Arnsberg/Halle an der Saale. In der 1. Bundesliga wurden Handballerinnen heimlich in der Kabine gefilmt – von einem Vertrauten. Profi Thara Sieg aus Arnsberg ist geschockt.
Es war ein Schock für alle Betroffenen: Spielerinnen des Handball-Erstligisten TuS Metzingen haben in ihrer Spielerkabine zwei versteckte Kameras gefunden. Die Handballerinnen wurden offenbar heimlich in der Kabine, einem intimen Raum einer jeden Sportmannschaft, gefilmt. Ermittlungen der Polizei ergaben, dass ein Vertrauter aus dem näheren Mannschaftsumfeld offenbar der Täter war – der Verein trennte sich von diesem.
Die Ermittlungen gegen den mutmaßlichen Täter laufen derzeit. Aufgewühlt hat dieser Vorfall auch eine heimische Erstliga-Handballerin: Thara Sieg (20) aus Arnsberg spielt für den SV Union Halle-Neustadt, die „Wildcats“, die ein Ligagegner des TuS Metzingen sind.
Thara Sieg (Arnsberg): „Solch eine Aktion ist einfach nur pervers“
Der TuS Metzingen selbst reagierte geschockt – und kampfeslustig. „Diese widerliche Tat – zudem auch noch durch eine direkte Vertrauensperson –, ist einfach nur schockierend und hat uns alle sehr getroffen. Wir haben diesen Vorfall intensiv mit der Mannschaft besprochen. Wir werden uns durch so etwas nicht kleinkriegen lassen – und dass das Team sofort wieder Handball spielen möchte, ist ein sehr starkes Signal. Wir haben in dieser schwierigen Zeit von Polizei, Verband und anderen Mannschaften viel Unterstützung erfahren. Das hilft natürlich, und dafür bedanken wir uns“, sagte Manager Ferenc Rott. Das Team des TuS postete ein Mannschaftsfoto bei Instagram und schrieb dazu unter anderem: „Wir lassen uns von nichts und niemandem unterkriegen. Der Frauenhandball steht zusammen und wehrt sich entschlossen gegen all diejenigen, die uns und unseren Sport bedrohen.“
Im Gespräch mit dieser Zeitung gab auch Thara Sieg Einblick in ihr Gefühlsleben rund um diesen Vorfall, der sich in ähnlicher Form bereits im vergangenen September vor der Bundesligapartie zwischen HL Buchholz 08-Rosengarten und der SG BBM Bietigheim zugetragen hatte. Damals waren in den Kabinen beider Teams Kameras entdeckt worden. „Man rechnet im Sport mit sehr vielem, aber das ist natürlich einfach nur fürchterlich“, sagte die ehemalige Jugendspielerin des TV Arnsberg: „Sowohl für die Handball-Bundesliga der Frauen, aber vor allem für alle Betroffenen. Gerade, wenn man mitbekommt, dass das ein Vertrauter ist… Da fehlen einem die Worte. Solch eine Aktion ist einfach nur pervers und zum Fremdschämen.“
Eklat um Voyeurismus hat direkte Auswirkungen
Dass nach dem erneuten Vorfall nun ein großer Zusammenhalt in der 1. Bundesliga herrscht, stimme sie aber hoffnungsfroh, so Sieg, die am Donnerstag, 3. Februar, ihren 21. Geburtstag feiert. „Respekt und Stärke an alle, die so stark damit umgegangen sind! Es war stark zu sehen, welche Aktionen und Zusammenhalt für die betroffenen Mannschaften aufgerufen worden ist“, betonte sie.
Der Voyeurismus-Eklat beim Ligakontrahenten habe auch direkte Auswirkungen auf ihr eigenes Verhalten sowie das ihrer Mitspielerinnen bei den Wildcats gehabt. „Wir saßen in de Kabine und haben bei uns selbst überlegt, wo solche Kameras versteckt werden könnten. Das macht einem schon Sorgen! Allerdings hat das auch sehr viel mit Vertrauen zu tun – bei uns haben nur die Verantwortlichen einen Schlüssel für unsere Profiumkleide. Man kann da nur hoffen, mit den ,richtigen’ Menschen zu tun zu haben“, sagte Sieg. Gleichwohl mache sie so ein Vorfall „schon sehr wütend“.