Sundern. Die Volleyballerinnen des RC Sorpesee reisen am Samstag nach Cottbus. Mit von der Partie: Kevin Mattig, der eine Art sprechender Spion ist.

Eine Frage beschäftigt Kevin Mattig, Scout und Hallensprecher des RC Sorpesee, im Gespräch mit dieser Zeitung doch länger, sodass er am Ende noch einmal auf sie eingeht. Was Sport für ihn sei, lautet die Frage. Und die Antwort zeigt, welch große Rolle der Sport in Mattigs Leben einnimmt. „Es sind die Begeisterung, die Leidenschaft und die Emotionen, die für mich den Sport auszeichnen. Wenn ich das Gefühl habe, jemand macht das, was er liebt, mit Hingabe, fesselt mich das einfach“, antwortet er. So bewältigt Mattig seine vielfältigen Aufgaben rund um den Zweitligisten.

Mattig: „Ein geiler Sport“

Der seit 2018 als Hallensprecher tätige Mattig kommt ursprünglich aus dem Fußball, doch der Volleyball fasziniert ihn damals sehr schnell. Die Schnelllebigkeit, die Intensität und die kurzen Ballwechsel, die vielen Erfolgserlebnisse, aber auch die Rückschläge innerhalb einer Partie – die Liste an Pro-Argumenten ließe sich unendlich fortführen. „2016 bin ich mit einem Freund, dessen Freundin in der Mannschaft spielte, zu einer Partie gegangen und ich habe nach kurzer Zeit gemerkt, was das für ein geiler Sport ist“, erzählt Mattig. Kurz darauf rutscht der 31-Jährige immer mehr in das Fanlager des RCS.

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Mit eigenen Ideen und Ansätzen versucht er, die „Blaue-Wand“ weiter zu formen. Er sorgt für einheitliche Trikots und verbessert den Markennamen. Zusammen mit den bereits existierenden Fans vergrößert er das Fanlager stetig. Darüber hinaus findet der in Neheim wohnhafte Mattig mehr und mehr Gefallen daran, selbst Volleyball zu spielen.

Seit drei Jahren ist er inzwischen auch Teil des Trainerteams der ersten Frauenmannschaft rund um Chefcoach Julian Schallow. Dort füllt er die Rolle als Scout aus. Aber anders, als man es aus dem Fußball kennt, ist seine Aufgabe nicht, neue Talente an Land zu ziehen, sondern den Gegner vor und während des Spiels genaustens zu analysieren. Eine Funktion ist das, die ihm durchaus vertraut ist durch seinen Trainerjob bei der C-Jugend des TuS Sundern. „Für mich ist Kevin mehr als nur ein Scout. Er unterstützt uns fast immer im Training, und durch seine Tätigkeit als Hallensprecher auch den gesamten Verein. Für mich ist es super wertvoll, dass wir uns untereinander austauschen können. Er bringt uns auf ein neues und besseres Level“, erzählt Cheftrainer Schallow.

Ein schlafender Riese

Während sich Mattig am Tag eines Heimspiels vollkommen auf seine Hallensprecher-Rolle fokussiert und sich um die Technik des Streams kümmert, bleibt seine Rolle als Scout keineswegs auf der Strecke. Bereits vorab tauscht er sich mit Schallow über den Gegner aus. Bei den Auswärtspartien steht er auch innerhalb eines Matches zur Verfügung. „Ich schaue mir im Vorhinein die letzten Begegnungen der Gegner an. Dabei achte ich auf das Angriffsverhalten oder gewisse Muster, welche im Spiel auftreten, auf die wir dann im Training eingehen können“, erklärt Kevin Mattig.

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Auch während eines Spiels beobachtet der Jugendcoach den Gegner und tauscht sich bei Auffälligkeit mit dem Team aus. Damit nicht zu viele Instruktionen auf das Team einprasseln, ist die Kommunikation klar strukturiert. „Julian kümmert sich vorrangig um unsere Mannschaft, während Co-Trainer Martin Bartel eher auf die Annahme- und Aufschlagtaktik des Gegners achtet. Ich bin dann meistens auf der anderen Seite und schaue mir an, wie zum Beispiel die Feld-Blockabwehr aussieht“, verrät Mattig. Bei allem, was er tut, handelt er stets im Dienst der Mannschaft oder auch des Vereins. „Wenn ich als Wasserträger gebraucht werde, mache ich auch das“, sagt Mattig – mit einem Lachen im Gesicht.

Sorpesee: Sinnbildliches Motto

Er lebt den Volleyballsport, weshalb er auf die Entwicklung des RCS besonders stolz ist. Seit dieser Saison spielen die Frauen wieder in der 2. Bundesliga Nord. Ein „verdienter Lohn“ sei das, besonders nach der Rekordspielzeit zuvor. Der Verein verfüge über starke und treue Partner und das Motto „Wir gemeinsam“ stehe sinnbildlich für die Entwicklung. Zudem ist der Scout davon überzeugt, dass der Verein noch weiterwachsen wird.

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„Wir haben uns etabliert und einen Namen gemacht. Natürlich brauchen wir auch in Zukunft noch weiter Unterstützung, aber ich bezeichne uns gerne als schlafenden Riesen, der nie seinen familiären Hintergrund oder seinen Charme verlieren wird“, sagt er. Damit sich der Riese mindestens mal auf die Bettkante setzt absolviert Mattig seinen stressigen Alltag als C-Jugend-Trainer, Scout, Hallensprecher, Fotograf und Berufstätiger – mit Leidenschaft und Herzblut.

RCS am Samstag in Cottbus

Profifußballer würden zu diesem Auswärtsspiel per Flugzeug anreisen – oder wenigstens mit dem Bus am Tag zuvor. Allerdings sind die Rahmenbedingungen bei den Volleyballerinnen des RC Sorpesee in der 2. Bundesliga Nord andere, sodass der Mannschaft von Cheftrainer Julian Schallow ein fast 24-Stunden-Trip bevorsteht, um am Samstag um 16 Uhr das Auswärtsspiel beim SV Energie Cottbus zu bestreiten.

„Es geht ja in aller Herrgottsfrühe los“, sagte der Trainer mit Blick auf die lange Fahrt an die polnische Grenze. Umso mehr hofft er natürlich darauf, dass auf der Rücktour der erste Auswärtssieg dieser Saison im Gepäck des aktuell Tabellenneunten sein wird. „Bislang waren wir auswärts noch nicht so gut unterwegs“, sagte Schallow und dachte an die 0:3-Pleite beim BBSC Berlin, der er auf Grund der bevorstehenden Geburt seines dritten Kindes allerdings nicht beiwohnte. Mittlerweile erblickte die kleine Dame das Licht der Welt und gibt dem Trainer weitere Motivation.

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„Cottbus ist ein sehr starker Gegner“, sagte Schallow, obwohl aus drei Spielen erst ein Punkt verbucht wurde, „aber wir fahren mit kompletter Mannschaft hin und wollen dort erfolgreich sein.“ Seine Nachwuchsspielerinnen seien in den Ferien zwar auch beim Kadertraining des Verbandes gewesen, „aber das haben sie gut überstanden“