass es soweit kommt, sei zwar damals noch nicht absehbar gewesen, einmalige Qualitäten hatte Alexandra Popp aber auch in ihren frühen Tagen bereits. „Sie war die einzige im Team, die die Ecke auch bis zum Tor brachte“, weiß Westermann. Teilweise landeten diese von der E-Jugend-Spielerin Popp getretenen Ecken auch direkt im gegnerischen Gehäuse. „Außerdem hatte sie auch damals schon einen furchtbar festen Schuss – und das mit beiden Füßen“, schildert der heute 70 Jahre alte Westermann die außergewöhnlichen Fähigkeiten von Alexandra Popp.

Die Qualität der Bilder lässt darauf schließen: Das sind die Anfänge von Alexandra Popp auf der Asche im Silscheder Waldstadion.
Die Qualität der Bilder lässt darauf schließen: Das sind die Anfänge von Alexandra Popp auf der Asche im Silscheder Waldstadion. © Unbekannt | Horst Westermann

Diese Fähigkeiten sind am kommenden Samstag wieder zu bestaunen, wenn Popp mit der DFB-Auswahl zum Abschluss der Gruppenphase auf Finnland trifft. Der Einzug ins Viertelfinale ist bereits unter Dach und Fach, und so planen viele Freunde von Alex Popp aus Silschede, den Weg nach England auf sich zu nehmen. „Wenn das mit der Arbeit passt und sie ins Halbfinale einziehen, wollen wir hin“, sagt Alex Flüs. Egal wo sie dann auflaufen wird, wird sich „Poppi“ wieder für ihr Team aufopfern. Schon in der Jugend war sie flexibel einsetzbar. „Am liebsten aber hat sie Tore geschossen“, erinnert sich Horst Westermann. Eine Tatsache, die sich bis heute nicht geändert hat.

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Westermann wird die Spiele aus seiner neuen Heimat im Münsterland verfolgen. Und wenn er seine ehemalige Spielerin bald mal wieder in Silschede trifft, dann wird er sie wieder so ansprechen wie damals. „Ich habe sie mal gefragt, ob das für sie in Ordnung ist, wenn ich sie ‘Puppe’ nenne“, sagt Westermann. „Sie hat dann gesagt, dass ich sie immer so nennen darf.“ Ihre Wurzeln hat Alexandra Popp eben nicht vergessen – und die liegen in Silschede.