Gevelsberg. Es ist ein Glücksfall für den FSV Gevelsberg, dass Stefanos Liavas beim Bezirksligisten gelandet ist. Der Grieche hat aber ganz andere Ziele.
Nach Borussia Dortmund, Schalke 04 und PAOK Saloniki jetzt der FSV Gevelsberg: Der gerade 20 Jahre alte Stefanos Liavas hat als jetzt jüngster Spieler im Kader von Trainer Wolfgang Hamann schon eine bewegte fußballerische Vergangenheit vorzuweisen. „Ein sehr interessanter Junge, der uns auf alle Fälle weiterhelfen wird. Er verfügt über eine gute Technik, ist stark in Eins-gegen-Eins-Situationen und mit toller Schusstechnik gesegnet. Ich denke, dass wir ihn sehr schnell in unser Spiel integriert bekommen werden“, sagt der Trainer. Am vergangenen Spieltag hat Stefanos mit einem 20-minütigen Einsatz sein Debüt in der Bezirksliga-Mannschaft gegeben.
„In Wetter habe ich ihn in den letzten 20 Minuten gebracht, um den Druck aus dem Mittelfeld zu erhöhen. Ich opferte einen der beiden Sechser, um ihn als Zehner zu bringen“, erläutert Wolfgang Hamann. Da er nach einer Verletzung noch Trainingsrückstand hatte, war der Zugang zunächst noch auf der Bank geblieben.
Über Schalke und Saloniki nach Gevelsberg
Sein Weg zu den Bachtalern war – angesichts vieler Stationen verständlich – alles andere als geradlinig. Die Grundlagen des Fußballspielens hatte der offensive Mittelfeldspieler beim international bekannten griechischen Verein PAOK Saloniki, dreifacher Landesmeister und achtfacher Pokalsieger, erlernt. Dort spielte er bis zur U12, kam dann nach Deutschland, wo Scouts des FC Schalke 04 bei einem Fußballcamp – ausgerechnet – des BVB auf das Talent aufmerksam wurden und es für die U13 nach Gelsenkirchen holten.
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Mit der Schalker U13 spielte er zahlreiche Turniere. Der erste Platz beim „VW Master Cup“ in Münster bleibt in Erinnerung, bei dem Liavas zum besten Spieler des Turniers gekürt wurde. Und natürlich ein Turnier im Juni 2015 in Berlin, nach dem es für die Jungs zum Champions League-Finale ins Olympiastadion ging, das der FC Barcelona mit 3:1 gegen Juventus Turin gewann. Gegen „Barça” hatte Liavas schon mit der U12 von PAOK selbst einmal gespielt.
Vater lotst Liavas zum FSV Gevelsberg
Drei Jahre blieb Liavas bei den Königsblauen, dann wechselte er als B-Jugendlicher zum FC Iserlohn und als A-Junior zur U19 der TSG Sprockhövel in die Westfalenliga. Nach einem weiteren Aufenthalt in Thessaloniki, wo ihn allerdings eine hartnäckige Zerrung in der Kniekehle sieben Monate außer Gefecht setzte, wies Vater Janni Liavas, der seit langem das bekannte griechische Restaurant „Saloniki“ in Gevelsberg bewirtet, seinem Sohn den Weg zum FSV. Vor Jahren war er mit Trainer Wolfgang Hamann befreundet gewesen. Nachdem sich die Wege im Zuge der Familiengründungen getrennt hatten, fanden beide jetzt wieder zusammen.
Für den Gevelsberger Bezirksligisten ist Liavas, der seit sieben Wochen dort mittrainiert und sich sehr wohlfühlt, zweifellos eine Verstärkung. „Das sind gute Jungs, und der FSV hat einen guten Namen“, sagt Stefanos. Und sein Trainer bestätigt: „Er kommt bei den anderen Spielern gut an.“ Jetzt will der junge, fast schmächtig wirkende Mittelfeldspieler mit seinem neuen Team noch einen erfolgreichen Saisonabschluss hinlegen. „Wie viele Punkte Vorsprung hat der Spitzenreiter?“ wollte er im Gespräch mit dieser Zeitung wissen. Dass der Kiersper SC mit 15 Zählern Differenz bei noch acht ausstehenden Spielen enteilt ist, findet Liavas schade, freut sich aber, dass Platz zwei noch möglich ist. Jetzt hofft er vor allem verletzungsfrei zu bleiben.
Platz in Gevelsberg schöner als viele in Griechenland
Das Gevelsberger Stadion hat es dem Neuzugang des FSV angetan. „Das Sportgelände hier ist wesentlich besser als die Plätze in Griechenland“, berichtet Stefanos, „außerdem gibt es in Deutschland viel mehr Ligen und dadurch eine größere Konkurrenz.“
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Allerdings lebt der Junge zurzeit sowohl in Griechenland als auch in Deutschland. Vier zu zwei lautet die Formel – vier Wochen in Gevelsberg, zwei Wochen in Thessaloniki. Denn dort absolviert Liavas ein Sportstudium. „Es ist unfassbar, was er an Schusskraft aus seinen dünnen Beinen herausholt“, schwärmt er von seinem neuen Schützling. Ob der über das Saisonende hinaus dem FSV treu bleibt, kann er nicht versprechen. Denn den „großen“ Fußball hat Stefanos nicht aus den Augen verloren. Wie die Reise weitergeht, das wird auch Günter Kutowski mitbestimmen. Der frühere BVB-Profi ist der Berater des 21-Jährigen.