Menden. . Wolfgang Reutlinger trainiert beim SV Menden die U14 Mannschaft und damit die letzten Spieler im Verein. Die Zukunft sieht für ihn düster aus.

Die Wörter Basketball und Menden gehen schon lange nicht mehr Hand in Hand. Das Interesse am orangenen Ball schwindet mehr und mehr. Die Sportart könnte sogar völlig wegfallen, wenn Wolfgang Reutlinger als Trainer der Jugendmannschaft aufhört. Denn er ist der letzte Übungsleiter in Menden. Im Gespräch mit der Westfalenpost erklärt er, wo das Problem liegt und wie der Basketball wieder florieren könnte.

Westfalenpost: Herr Reutlinger, wieso gibt es seit zweieinhalb Jahren keine Basketballmannschaft mehr beim SV Menden?

Wolfgang Reutlinger: Es hat sich einfach zerschlagen. Ich bin seit 1994 Trainer in Menden. Zu der Zeit waren wir noch groß und gut aufgestellt und es gab auch viele Mannschaften. Dank des Trainers, Schiedsrichters und Sportlehrers am Walram Gymnasium Irdaj Yazdani wurden viele Talente zur Basketball vermittelt. Mit seinem Ruhestand hörte das auf. Die guten Spieler gingen dann nach Iserlohn, um dort höherklassig zu spielen. Der letzte Ballon platzte mit dem neu formierten Jugendteam, das damals aus 15 hoffnungsvollen Spielern bestand. Nach dem Abitur waren bis auf zwei alle in ganz Deutschland studieren.

Wurde seitdem versucht, wieder etwas auf die Beine zu stellen?

Ich bin in Schulen unterwegs und versuche dort, Werbung für Basketball zu machen. Seit drei Jahren arbeite ich in der Realschule und wir veranstalten im Rahmen eines Projektes mit dem 9. Jahrgang ein Drei-gegen-Drei-Turnier. Die beiden Turniere sind gut laufen und mehr als 30 Mannschaften nahmen teil. Aber es bleibt nichts hängen. Sie interessieren sich zu 95 Prozent für andere Sportarten, sind aber beim Projekt voll und ganz dabei.

Wie ist es an Grundschulen?

Auch hier bin ich aktiv und bringe Basketball den vierten Klassen näher. Für den Kreisentscheid haben wir eine Mannschaft aufgestellt aus allen vierten Klassen der Anne-Frank-Schule und sind bei dem Turnier dann unglücklich siebter geworden, wobei Platz drei zum Greifen nah war. Diesen Dezember probieren wir es erneut in der Grund- und Realschule. Es kommen zwar immer wieder mal Kinder zum Schnuppern, aber andere gehen dafür. Andere Sportarten werden immer wichtiger und so führt der Basketball ein Schattendasein in Menden.

Wie erklären Sie das mangelnde Interesse an Basketball in Menden?

Die Tendenz dazu war schon früher zu erkennen. Aber es fängt schon in der Schule an, wenn es kaum Sportlehrer an den Grundschulen gibt, so bleibt manchmal die Begeisterung auf der Strecke. G8 half natürlich auch nicht mit der mangelnden Freizeit für die Kinder. Die Lobby und die Idole außer Dennis Schröder und Dirk Nowitzki fehlen neben Fußball und Handball. Außerdem sind die Korbanlagen zahlenmäßig stark begrenzt.

Wie sieht es mit der Hobbymannschaft aus?

Irgendwann kamen die Streetballer, die sich in der Halle treffen, um zu spielen. Aber auch die suchen Spieler. Mit mehr Personal hätten sie definitiv das Zeug, eine Mannschaft zu stellen, die auch mit anderen in der Kreisliga mithalten kann. Aber sechs konstante Spieler reichen nicht für einen Spielbetrieb aus.

Wie steht es um den Nachwuchs?

Ich habe ein paar Jungs und Mädels Jahrgang 2005 und jünger. Das sind knapp 20 Leute, aber auch mit sieben Jahren Altersunterschied dabei. Da ist es auch schwer, eine Mannschaft zu bilden, aber sie sind mit Begeisterung dabei.

Wo liegen Ihre Hoffnungen?

Ich hoffe, dass das Bestreben an den Grundschulen und den weiterführenden Schulen Früchte trägt und dass auch mehr Platz für Basketball im Sportunterricht entsteht. Aber das ist natürlich schwierig zu beeinflussen. Sonst versuche ich noch, Teams zu finden gegen die meine U14 spielen kann. Jetzt versuche ich mein Glück in Garbeck, Plettenberg und Fröndenberg. Oft sind diese Mannschaften am Wochenende im Spielbetrieb involviert und schwer zu Freundschaftsspielen zu bewegen.

Das klingt eher pessimistisch mit Blick auf die Jugendmannschaft.

Ja, mein Siebenjähriger ist abends zum Beispiel platt, wenn er um 18 Uhr und bis halb acht trainiert. Mit einmal in der Woche Üben ist es auch nicht getan. Da muss auch privat trainiert werden, um die Verbesserungen zu erzielen. Um weiter zu kommen, muss mindestens zweimal in der Woche Training von 90 Minuten erfolgen. Auch die Freizeit muss dann herhalten.

Wie könnte Basketball in Deutschland und Menden an Bekanntheit zunehmen?

Das hängt von den Spielern ab, die Werbung machen. In den Schulen könnten vielleicht Zettel und Sticker angebracht werden, wenn die Schulleitungen das mitmachen. Sonst hat auch die Nationalmannschaft das Potenzial, dazu beizutragen, den Basketballsport bekannter und attraktiver zu machen. Auch die Hinzunahme von bekannten Spielern aus der 2. Bundesliga im Training oder bei den Turnieren steigert die Popularität.

Ist es hilfreich, dass jetzt sieben Spieler in der NBA spielen?

Sie helfen auch. Aber meine Nachwuchsspieler schauen sich die Spiele gar nicht an. Früher haben wir bei den Spielen die Bewegungen abgeschaut. Das probierten wir im Training dann aus. Daher rede ich meiner Mannschaft auch immer zu und sage, dass sie sich die Spiele mal ansehen sollten. Das Interesse wird dadurch immens gesteigert und weitergegeben. Ich glaube, der Sport lebt von der Mund-zu-Mund-Propaganda.